Autohaus Beisswenger, Ellwangen: Zeichen setzen

Umbau & Modernisierung oder Abriss & Neubau? Vor dieser Frage stand auch das Autohaus Beißwenger vor zwei Jahren. Ralf Beißwenger hatte 1997 im Gewerbegebiet von Ellwangen ein Mitsubishi-Autohaus samt Händlervertrag übernommen. Heute ist sein Betrieb ein Zwei-Marken-Autohaus mit Hyundai (seit 2002) und Citroen (seit 2012) an Bord. Der Flachbau mit Pyramide, Baujahr 1992, erschien Beißwenger nicht mehr auf der Höhe der Zeit, und Citroen wünschte sich speziell für den Prozess der Fahrzeugübergabe eine bessere Raumsituation. "Mit diesem Wunsch lief Citroen bei mir offene Türen ein", erläutert Beißwenger, "zudem wollte ich für mich und mein Team einen neuen Ausstellungsraum, hoch und hell und transparent, in dem die Arbeit Freude macht und der hier im Gewerbegebiet weithin sichtbar Zeichen setzt", so der energische Mittvierziger. Umbau oder Abriss? Rund um die zitierte Frage "Umbau oder Abriss" ergab sich eine eher untypische Rollenverteilung: Der Bauherr wollte Abriss und Neubau, Generalunternehmer Borgers plädierte für eine Modernisierung des Baubestands. Borgers-Geschäftsführer Herbert Kaspari: "Es war zwar ein etwas angejahrter Autohausbau, aber in passablem Zustand. Deshalb unser Plädoyer für eine Modernisierung im Bestand, wir wollen für unsere Kunden ja immer auch die wirtschaftlichste Lösung erarbeiten." Mit seinem Wunsch nach Abriss und einem neuen "Leuchtturm" aber setzte sich der Bauherr durch, wenngleich ihm die Diskussion auch dies gezeigt hatte: "Mir wurde klar, die Borgers-Leute wollen mir nicht auf Teufel-komm-raus was verkaufen, sondern die optimale Lösung für diesen Standort finden, und das schätzt der Schwabe in mir sehr", so Ralf Beißwenger. Das im Wortsinn "konservative" Anliegen der Borgers-Planer musste dennoch nicht ganz unter den Tisch fallen: Es gelang, vorhandene Fundamente und die Bodenplatte in die Planung zu integrieren und so die Baukosten zu reduzieren, bei denen laut Beißwenger "eine Punktlandung gelungen ist". Auch die Treppenanlage wurde vor dem Abriss ausgebaut, gelagert, renoviert und im Neubau wieder montiert, wo sie nun Ausstellung und Galerie verbindet. Vernünftige Markentrennung Im Frühjahr 2014 konnte die neue Hyundai-Citroen-Ausstellung nach 7-monatiger Bauzeit eröffnet werden: In dem ca. 8 m hohen und rund 1.050 m² großen Showroom erschließt sich dem Besucher auf einen Blick das ganze Leistungsangebot des Hauses: Die separat stehenden, aber durch keine Trennwände getrennten Modelle von Hyundai und Citroen sowie die DS- Modelle unter spezifischen DS-Leuchten, der markenneutrale Empfang neben der zur Galerieebene (Büros, Chefbüro) führenden Treppenanlage, unter der man geschickt Kundenzentrum, Cafeteria und Zubehörausstellung gruppiert hat. Aus dem Showroom heraus führt eine Blickachse über die Serviceberater-Schreibtische bis in die Dialogannahme, die wie ein Relais Neubau und Baubestand (Werkstatt, Lager) miteinander verbindet. Die Dialogannahme gehörte zum Baubestand, wurde jetzt aber grundlegend modernisiert (neue Fliesen, neue Technik). Beim Thema Markentrennung fand man im Dialog mit beiden Importeuren eine vernünftige Lösung: Draußen signalisieren Pylone und Fassaden-Clips sowie zwei Eingänge die Marken Hyundai und Citroen. Drinnen gibt es keine