Autohaus Griesbeck: Wieder aufgetaucht

Am 4. Juni 2013 um 18.30 Uhr kam das Wasser. Der zweieinhalb Kilometer entfernt liegende Isardamm brach und das Autohaus Griesbeck im niederbayerischen Deggendorf-Fischerdorf ging im wahrsten Sinne des Wortes unter. Die Bilder der Flutkatastrophe mit den schwimmenden Autos gingen um die Welt. "Wir hatten Wasserhöhen zwischen 1,80 und zwei Meter", blickt Inhaber Albert Schwinghammer zurück. 16 Monate später eröffnet das Jaguar Land Rover Autohaus wieder - jetzt in der neuesten CI. Auch die Volvo-, Ford- und Fiatbetriebe sind bereits im neuen Outfit saniert. Nur noch die Werkstatt braucht ein bisschen Farbe. Aber Handwerker waren in den letzten Monaten in der Region knapp. Deshalb ist Schwinghammer froh, dass er es überhaupt so schnell geschafft hat. Restinvestition 1,5 Millionen Euro Positiver Effekt der Katastrophe: Der Standort liegt jetzt bundesweit bei der Umsetzung der neuen Markenauftritte ganz vorne. 1,5 Millionen Euro hat das alles letztendlich noch gekostet, rechnet Schwinghammer zusammen. Angesichts eines Gesamtschadens von elf Millionen Euro, allein sechs Millionen bei den Fahrzeugen, ist er also noch glimpflich davongekommen. Für die Schäden an den Gebäuden kam weitgehend die Versicherung auf und auch bei den Autos wurde es nicht ganz so schlimm, wie zunächst befürchtet. Die 272 Fahrzeuge waren nämlich nicht alle Totalschäden. Deren Verkauf brachte doch noch einen Erlös von über einer Million Euro. Überwiegend gingen die Fahrzeuge in Autozerlegebetriebe in Tschechien und Ungarn. Die staatliche Aufbauhilfe erstattete zusätzliche 1,6 Millionen Euro. So musste der Betrieb letztlich "nur" die Modernisierungsmaßnahmen bezahlen, denn die Versicherungen haben nach Zeitwert abgerechnet. Trotzdem erscheint es immer noch unwirklich, dass man in diesen Autohäusern wieder arbeiten kann. Bei der ersten Bestandsaufnahme mit dem Boot hatte der Inhaber keine Chance mehr gesehen, seine Betriebe noch zu retten. Schon zwei Tage später war aber klar, dass er alles wieder aufbauen würde. "Erst in so einer Situation sieht man, was alles möglich ist, wenn es nötig wird." Rettungsdienste, Mitarbeiter und tatkräftige Hersteller halfen sofort. Versicherung und staatliche Aufbauhilfe kamen später. Viele Schäden zeigen sich erst später Heute würde er aber jedem raten, nicht auf die von der Versicherung gewünschte schnelle Regulierung einzugehen. "Viele Schäden zeigen sich erst nach Monaten", hat er inzwischen gelernt. So musste zum Beispiel im Jaguar Gebäude der Fliesenboden entfernt werden, da die darunter liegende Isolierung komplett durchnässt und in sich zusammengefallen war. Deshalb konnten die Fliesen nicht trocknen. Das wurde allerdings erst nach einer dreimonatigen Zeit mit stromfressenden Trocknungsanlagen festgestellt. Das Wichtigste war aber, dass es gelungen ist, die Kunden über die lange Zeit der Sanierung zu halten. Sie zeigten zwar von Anfang an Verständnis. "Irgendwann muss aber trotzdem wieder Leistung gezeigt werden und auch die Mitarbeiter müssen ihr Geld weiter verdienen", so Schwinghammer. Die Idee des Arbeitsamts, die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, wurde schnell verworfen. Positive Nebeneffekte Die bessere Lösung war, einen Notdienst in den anderen Standorten der Gruppe in Straubing und Plattling einzurichten. "Wir haben alle Mitarbeiter an Bord behalten und konnten so, trotz des fehlenden Standortes in Deggendorf, die Fahrzeugverkäufe und unser Servicegeschäft in den vergangenen 16 Monaten sogar noch steigern." Und noch ein positiver Nebeneffekt bleibt: Der Betrieb in Straubing wird künftig eine Land Rover Filiale beherbergen, denn er hat sich für die Marke, die vorher dort nicht vertreten war, bewährt. Auch in Deggendorf/Fischerdorf weht die britische Fahne wieder vor dem Autohaus. Mit seiner neuen aluminiumverkleideten Fassade bietet das an der Hauptstraße gelegene Gebäude rund 600 Quadratmeter modernster Verkaufsfläche für die Neufahrzeuge der britischen Premiummarken. Rund 750.000 Euro hat das Unternehmen für die umfassende Sanierung und den Einbau der neuen CI in diesem Bereich investiert. 250.000 Euro für die Außenanlagen werden noch hinzukommen. Der größte Batzen war für eine neue Elektroinstallation fällig. Dafür hat aber jetzt jedes Fahrzeug eine eigene Bodensteckdose. Versicherungsschutz bleibt Problem Außerdem wurden im neuen Autohaus zwei zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Damit kümmern sich jetzt zwölf Mitarbeiter um Verkauf und Service bei Jaguar Land Rover. Im Geschäftsjahr 2014 plant das Unternehmen, 140 Land Rover und 30 Jaguar abzusetzen. Im nächsten Jahr sollen es mindestens zehn Land Rover mehr und mit Hilfe des neuen Modells XE 50 Jaguar werden. Mittelfristig sollen die Verkäufe bei den britischen Premiummarken auf 250 Einheiten wachsen. Insgesamt beschäftigt die Autohausgruppe derzeit 98 Mitarbeiter und verkauft rund 2.500 Neuwagen. Ein Problem hat Schwinghammer aber noch: Die Flut hat seinen Versicherungsschutz gegen Hochwasser weggespült. Die VHV Versicherung hat Ende 2013 die Autohauspolice aufgekündigt, in der auch Hochwasserschäden integriert waren. Grund: zu hohes Risiko für den Versicherer. Den anderen Autohändlern in der Region ging es ebenso, denn der Ortsteil Fischerdorf gilt seit dem Ereignis als Risikozone mit der Gefährdungsklasse ZÜRS vier, nach der alle zehn Jahre eine Überschwemmung auftreten kann. Es gibt zwar inzwischen wieder ein Angebot eines Versicherers, aber die Prämie ist mit 250.000 Euro im Jahr viel zu hoch. Bleibt also nur die Hoffnung, dass es bei dem einen "Jahrhunderthochwasser" bleibt und neue Verhandlungen mit Versicherungen vielleicht in den nächsten Jahren erfolgreich sind. Kurzfassung Schwer betroffen von der Flut im Sommer 2013 ist das Autohaus Griesbeck aus Deggendorf nach gut einem Jahr wie ein Phönix aus der Asche, oder besser: wie ein Poseidon aus den Fluten wieder aufgetaucht. Ein Blick zurück auf die "Aufräumarbeiten" und die aktuellen Konsequenzen für den Versicherungsschutz.

