Händlerportrait Maschek Automobile: Meister in Kleinigkeiten

Wackersdorf ist den meisten wahrscheinlich nur ein Begriff, weil die Gemeinde vor vielen Jahren als Wiederaufarbeitungsanlage für Atommüll gehandelt wurde. Das ist längst vom Tisch - und damit auch der idyllische Ort in der Oberpfalz aus dem Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Entgegen der bräsigen Dorf-Attitüde, die viele im Kopf haben, wenn sie an das bayerische Dorfleben denken, ist man hier jedoch am Puls der Zeit, setzt eigene Ideen um und hat - im Gegensatz zu vielen anderen aus der Branche - keine Nachwuchsprobleme. Ingo Maschek gründete Maschek Automobile 1986, allerdings nicht in Wackersdorf, sondern im knapp 20 Kilometer entfernten Burglengenfeld. Nach Wackersdorf verschlug es den umtriebigen Unternehmer schließlich 2003, als er dort ein Audi-Autohaus aus der Taufe hob. Es folgten Übernahmen von Autohäusern aus der Region (Autohaus Stadler in Schwandorf, Autohaus Lindner in Nabburg). Den architektonischen Gipfel erreichte man schließlich im Jahr 2020, indem man eines der modernsten VW-Autohäuser Europas auf Wackersdorfer Boden stellte. Ein Millioneninvestment - und doch nur eines von vielen: In Summe habe man in den letzten Jahren 28 Millionen Euro investiert, erklärt Ingo Maschek, während er durch sein kleines Dorf führt, vorbei an Superchargern und Servicecentern. Authentizität und Wertschätzung Die Vorurteile gegenüber der Generation-Z könne er nicht mehr hören. Seit Jahrtausenden werde die Jugend kritisiert, seit Jahrtausenden scheint man davor verschont geblieben, erklärt Maschek, der zugleich aber einräumt, dass man im Zuge dessen auch die einmal eingeschlagenen Trampelpfade im Hinblick auf das Ausbildungsverhältnis verlassen sollte. "Man muss hier andere Motivationen setzen - und wir müssen den ersten Schritt machen, erst dann können wir uns in der Mitte treffen", erläutert der Geschäftsführer seine Herangehensweise. Wertschätzung und ein Begegnen auf Augenhöhe sind daher die Eckpfeiler der Ausbildungsphilosophie Mascheks. Damit es aber überhaupt zu dieser Begegnung auf Augenhöhe kommt, braucht es jedoch vor allem eines: Bewerbungen. Mit selbst gedrehten Videos haben die Auszubildenden ihrem Beruf eine authentische Stimme gegeben. Jeder der sieben Ausbildungsberufe wurde von den Auszubildenden kurz portraitiert. Authentisch, nah und dank der hauseigenen Media-Abteilung hochprofessionell umgesetzt. Auf auswendig gelernte Phrasen hat man hier bewusst verzichtet - würde bei der jungen Generation auch nicht mehr ziehen. Einfacher Erstkontakt Ein weiteres Zahnrad in der gut geschmierten Bewerbungsmaschinerie ist der unkomplizierte Erstkontakt. Hier wurden die Hürden deutlich herabgesetzt. Kontakt können interessierte Auszubildende, abseits der Bewerbungs-Trampelpfade, auch ganz unkompliziert auf den einschlägigen Social-Media-Portalen aufnehmen. "Eine kurze Nachricht, in der kurz darauf hingewiesen wird, dass man an dem Job Interesse hätte, reicht aus. Das funktioniert unglaublich gut", so der Geschäftsführer, der aber auch einräumt, dass man im Zuge dessen auch "genauer hinschauen" müsse. "Unterm Strich lohnt sich das aber trotzdem." Zwei Wochen vor Ausbildungsbeginn bekommen die angehenden Lehrlinge die Maschek-Box, in der sich Unterlagen, Arbeitsuniformen und eine Jacke befinden, nach Hause geliefert. Das soll einmal mehr die Wertschätzung zeigen, andererseits die Angst vor dem ersten Arbeitstag nehmen. Der Schlüssel liegt im System Besonders stolz ist man in Wackersdorf auf das ausgeklügelte Schlüsselsystem. Der Schlüsselsuche überdrüssig, hat man sich hier für einen radikal digitalen Ansatz entschieden: Die Fahrzeugschlüssel werden in einem speziellen Raum, hinter einer zugangsgeschützten Glaswand aufbewahrt. Dort befinden sie sich fein säuberlich aufgereiht in einem Stecksystem. Durch das Einstecken des Schlüssels in einem freien Platz sorgt ein selbst geschriebenes Programm nicht nur dafür, dass jedem Schlüssel eine Nummer zugewiesen wird, sondern aufgrund diverser Schnittstellen zu anderen Programmen auch immer eindeutig ist, wo und bei wem sich der Schlüssel befindet. Viel Geld hat man auch bei der Scanplattform in die Hand genommen, mit der das Autohaus 360-Grad-Aufnahmen seiner Fahrzeuge erstellt. Vor dem Drehteller sind zudem Scanner in den Boden eingelassen, die den Unterboden des Fahrzeugs prüfen. Auch hier hat man sich nicht davor gesträubt, groß zu investieren. Ganz ähnlich sieht es mit der Photovoltaik-Anlage aus, die in Zukunft auch den Strom für eine Klimaanlage liefern soll. In heißen Sommern kann man so die Temperaturen im ganzen Autohaus auf einem angenehm niedrigen Niveau halten. Im Zuge des Fachkräftemangels sicherlich kein schlechter Gedanke, es diesen so angenehm wie möglich zu machen. Weitere Marken sollen folgen In Zukunft soll Maschek noch größer werden. Im Zuge dessen wird zum 1. Januar 2024 die bisherige RSZ Automobile Weiden (Autohaus Stegmann, Autohaus Süd in Weiden) in die Maschek-Gruppe integriert, um dann unter dem Namen Maschek-Raab Automobile aufzutreten. Die rund 100 Mitarbeiter in Weiden sollen dabei das Team der Maschek-Gruppe erweitern. Durch die Integration der Standorte in Weiden vergrößert sich ab dem kommenden Jahr das Marktgebiet der Maschek-Gruppe, wobei dem Unternehmen auch die günstige Lage am Verkehrsknotenpunkt der A93 und B85 in die Karten spielt, da man auf diese Weise, mit Blick auf die tschechische Grenze, "ein schönes abgeschlossenes Eck" habe, erklärt Maschek. Ein Umstand, der auch schon den ein oder anderen Hersteller hellhörig werden lassen hat. Derzeit sind mit Audi, Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Seat, Cupra und Skoda sechs Marken in der Gruppe vertreten, mit weiteren befindet man sich jedoch im Austausch. Zudem werde ein vierköpfiges Marketingteam mit der Arbeit beginnen, "Maschek ein Gesicht zu geben", erklärt der Geschäftsführer. Dazu gehört auch, das regionale Engagement der Handelsgruppe entsprechend abzubilden. Auch an der Gründung einer Stiftung arbeite man gerade, erklärt der Geschäftsführer. Ziel der Stiftung solle es sein, Maschek Automobile "lebensunabhängig" weiterzuführen und den Mitarbeitern ein Stück weit Planungssicherheit zu geben. Dem zuträglich dürfte auch die Tatsache sein, dass die gesamte Geschäftsführung im eigenen Betrieb ausgebildet wurde und die Unternehmensphilosophie verinnerlicht hat..

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