Renault / Dacia: Pole Position bei der Elektromobilität

Auf der IAA sprachen wir mit Uwe Hochgeschurtz, Vorstandsvorsitzender der Renault Deutschland AG, natürlich über das Thema E-Antrieb und Elektromobilität in Deutschland, aber auch über die aktuelle Marktperformance, das Händlernetz und die Dacia-Pläne. AH: Herr Hochgeschurtz, auf der diesjährigen IAA steht die E-Mobilität ganz oben auf der Agenda. Fühlt sich Renault dadurch bestätigt? U. Hochgeschurtz: Eindeutig ja. Die Elektromobilität ist klar auf dem Vormarsch und Renault ist hier aktuell in der Pole Position. Wir waren 2009 die ersten, die auf die Elektromobilität gesetzt haben. Das zahlt sich aus. Mit dem Zoe sind wir heute Marktführer. Renault hat in Deutschland einen Elektro-Marktanteil von über 20 Prozent. Zusammen mit Nissan liegt unser Weltmarktanteil bei rein batteriebetriebenen Fahrzeugen bei fast 50 Prozent. Und wir machen weiter Tempo. Bis 2022 wird die Allianz Renault-Nissan weltweit zwölf neue Elektrofahrzeuge einführen. E-Infrastruktur wächst AH: Wie beurteilen Sie die Infrastruktur, wenn es zum Run auf E-Mobile kommt? U. Hochgeschurtz: Sicher gibt es hier noch Nachholbedarf. Aber die Situation verbessert sich von Tag zu Tag, die Zahl der Ladestationen wächst. Ich finde es gut und richtig, dass es ein Anschubprogramm der Bundesregierung gibt, mit dem der Bau von Ladesäulen unterstützt wird. Denn wenn es mehr Ladesäulen gibt, kaufen auch mehr Kunden Elektroautos, und wenn es mehr Elektroautos gibt, werden auch die Infrastruktur-Anbieter mehr investieren. AH: Wie beurteilen Kunden, die heute bereits elektrisch fahren, den neuen Antrieb? U. Hochgeschurtz: Unsere Kunden sind überaus zufrieden mit ihrem Fahrzeug. Sie fahren lokal absolut emissionsfrei. Und sie schätzen die sehr ruhige Fahrweise des E-Mobils. Das Fahren ist aufgrund der Automatik sehr einfach, die Kunden steigen oft erstmals von einer manuellen Schaltung auf Automatikgetriebe um. Unser Geschäftsmodell mit der Miete für die Batterie wurde zunächst etwas kritisch betrachtet. Jetzt stellen wir fest, dass die Kunden damit sehr zufrieden sind, weil man sicher sein kann, dass die Batterie immer einen hohen Leistungsgrad erbringt. Staatliche Prämie "wichtig und gut" AH: Hat die Prämie zu höheren Zulassungen geführt? U. Hochgeschurtz: Die Zahl der in Deutschland verkauften Elektroautos steigt kräftig, insgesamt und bei Renault. Die staatliche Prämie ist wichtig und gut. Die Höhe der Prämie gibt einen Anreiz, sich für ein Elektroauto zu interessieren. Renault hat in Deutschland per Ende August mit über 3.500 Einheiten bereits fast so viele E-Autos verkauft wie im gesamten Vorjahr. Wir kommen derzeit mit den Lieferungen kaum nach. AH: Wie viele E-Mobile hat Renault bisher in Deutschland verkauft? U. Hochgeschurtz: Insgesamt haben wir auf dem deutschen Markt seit unserem Marktstart bereits rund 18.000 Elektroautos verkauft. Das ist eine beachtliche Zahl. Dieselmotor wird weiterhin benötigt AH: Hilft die Dieselkrise? U. Hochgeschurtz: Die Kunden sind verunsichert, weil die Rahmenbedingungen nicht klar sind. Auch wir haben im bisherigen Jahresverlauf im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weniger Diesel und mehr Fahrzeuge mit Benzinmotor verkauft. Die Politik muss die Dinge jetzt klarstellen. Klar ist, dass wir den Dieselmotor weiterhin benötigen. Wir sehen aber, dass Kunden, die in der Stadt leben, eher auf Elektroantrieb oder Benzinmotor umsteigen. AH: Wie sieht es mit E-Antrieb beim Nutzfahrzeug aus? U. Hochgeschurtz: Auch hier ist Renault gut aufgestellt. Wir konnten die Reichweite beim Kangoo Z. E. auf 270 Kilometer erhöhen, das entspricht etwa 200 km im Realbetrieb. Ende 2017 bringen wir mit dem Master Z.E. unseren ersten rein elektrisch betriebenen Transporter mit einer Norm-Reichweite von rund 200 Kilometern auf den Markt. Wir wollen damit unsere führende Position weiter ausbauen. AH: Renault setzt ausschließlich auf reine E-Mobile ohne Plug-in-Hybrid? U. Hochgeschurtz: Wir bieten Mobilität für alle und dieses Mobilitätsangebot kann unterschiedlich sein. Sofern es der