Leapmotor: "Sehr viel Auto für wenig Geld"

Weitere Informationen und Services von AUTOHAUS zum Thema: Playlist: "Chinesische Automarken" Der chinesische Autobauer Leapmotor aus Hangzhou ist 2015 als Start-up gegründet worden und produziert seit 2017 Fahrzeuge. Stellantis hat sich zu rund 21 Prozent an Leapmotor beteiligt. An der gemeinsamen Importgesellschaft Leapmotor International hält das Unternehmen 51 Prozent und hat innerhalb von sechs Monaten den Markteintritt mit dem voll ausgestatteten Kleinwagen T03 (18.900 Euro) und dem D-Segment SUV C10 (36.400 Euro) in Europa vollzogen. AH: Herr Resch, mit Leapmotor hat Stellantis jetzt 15 Automarken im Portfolio. Was macht die neue Marke so interessant? M. Resch: Stellantis hat sich bewusst an einem Unternehmen beteiligt, das Elektromobilität von Anfang an denkt und lebt. Es werden sich daraus zahlreiche Synergien ergeben. Leapmotor setzt zum Beispiel in der Hybridtechnologie auf einen Range Extender, Stellantis hält den Fokus auf Plug-in- und Mild-Hybrid-Varianten. Es geht aber auch um den Zugriff auf Rohstoffe und Ressourcen, was zunehmend wichtiger wird. Leapmotor wiederum profitiert von den Stellantis Vertriebsstrukturen und den Händlernetzen, um global wesentlich schneller zu wachsen bzw. in den jeweiligen Ländern zu expandieren. Sprich: Der Kunde kann seinen Leapmotor direkt beim ihm bekannten Händler um die Ecke kaufen - das sehen wir als großen Wettbewerbsvorteil, um das Vertrauen der Kunden zu bekommen. AH: In welchen Ländern ist man gestartet? M. Resch: Die großen Märkte Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland haben gleichzeitig mit dem Vertrieb begonnen. Kleinere Märkte werden unmittelbar folgen. Inzwischen ist Leapmotor allerdings weltweit auf der Spur und wächst rasant. AH: Die Markteinführung in Deutschland verlief bisher ohne große Marketingaktivitäten ab. Bleibt das so? M. Resch: Für die Markteinführung in Europa haben wir bewusst die Teilnahme an der Pariser Automesse gewählt, um viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Durch das positive Presseecho haben wir, insbesondere in Deutschland, stark profitiert. Dies belegen auch die sprunghaft gestiegenen Besucherzahlen auf unserer Homepage. Der Schwerpunkt wird zukünftig auf der Handelskommunikation liegen und wir werden unsere Partner dabei unterstützen. Flankierend wird es natürlich ebenfalls nationale Kampagnen geben. AH: Wie beurteilen Sie die Preispositionierung? M. Resch: Einfacher und günstiger Zugang zur Elektromobilität - das ist, wofür Leapmotor steht. Dazu sind unsere Fahrzeuge auch voll ausgestattet, mit modernster Konnektivität und allen relevanten Sicherheitssystemen. AH: Wie sind die Produkte innerhalb des Markenreigens von Stellantis positioniert? M. Resch: In erster Linie orientieren wir uns an der Positionierung der chinesischen Marktteilnehmer. Hierauf liegt unser Fokus! Für unsere bestehenden Partner stellt Leapmotor eine Abrundung des Modellportfolios dar. Mit dem T03, im modelltechnisch ausgedünnten A-Segment, schaffen wir eine Alternative für preissensible Kunden. Mit dem D-Segment SUV C10 wollen wir junge, technikaffine Familien ansprechen und ergänzen das Portfolio nach oben. Leapmotor ist sozusagen ein "Add-on" für jeden Händler und bietet die Möglichkeit, neue Kundengruppen zu erschließen und damit weiter zu wachsen. Leapmotor wird damit auch auf die neuen CO2-Vorgaben für 2025 einzahlen. AH: Wie geht es mit den Modellen weiter? M. Resch: Wir werden auch dort wachsen und in den kommenden zwei Jahren mindestens drei neue Modelle auf den Markt bringen. Auf der Paris Motorshow haben wir bereits den B10, das nächste Modell im C-Segment, vorgestellt. Ab Mitte 2027 werden wir dann vom A- bis D-Segment mit mindestens sechs Modellen alles abgedeckt haben und uns zum Vollsortimenter entwickeln. AH: Können die EU-Zölle für China-BEV daran etwas ändern? M. Resch: Seit Gründung des Joint Ventures war klar, dass uns die Zollthematik treffen kann. Somit war das Thema schon immer Bestandteil unserer Planungen, hatte aber keine zusätzlichen Auswirkungen auf den bisherigen Markenlaunch gehabt. AH: Wie stark ist das Händlernetz? M. Resch: Wir sind mit 38 Standorten gestartet und freuen uns über sehr großes Interesse unserer Händler. Gerade durch die möglichen Synergien im Konzern nutzen wir den Vorteil gegenüber den anderen Wettbewerbern. Wir können das Netz schnell nach oben skalieren, bis zum Jahresende rechnen wir mit 70 Standorten. Es muss allerdings für jeden Partner ein tragfähiges Businessmodell geben, da spielt die Netzgröße natürlich eine Rolle. AH: Welche Standards muss der Handel erfüllen und mit welchen Investitionen ist das verbunden? M. Resch: Wir sind auch im Investitionsumfang sehr einfach und kosteneffizient unterwegs. Im Endeffekt geht es um die Außen-CI, Training, Spezialwerkzeug und Tester. Die vorhandene Stellantis-Infrastruktur können die Partner sofort nutzen - auch beim Thema Aftersales. Die Kosten für die CI belaufen sich zwischen 13.000 und 30.000 Euro. Für das Spezialwerkzeug und den Tester sprechen wir von ca. 6.000 Euro. Dazu kommt dann das Training. Mit insgesamt rund 25.000 bis 50.000 Euro lässt sich das Geschäft also moderat realisieren. Auch die Teileversorgung ist über Zentralläger und unsere Distrigo Partner gesichert. Damit differenzieren wir uns doch deutlich von der Konkurrenz und bieten unseren Kunden zusätzliche Sicherheit. AH: Wie sieht die Unterstützung hinsichtlich der Dienstleistungen rund um die E-Mobilität aus? M. Resch: Das ist ein weiterer Vorteil, den das Joint Venture bietet. Wir haben mit Free2move einen Mobility-Anbieter, mit dem alle unsere Konzernmarken zusammenarbeiten. Der Handel kann also bestehende Dienstleistungen und Produkte auch für Leapmotor offerieren. Zusätzlich bieten wir natürlich auch Optionen für Garantieverlängerungen an. AH: Wie sind die Erkenntnisse aus den ersten Verkaufswochen? M. Resch: Erst mal haben wir uns gefreut, dass wir reges Interesse im Markt wecken konnten und unsere Händler die ersten Fahrzeuge verkauft haben. Auffällig dabei war, dass wir mehr Bargeschäfte als erwartet generieren konnten. Die wichtigste Erkenntnis ist sicherlich, dass der Handel überwiegend neue Kunden für sich und Stellantis gewinnen konnte. Eine wichtige und positive Tendenz. AH: Wie sieht die Planung aus? M. Resch: Bis 2030 will Stellantis mit Leapmotor 500.000 Autos verkaufen. Die Ziele sind sicherlich ambitioniert, allerdings haben wir auch hervorragende Produkte auf dem Markt bzw. in der Pipeline. Wir werden schnell wachsen und ein relevanter Herausforderer für die chinesischen Marktteilnehmer sein. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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