Nach dem Scheitern der Ampel steht auch das Kraftfahrzeuggewerbe vor einer Zerreißprobe. Nachdem in der Mitgliederversammlung des Zentralverbandes des Kraftfahrzeughandwerks (ZVK) beschlossen worden war, die Geschäftsstellen von ZVK und ZDK zu trennen, plant der Landesverband des Kfz-Gewerbes Nordrhein-Westfalen in seiner Mitgliederversammlung am 13. November 2024 in Düsseldorf auch den Austritt aus dem ZDK. Anders beim erwarteten Scheitern der Ampel-Regierung gibt es allerdings keinen Anlass, innerhalb des Kfz-Gewerbes Zwietracht zu sähen bzw. einen funktionierenden Lobbyverband zu schädigen. Es geht vielmehr darum, dass es eine starke Vertretung braucht, um die gemeinsamen Interessen zu formulieren. Man darf sich also fragen, was das wahre Anliegen der Akteure in bestimmten Landesverbänden ist.
NRW will aus dem ZDK austreten
In der geplanten Satzungsänderung zum 13. November ist vorgesehen, dass der Landesverband Nordrhein-Westfalen nicht mehr Mitglied des ZDK ist. Zur Begründung wird angeführt, dass die Mitgliedschaft erforderlich war, da ZDK und ZVK eine gemeinsame Geschäftsstelle unterhalten haben. Da es diese jedoch zukünftig nicht mehr gebe, sei eine Mitgliedschaft des Landesverbandes nicht mehr notwendig. Bezeichnenderweise hatte gerade der Landesverband NRW im Rahmen der ZVK-Mitgliederversammlung ohne vorherige Ankündigung den Vorschlag unterbreitet, die Geschäftsstellen von ZVK und ZDK zu trennen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Mehr Macht für hauptamtliche Vorstände
Weiter ist vorgesehen, dass nicht nur Inhaber von Handwerksbetrieben Vorstand des Landesverbandes sein können, sondern auch Hauptgeschäftsführer und Geschäftsführer. Diese sollen dann sogar als Vertreter des Landesverbandes im ZVK sein und Mitgliedsrechte wahrnehmen können. Ebenfalls ein Schelm, der Böses dabei denkt. Begründet wird dies übrigens damit, dass es immer schwerer werde, Unternehmer für ehrenamtliche Funktionen zu gewinnen. Es ist sicher heutzutage schwieriger als früher gestandene und erfolgreiche Inhaber für derartige Funktionen zu rekrutieren. Das darf aber kein Grund sein, das System in Frage zu stellen. Faktisch ist dies eine Entmachtung des Ehrenamts.
Klage gegen den ZVK
Zwischenzeitlich hat der Landesinnungsverband Sachsen-Anhalt Klage gegen den Mitgliederbeschluss des ZVK eingereicht. Prof. Dr. Tim Vogels, der den Landesinnungsverband in dem Verfahren vertritt, erklärt insoweit auf Anfrage, dass es in dem Verfahren gerade darum gehe, dass der Landesverband Nordrhein-Westfalen den Antrag auf Trennung der Geschäftsstellen von ZVK und ZDK erstmals in der Mitgliederversammlung präsentiert und daher überhaupt keine Möglichkeit bestanden hätte, sich mit diesem Antrag und den damit verbundenen Folgen zu beschäftigen. Der von ZDK und ZVK beauftragte Sachverständige Prof. Dr. Joachim Bloehs habe dagegen vier andere Vorschläge unterbreitet und begründet. Warum der Landesverband Nordrhein-Westfalen den weiteren Vorschlag nicht bereits im Vorfeld bekannt gemacht habe, sei, so Prof. Dr. Vogels, sachlich nicht nachvollziehbar.
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Auch dass dem Geschäftsführer des ZDK, Matthias Kenter, nicht die Möglichkeit eingeräumt worden war, zu den Auswirkungen eines Beschlusses der Geschäftsstellen von ZVK und ZDK aus steuerlicher Sicht vorzutragen, sei sachlich nicht nachzuvollziehen. Prof. Dr. Vogels weist ebenso darauf hin, dass Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün "zufällig" auch Vorstandsmitglied des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen sei. Auch hier ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Spaltung ZVK und ZDK
Ganz offenbar plant der Landesverband Nordrhein-Westfalen eine stärke Trennung zwischen ZVK und ZDK. Dies stellt gerade in der jetzigen Situation der Branche ein völlig falsches Signal dar. Seit 1978 arbeiten ZVK und ZDK gemeinsam für die Interessen des Kraftfahrzeuggewerbes und haben zur Hebung von Synergien eine gemeinsame Geschäftsstelle unterhalten. Auch ein neues Büro in Berlin ist nach langem Zögern vor kurzem eröffnet worden, um die Interessen des Kraftfahrzeuggewerbes politisch in der Hauptstadt besser vertreten zu können. Jetzt eine Spaltung der beiden Verbände zu forcieren, stellt ein völlig falsches Bild nach außen dar. Die Branche hat andere Herausforderungen. Diese inszenierte Trennung ist völlig unnötig, schädigt letztlich Werkstätten und Autohäuser, kostet viel Geld und schwächt die Position als ernstzunehmender Wirtschaftsverband.
Geschlossenheit erforderlich
Gerade in Zeiten schwächelnder Autokonjunktur und eines von den Herstellern betriebenen Umbruchs der Vertriebssysteme ist eine Geschlossenheit aller Beteiligten des Kraftfahrzeuggewerbes nachdrücklich geboten. Die vom Landesverband Nordrhein-Westfalen betriebene Trennung der Verbände ist nicht nur inhaltlich falsch. Es stellt sich auch die Frage, weshalb die handelnden Personen über nicht angekündigte Anträge und Maulkörbe versuchen, eine Abstimmung in ihrem Interesse herbeiführen und sich keiner sachlichen Diskussion stellen. Offensichtlich geht es auch hier lediglich um die Wahrnehmung eigener Interessen.
Im Gegensatz zur gescheiteren Ampel sollten hier jedoch eigentlich alle Beteiligte das gleiche Interesse haben, losgelöst von den persönlichen Befindlichkeiten. Schließlich sollten auch die Landesverbände die Interessen ihrer Mitglieder vertreten und nicht nur die Positionen der hauptamtlichen Mitarbeiter absichern. Es ist zu hoffen, dass die Mitglieder des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen sich der Verantwortung bewusst sind und sich nicht von den persönlichen Interessen Einzelner beeinflussen lassen.