Für die Pkw-Neuzulassungen des ablaufenden Jahres erwarten wir einen Endstand bei knapp 2,85 Millionen Einheiten. Zur Verbesserung der Marktlage gegenüber dem Vorjahr hat sehr viel die langsame Auflösung der Lieferkrise beigetragen, sie wird zugleich aber auch gebremst von einer nur schleppenden Neuwagennachfrage. Bei aller Freude über das Wachstum bleibt der Pkw-Markt immer noch deutlich hinter seinem Vorkrisenniveau von ehemals 3,4 bis 3,6 Millionen Fahrzeugen zurück und hinterlässt damit trotz stetiger Listenpreiserhöhungen und guter Umsatzrendite ein Umsatzloch in absoluten Zahlen, das der Branche schwer zu schaffen macht. Das kommende Jahr hat durch weitere Produktionssteigerungen, mehr und stärker werdenden neuen Marken sowie einer weiteren Nachfrageerholung das Potenzial für drei Millionen neue Pkw.
Bei den Besitzumschreibungen ist die Erholung in diesem Jahr ebenfalls mengenmäßig zu spüren, speist sich aber stärker aus älteren Jahrgängen. Diese werden wieder vermehrt von den überwiegend privaten Besitzern gehandelt, angesichts eines größeren und günstigeren Angebots sowie einhergehend mit leicht rückläufiger Inflation sowie sich verbessernder Kaufkraft. Das Angebot jüngerer Gebrauchtwagen leidet mengenmäßig noch immer unter den unterversorgten relevanten Zulassungskanälen der vergangenen Jahre und findet mit steigendem Elektro-Anteil im Schnitt dort immer langsamer Käufer. Entsprechend leicht erholt wird das Jahr 2023 bei knapp über sechs Millionen Besitzumschreibungen auskommen.
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Aus den erwähnten Kanälen ist für das kommende Autojahr wenig Zuwachs zu erwarten. Die sogenannten taktischen Zulassungen auf Handel, Hersteller und Vermieter waren noch rückläufig gegenüber dem Vorjahr, aber die diesjährigen Lieferfähigkeiten haben den Verlust wieder wettgemacht und dürften nach sechs- bis 18-monatiger Zulassung nach und nach 2024 in den GW-Handel kommen. Die gewerblichen Zulassungen aus dem für nächstes Jahr wichtigen Zulassungsjahr 2021 lagen dagegen noch im Abwärtstrend, sodass die Alterskategorien bis vier Jahre insgesamt weiterhin nicht viel Zuwachs beitragen können. Erneut ist eher damit zu rechnen, ältere Jahrgänge häufiger in den Gebrauchtwagenportalen vorzufinden.
GW-Geschäft: Fehlendes Umsatzvolumen
In Summe halten wir einen weiteren Zuwachs auf etwa 6,4 Millionen Halterwechsel für realistisch, berücksichtigt man, dass immer noch ein schwindender Teil der jüngeren Elektro- und Plug-in-Hybird-Zulassungen den deutschen Markt vor der Besitzumschreibung verlassen wird. Verglichen mit über sieben Millionen GW-Verkäufen im Jahr 2019 ergibt sich weiterhin ein Umsatzvolumen, das fehlt.
Ergo: Das Jahr 2024 wird immer noch eine Art Übergangsjahr sein, das am Neu- wie Gebrauchtwagenmarkt mit Preisstabilität und Unterversorgung in wenigen Bereichen – vornehmlich Verbrenner –, aber auch mit verstärktem Wettbewerb und einer Tendenz zum Überangebot an elektrifizierten Antrieben (Vollhybride eingeschlossen) aufwarten wird. Restwerttechnisch wird es also kein vorteilhaftes Jahr.
Optimismus ist jedoch erlaubt für die Jahre danach. Dieser speist sich aus sich weiter verbessernden makroökonomischen Faktoren, generischem Bedarfswachstum – auch an Elektromodellen – und mit ein bisschen Glück auch staatlicher Unterstützung des elektrifizierten Gebrauchtwagengeschäfts, um den Knoten zu lösen. Dabei bedarf es nicht unbedingt einer Prämie, hier hilft alles, das den Betrieb eines Elektromodells attraktiv macht. Egal, ob Stromsubventionierung, Ausbau des Ladenetzes, administrative Vereinfachung des Baus von privater Ladeinfrastruktur oder Verstärkung des Kfz-Steuervorteils – ein Blick in die nordischen Länder kann dabei helfen.