100 Jahre Emil Frey: Europas größte automobile Firmenparty

Kfz-Gewerbe gewinnt an politischem Gewicht: "Unsere Argumente verfangen"

Mercedes: Niederlassung Berlin Spandau in neuem Outfit

Kfz-Gewerbe: Doppelprüfung von AU-Messgeräten wird abgeschafft

Bosch: 5.550 Stellen sollen wegfallen

Alle Schlagzeilen

Autohaus Griesbeck: Wieder aufgetaucht

HASHTAG

#Hochwasser

Autohaus Griesbeck: Flut spült Versicherungsschutz weg

Ersatzmobilität: VW-Flutopferhilfe rollt an

Kfz-Gewerbe: "Hochwasser-Autos" sind zu retten

MEISTGELESEN

Dacia: "Wir erobern von anderen Marken"

Mercedes will Milliarden einsparen: Kosten runter, Effizienz rauf

Mehr Effizienz, mehr Volumen: So fährt Mazda in die Zukunft

STELLENANGEBOTE

Servicetechniker (m/w/d)

Juniorverkäufer (m/w/d)

Audi Kfz-Mechatroniker (m/w/d)

Finanz- oder Bilanzbuchhalter (m/w/d)

Werkstattmeister Karosserie (m/w/d)

WEITERLESEN

NEWSLETTER