Angeheizt von der starken Autonachfrage in China weiten die Autobauer ihre Fertigung in dem Land massiv aus. Damit laufen sie aber einer Studie zufolge Gefahr, neue Überkapazitäten aufzubauen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre könnte in China ein Kapazitätsüberhang von mehr als 20 Prozent entstehen, meint ein Viertel der Befragten einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG. An der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage nahmen weltweit 200 Automanager von Herstellern, Zulieferern und aus dem Handel teil.
Mit dem starken Auf- und Ausbau von Werken in China, aber auch in Indien und Brasilien, beschneiden die Hersteller nach Meinung von KPMG-Autoexperte Dieter Becker automatisch ihre Exportmöglichkeiten. Damit ginge die Rechnung nicht mehr auf, die stagnierende Nachfrage auf den etablierten Märkten könne durch die Ausfuhr von Fahrzeugen ausgeglichen werden. Zumal vor allem in Nordamerika, aber auch in Japan und Deutschland nach wie vor Überkapazitäten vorhanden seien.
Die Branche steht nach Expertenmeinung wegen des Trends der Elektrifizierung des Antriebs vor einem Wandel. Das Geschäft mit den Autos werde auch für Energieversorger und IT-Firmen interessant. Vor allem auf den etablierten Märkten müssten sich die Hersteller darauf einstellen, künftig eher Mobilitätsdienstleistungen anzubieten. Dabei sollten sich die Autobauer nach den Worten von Autoexperte Becker vor allem um den direkten Kontakt zum Kunden kümmern: "Zum Beispiel, indem man unterschiedliche Mobilitätsangebote und Dienstleistungen koordiniert und dabei den eigenen Fahrzeugen eine Schlüsselrolle zukommen lässt."
In diese Richtung weisen Pilotprojekte wie Daimlers "Car2Go" oder das Vermietprogramm "Mu" von Peugeot. Auch BMW hat ein Programm aufgelegt, bei dem der Kunde je nach Einsatzzweck von Cabrio bis Geländewagen wählen kann. (dpa)