Skoda-Händler: Mit breiter Brust

Zweistellige Absatzzuwächse, moderne Produkte, schicke Autohäuser - die deutsche Skoda-Organisation schwimmt weiter auf der Welle des Erfolgs. Die Händler wollen aber nicht überheblich werden. "Wir müssen unsere Bodenständigkeit erhalten. Das hat uns stark gemacht, und das erwarten auch unsere Kunden", sagte Thomas Peckruhn, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Skoda-Vertragspartner (VDS), anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung am 8. November in Berlin. Tagungsort und -termin waren bewusst gewählt worden: An dem Wochenende jährte sich der Fall der Mauer zum 25. Mal. Die Öffnung der innerdeutschen Grenze 1989 ist eng mit dem Aufstieg von Skoda verbunden. "Wer hätte damals gedacht, dass wir einmal in Reichweite von Opel und Ford sind", erklärte Peckruhn. Die tschechische Traditionsmarke habe in den vergangenen Jahren eine sensationelle Entwicklung gemacht. Dem stimmte Imelda Labbé, Geschäftsführerin von Skoda Auto Deutschland (SAD), zu: "Skoda hat die Chance bekommen und hat sie genutzt." In Deutschland ist Skoda seit fünf Jahren stärkster Einzelimporteur. Auch 2014 entwickelt sich die Marke auf dem schwierigen Markt dynamisch. Per Ende Oktober stieg die Zahl der Neuzulassungen um 12,1 Prozent auf 147.375 Fahrzeuge. International geht es für die VW-Tochter ebenfalls steil bergauf. In den ersten drei Quartalen kletterte das operative Ergebnis auf 651 Millionen Euro (plus 75,5 Prozent). Die Marge erreichte einen Wert von 7,4 Prozent - und damit das Niveau von Audi. Drei Prozent Renditeziel Das weckt in der Händlerschaft Begehrlichkeiten, zumal die Partner derzeit viel Geld in die Erneuerung ihrer Betriebe und die Qualifizierung der Mitarbeiter stecken. Laut Kersten Borst, Sprecher des Arbeitskreises Betriebswirtschaft im VDS, liegt die durchschnittliche Umsatzrendite im Skoda-Netz bei 1,6 Prozent. "Das Ziel müssen aber drei Prozent sein, um die Investitionen bezahlen zu können", erklärte Borst. Hilfreich wäre ein CI-Bonus. Gleichzeitig stellte der Verbandsvertreter die Margenrelevanz der Kundenzufriedenheit in Frage. "Wir brauchen einfachere Bewertungskriterien im CSS-System - Konzernvorgaben hin oder her. Zufrieden ist zufrieden." Grundsätzlich beurteilen Händlerverband und Importeur ihre Zusammenarbeit als "konstruktiv und partnerschaftlich". Ein Dauerthema bleiben die Margenanpassungen bei VW-Gleichteilen im Werkstattgeschäft. Nach Angaben von Service-Sprecher Günther Rube wurden in den vergangenen Monaten Fortschritte gemacht, eine vollständige Gleichstellung mit den VW-Partnern gibt es aber immer noch nicht. "Dadurch entgehen uns 3,2 bis 3,5 Millionen Euro pro Jahr", so Rube. Weitere Baustellen seien das störanfällige Diagnosesystem "Odis", die niedrigen Gewährleistungs-Stundenverrechnungssätze und die Schadensteuerung des Volkswagen Versicherungsdiensts. Kritik gab es zudem an der Auslieferungsqualität der Fahrzeuge. Einige Händler monierten eine Minderbefüllung mit Kühlmittel oder Motoröl. Jochen Schandert, AK-Sprecher Vertrieb und Marketing, sprach das aus seiner Sicht "drängendste Problem" im Skoda-Netz an: die mangelnde Liefertreue. "Wir können unseren Kunden keinen verbindlichen Liefertermin nennen." SAD arbeite aber an einer Lösung. Einen Schritt weiter ist man beim viel kritisierten Verkäuferarbeitsplatz "Sarah". Schnittstellen für die Übernahme der Kundendaten und die Anbindung an den neuen Online-Konfigurator sollen das Programm künftig nutzerfreundlicher machen. Für 2015 stellte Schandert zudem neue Systeme für die Prämienabwicklung und Großkunden-Betreuung in Aussicht. Bekanntlich hat Skoda den Ausbau des Flottengeschäfts als ein strategisches Ziel ausgerufen. Künftig soll es im Netz Großkundenleistungszentren geben, ein Starttermin ist noch in der Diskussion. Neue CI sorgt für Gesprächsbedarf Großen Raum bei der Veranstaltung mit rund 270 Teilnehmern nahm der neue Markenauftritt im Handel ein. Laut Peckruhn ist die Investitionsbereitschaft groß: "94 Prozent wollen auf die neue CI umstellen." 50 Skoda-Betriebe erstrahlen schon im frischen Glanz, bei rund 330 Partnern hat eine Bauberatung stattgefunden. Der Verbandschef empfahl den anwesenden Kollegen, "viel Zeit in Vorbereitung und Planung zu stecken". Wichtig sei auch ein auf Autohäuser spezialisierter Architekt. Lobende Worte gab es von Händlern, die bereits umgerüstet haben: Die Zusammenarbeit mit Skoda Deutschland, der Bauberatung Papadopoulos und den Möbellieferanten bei der Umsetzung sei "tadellos, intensiv und rege". Positiv wahrgenommen wurde das Finanzierungsangebot der Skoda Bank in Höhe von 150.000 Euro ohne zusätzliche Sicherheiten. Labbé würdigte in dem Zusammenhang das Engagement des VDS: "Unter dem Strich hat es sich gelohnt, dass der Verband so fordernd war. Dank des großen Feedbacks konnten noch zahlreiche Anpassungen zugunsten der Händler erfolgen." Die Managerin zerstreute aufkommende Zweifel an der Haltbarkeit des neuen Auftritts: "Das Design soll mindestens eine Dekade Bestand haben, es sei denn, die Rahmenbedingungen in der Branche ändern sich grundlegend." Ausnahmen für Partner, die erst vor wenigen Jahren neu- oder umgebaut haben, erteilte sie eine Absage, versprach aber eine CI-Unterstützung "mit Augenmaß". Fabia-Einpreisung Die Hoffnungen auf weiteres Wachstum ruhen aktuell auf der dritten Fabia-Generation. Der Fünftürer debütierte Mitte November, der Combi folgt Anfang 2015: "Der Fabia wird uns neue Marktchancen eröffnen", zeigte sich Peckruhn überzeugt. Bedenklich sei jedoch die Einpreisung, die in Europa weit auseinanderliege. So sei der Skoda-Kleinwagen in Tschechien um 3.000 Euro günstiger zu haben. "Wir müssen mit neuen Modellen Geld verdienen", unterstrich der VDS-Vorsitzende. Das anonyme Verramschen von Neuwagen über Internetplattformen verurteilte Labbé: "Ich habe kein Verständnis für Praktiken, die unsere Preise kaputtmachen und der Marke schaden." Ansätze wie den Internet-Präsenzhandelsbonus von Ford beobachte Skoda genau. Konkrete Pläne in diese Richtung verfolge man aber nicht. Hier brennt's - Liefersituation- Fahrzeugpreise- EU-Reimporte- NW-Internetverkauf- Margen bei Gleichteilen

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