Daimler will den Verkauf der Hälfte seiner EADS-Anteile an den Staat noch 2011 unter Dach und Fach bringen. Noch vor Jahresende solle mit der Staatsbank KfW eine Absichtserklärung über den Deal geschlossen werden, teilte der Autobauer am Donnerstag in Stuttgart mit. Bereits am Mittwoch war bekanntgeworden, dass die KfW Daimler 7,5 Prozent der Anteile an dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern abnimmt. Der Verkauf der Aktien ist dann für 2012 vorgesehen. Der Kaufpreis für das Aktienpaket muss erst noch ausgehandelt werden. Der Marktwert der Papiere liegt bei 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro.
Aus dem Top-Management von EADS kommt herbe Kritik an der Lösung. "Das geht in die völlig falsche Richtung", sagte Airbus-Chef Thomas Enders der "Financial Times Deutschland" (Freitag). "Wir brauchen nicht mehr staatliche Aktionäre und wir brauchen nicht mehr staatliche Einflussnahme, sondern weniger." Daimler wird sich auch nach der Einigung nicht ganz von EADS verabschieden: Der Autobauer hält weiter einen Anteil von 7,5 Prozent. Außerdem werde Daimler auch künftig die unternehmerische Führungsrolle behalten, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Die sorgfältig ausbalancierten Machtverhältnisse bei EADS werden erhalten. Die deutschen Stimmrechte von Daimler und der KfW von zusammen 22,5 Prozent sollen in einer Zwischenholding gebündelt werden.
Derzeit hält Daimler neben der eigenen Beteiligung von 15 Prozent noch die Stimmrechte des Investorenkonsortiums "Dedalus", dem 7,5 Prozent an EADS gehören. Mit den derzeit 22,5 Prozent der Stimmrechte ist Daimler auf Augenhöhe mit dem französische Staat (15 Prozent) und dem französischen Medienunternehmen Lagardère (7,5 Prozent).
Trotz der Einigung gibt es auf deutscher Seite in Sachen EADS weiter Gesprächsbedarf. Da wäre zum Beispiel die künftige Zusammensetzung des Konsortiums "Dedalus": Hier haben dem Vernehmen nach einige Investoren signalisiert, heraus zu wollen. Außerdem betonte das Bundeswirtschaftsministerium, die KfW werde den EADS-Anteil von 7,5 Prozent nur vorübergehend übernehmen. "Dabei stehen die Türen für potenzielle Privatinvestoren weiter offen."
Zetsche macht Druck
Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) wollte eine Staatsbeteiligung bei EADS eigentlich verhindern, doch es wurde bisher kein privater Investor gefunden. Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte immer wieder Druck gemacht, weil er bis Jahresende Klarheit haben wollte. Die Beteiligung an dem Airbus-Mutterkonzern belastet die Daimler-Bilanz immer wieder - 2010 schlug sie mit einem Minus von 261 Millionen Euro zu Buche. Außerdem hatte Zetsche immer wieder betont, der Autobauer wolle sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren.
Airbus-Chef Enders zeigte sich besorgt, dass die vorübergehende Einigung mit dem Staatseinstieg Deutschlands zur Dauerlösung werden könnte. "Die sogenannten vorübergehenden Lösungen haben die unangenehme Eigenschaft, sich langfristig zu verfestigen", sagte er der "FTD". Das Bundeswirtschaftsministerium betonte dagegen, grundsätzlich halte die Regierung daran fest, den staatlichen Einfluss bei privaten Unternehmen zu begrenzen. (dpa)