Trennwände, die den Raumeindruck zerstören würden, nur der Citroen- und der Hyundai-Verkäuferarbeitsplatz sowie kleinere Marken-Displays symbolisieren die Markenwelten. Der Empfang ist markenneutral, als Fliese hat man die graue Hyundai-CI-Fliese in der ganzen Ausstellung verlegt, also auch im Citroen-Bereich. Apropos Hyundai-CI: Heute zeigt sich das Haus noch in der alten, blauen CI, da man genau in der Übergangszeit zur neuen, braunen CI gebaut hatte. Im Frühjahr 2015 soll dann auf Braun umgeflaggt werden, "die jetzt verlegten Fliesen bleiben aber natürlich an ihrem Platz", betont Ralf Beißwenger. Energieeffizienz Auch das Thema Energieeffizienz spielte beim Neubau eine wichtige Rolle. Die Dämmwerte übererfüllen die aktuelle EnEV, eine Ausrichtung der großen Glasflächen nach Norden und Westen minimiert den Faktor Sonneneinstrahlung. Drei über Thermostate gesteuerte Deckenlufterhitzer sorgen für eine reaktionsschnelle Heizung der Ausstellung, wichtig speziell in Ellwangen, das als "kaltes Eck" bekannt ist. Obwohl das Raumvolumen des Neubaus im Vergleich zum alten Flachbau deutlich gewachsen ist, dürften die Heizkosten dank bester Dämmung und einer generalüberholten Gasheizung mit neuem Brenner niedriger liegen als im Altbau. Beim Thema LED-Licht ging man getrennte Wege: "Im Bürobereich haben wir LED eingesetzt, in der Ausstellung hat sich das wegen der Raumhöhe von 7,40 m nicht gerechnet, deshalb haben wir hier auf konventionelle Technik und Schirmleuchten gesetzt", so Herbert Kaspari. Eine Photovoltaik-Anlage (80 kW) ist auf dem Werkstattdach seit 4 Jahren in Betrieb. Mit der Ausbeute, die ins Netz eingespeist wird, ist Ralf Beißwenger sehr zufrieden, sie liegt ca. 10 Prozent über den prognostizierten Werten. In Summe produziert er etwas mehr Strom, als der Betrieb selbst verbraucht. Künftig will er seinen Eigenstrom auch vermehrt selbst verbrauchen. Engpass Personal Neben Privatkunden und "small commercials" hat Beißwenger seit Jahren auch einen Großkunden: Mit dem Caritas-Verband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. hat er einen Fuhrpark-Managementvertrag. Dessen rund 120 Fahrzeuge betreut er (mit kooperierenden Werkstätten) in ganz Württemberg, vom Verkauf über die Wartung bis zur Unfallreparatur. Er kümmert sich persönlich um diesen Kunden, hat seinen 16-Mann-Betrieb auf diese Großkundenaufgabe eingestellt (geblockte Werkstattzeiten, Ersatzfahrzeuge etc.) und ist sichtlich stolz auf die Meisterung dieser unternehmerischen Herausforderung. Für die Zukunft ist Ralf Beißwenger optimistisch: Sein guter Standort (direkt an der A7-Ausfahrt) mitten im größten Gewerbegebiet der Ostalb hat mit dem Neubau nun den passenden Leuchtturm für ehrgeizige Ziele: "Bei Hyundai wollen wir unseren Marktanteil bei 7 bis 10 Prozent stabilisieren, bei Citroen gehe ich von einem starken Anstieg aus - da sind wir ja erst gestartet -, vor allem für das Geschäft mit leichten Nfz erwarte ich mir hier im Gewerbegebiet viel Bewegung. Das GW-Geschäft werden wir forcieren, und all das sorgt für steigende Werkstattauslastung." Ein Wermutstropfen mischt sich an dieser Stelle allerdings in den unternehmerischen Optimismus. "Unser größtes Problem derzeit: Gute Mitarbeiter für die Werkstatt zu finden."

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