Bedarf erfordert, werden wir auch andere Antriebskonzepte einsetzen. So haben wir ja beispielsweise den Scénic auch als Mildhybrid. Unsere Allianz mit Nissan und Mitsubishi bietet hier zahlreiche Möglichkeiten. E-Antrieb für Dacia? AH: Wird es bei Dacia künftig auch E-Mobile geben? U. Hochgeschurtz: Renault hat mit dem Zoe bereits das mit Abstand günstigste und in Deutschland bestverkaufte Elektroauto. Kurz- und mittelfristig gesehen ist Dacia nicht die Marke, die Elektroautos auf den Markt bringt. AH: Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem neuen Duster? U. Hochgeschurtz: Der Duster ist für Dacia ein sehr wichtiges Modell. Bis heute haben wir in Deutschland insgesamt über 121.000 Duster der ersten Generation verkauft und viele Kunden für die Marke gewonnen. Der neue Duster macht noch einmal einen kräftigen Sprung in Sachen Technik, Komfort und Design. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit dem neuen Modell unseren Erfolg verstärken und die Position von Fahrzeug und Marke weiter verbessern. 16 Prozent Zulassungsplus in 2017 AH: Wie beurteilen Sie die Performance von Renault in 2017 in Deutschland? U. Hochgeschurtz: Wir sind mit dem bisherigen Jahresverlauf sehr zufrieden. Per Ende September sind unsere Zulassungen um fast 16 Prozent gestiegen, unser Wachstum ist fast sechsmal so stark wie der Marktzuwachs. Wir haben mit beiden Marken signifikant mehr Fahrzeuge verkauft, sowohl bei Pkw als auch bei leichten Nutzfahrzeugen, und sind klar der stärkste ausländische Hersteller auf dem deutschen Markt. Jetzt gilt es, die hohe Schlagzahl im letzten Quartal des Jahres beizubehalten. AH: Worauf führen Sie den Erfolg zurück? U. Hochgeschurtz: Der wichtigste Grund ist die aktuelle Modellpalette von Renault und Dacia. In den letzten fünf Jahren haben wir das gesamte Modellangebot erneuert und bieten heute die beste und umfassendste Palette, die es jemals bei Renault gab. Und es ist eines der jüngsten Angebote des Marktes. Das zahlt sich in hohen Wachstumsraten aus, wir gewinnen neue Kunden. Darüber hinaus machen die Renault-Händler eine hervorragende Arbeit. Und nicht zuletzt sind unsere eigenen Mitarbeiter hoch motiviert und engagiert. AH: Mit welchen Ergebnis rechnen Sie zum Jahresende? U. Hochgeschurtz: Ich möchte keine konkrete Zahl nennen. Aber wir werden das bereits sehr gute Ergebnis des Vorjahres noch einmal deutlich verbessern, sowohl bei den absoluten Zahlen als auch beim Marktanteil. 2017 wird eines der besten Jahre für Renault in Deutschland. AH: Was sind Ihre Erwartungen für 2018? U. Hochgeschurtz: Ich gehe davon aus, dass sich der Markt weiter auf hohem Niveau stabil entwickeln wird. In diesem Umfeld wollen wir mit Renault und Dacia die gute Position, die wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben, weiter stärken. 1,7 Prozent Händlerrendite in 2016 AH: Steigt die Händlerrendite mit dem Marktanteil? U. Hochgeschurtz: Unser Handel ist mit den erzielten Renditen nach eigenen Aussagen zufrieden. Im letzten Jahr erzielten unsere Partner eine sehr ordentliche durchschnittliche Händlerrendite von 1,7 Prozent. Unser Handel ist ein wichtiger Bestandteil der Erfolgsgeschichte von Renault in Deutschland. Unsere Partner sind hochmotiviert. Darauf sind wir stolz. Ich freue mich, dass dies so weitergeht. AH: Wie beurteilen Sie das Händlernetz? U. Hochgeschurtz: Wir sind grundsätzlich sehr zufrieden mit unserem Händlernetz. Viele unserer Partner sind seit vielen Jahren echte Renault-Überzeugungstäter. Das Netz ist eine Stärke der Marke. Das heißt nicht, dass wir nicht gemeinsam ständig an Verbesserungen arbeiten müssen. AH: Nun gibt es Händler, die mit Amazon kooperieren und auch TV-Werbung mit deutlichen Preisaussagen machen. Wie beurteilen Sie derartige Aktivitäten? U. Hochgeschurtz: Wir kommentieren einzelne Aktionen unserer Partner nicht. Solange man sich im vertraglichen Rahmen bewegt, gibt es keinen Anlass, etwas dagegen zu unternehmen. AH: Herr Hochgeschurtz, herzlichen Dank für das Gespräch! Interview: Ralph M. Meunzel

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