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Fiat: Transportkostenstreit geht in die nächste Runde

16.04.2013 17:39 Uhr
Fiat: Transportkostenstreit geht in die nächste Runde
Fiat-Händlerverbandsanwalt Christian Genzow will erreichen, dass der Importeur seine Transportkostenkalkulation offen legt und den Händlern zu viel bezahlte Kosten erstattet.
© Foto: AUTOHAUS

Fiat-Händlerverbands-Anwalt Christian Genzow will die Offenlegung der Transportkosten erreichen. Daraus könnte sich für die Händler ein Erstattungsanspruch in Millionenhöhe ergeben.

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Der Streit um die von den Händlern zu tragenden Transportkosten bei Fiat ist schon alt. Bereits in den Jahren 2002/2003 hatte eine heftige Diskussion zu dem Thema zu einer Erstattung von 65 Euro pro Fahrzeug an die Händler geführt. Im Dezember 2012 eskalierte der Streit aber erneut. Laut Berechnungen des Verbandes haben die Händler zum Beispiel allein im Boomjahr 2009 insgesamt zwölf Millionen Euro zu viel an Transportkosten bezahlt.

Anlässlich einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende letzten Jahres beauftragten die anwesenden Händler den Verband deshalb einstimmig, die Offenlegung der Transportkosten notfalls auch gerichtlich durchzusetzen. 223 Händler haben sich dieser Klage gegen die Transportkostenregelung des Importeurs angeschlossen. Sie bemängeln die fehlende Transparenz bei der Berechnung, falsche Kalkulationen sowie die ausbleibende Berücksichtigung der Stückzahlen. 

In der jetzt vorliegenden Klageerwiderung des Importeurs, will dieser die Transportkosten aber geheim halten, weil er darin Geschäftsgeheimnisse sieht, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Verbandsanwalt Christian Genzow von der Kölner Kanzlei Graf von Westphalen, der die Verfahren für die Händler führt, zeigte dafür am Dienstag in Frankfurt wenig Verständnis. "Im Händlervertrag wird die Offenlegung zugesichert", so der Anwalt.

Falls es erneut zu einem Rückzahlungsbetrag in der Größenordnung von 2002/2003 käme, hätte dies eine enorme Bedeutung für die Händler. Wie Karl Kleba, Vorstandsmitglied des Verbands der Fiat Konzern-Händler und -Servicebetriebe mitteilte, habe Mitte 2012 der durchschnittliche Deckungsbeitrag pro verkauftem Fiat Pkw bei 188 Euro gelegen. Eine Erstattung von 60 Euro würde diesen Betrag also um ein Drittel erhöhen. Die gerichtliche Klärung wird aber noch dauern. Genzow erwartet keinen Prozesstermin vor September.

Individuelle Offenlegung

Der Importeur reagierte mit Unverständnis auf die Kritik des Händlerverbandes zur Geheimhaltungsverpflichtung. Aus Frankfurt hieß es: "Daten, die der Vertraulichkeit unterliegen, diskutieren wir nicht in der Öffentlichkeit." Natürlich habe Fiat grundsätzlich kein Problem damit, derartige Daten gemäß dem Händlervertrag seinen Vertragspartnern individuell offenzulegen. "Wir wollen aber nachvollziehen können, wem gegenüber dies geschieht", so ein Sprecher. Gegenüber dem Händlerverband (dem nicht nur Händler angehören) sei man nicht zur Offenlegung verpflichtet.

Daher sei es nur natürlich, dass der Händlerverband sich gesondert zur Einhaltung der Vertraulichkeit verpflichten müsse. Der Händlervertrag sehe selbstverständlich keine Offenlegung der Kalkulation gegenüber der Öffentlichkeit vor. Im Gegenteil: Wie absolut üblich, sei über vertrauliche Daten und Geschäftsgeheimnisse von beiden Vertragsparteien Stillschweigen zu bewahren, da es sich um hochsensible Daten handelt. "Wir haben daher lediglich den Ausschluss der Öffentlichkeit gem. § 172ff. GVG beantragt. Diese Möglichkeit sieht die Prozessordnung gerade für solche Fälle vor. Auch insofern können wir die Kritik des Verbandes nicht nachvollziehen", so der Sprecher. (dp)

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KOMMENTARE


Detlef Rüdel

16.04.2013 - 19:22 Uhr

Es ist mehr als nur zu begrüßen, das sich 223 Händler aus der Organisation dazu entschlossen haben, ihrem Importeur die Stirn zu zeigen. Schon vor dem Hintergrund, dass der Händlervertrag, hier die Offenlegung vereinbart hat. Wenn ich lese, das Fiat im Jahr 2012 einen durchschnittlichen Deckungsbeitrag von 188,-€ erwirtschaftet (der Händler) muss die Frage erlaubt sein, wie und wovon, wurden Verkäufer, Investitionen, Zinsen, usw. bezahlt? Wenn unterm Strich ein Minus bei jeder verkauften NWE steht? Aber vielleicht kann sich Fiat es ja leisten mit seiner Händlerschaft auf Konfrontation zu steuern? Fiat sollte daran denken, das auch das Jahr 2012 mit einem Minus zum VJ in Höhe von = 9,20% beendet worden ist. Auch in 2013 per 03 liegt der Importeur bereits mit - 6,80% zum VJ zurück. Daher sollte ein klärendes Gespräch über den Händlerverband dafür sorgen, dass die Motivation nicht noch weiter zurückgeht. Ein Prozess gegen den eigenen Importeur zu führen, ist mit Sicherheit für alle beteiligten nicht empfehlenswert. Schade ist auch, dass der übrige Teil der Händlerkollegen, sich den 223 Händlern nicht angeschlossen hat. Stärke kommt aus der Verbundenheit, daher mögen all die darüber nachdenken, welche am Ende mit davon profitieren werden. Einer für alle, alle für einen....


Michael Kühn

17.04.2013 - 15:19 Uhr

€ 188.- durchschnittlich..., da ist man ja besser beraten, wenn man gar nix tut? - Man könnte fast bildlich gesprochen eine "böse" These in den Raum werfen: "Früher haben die Hersteller ihre milchproduzierende Kuh (Vertragshändler)regelmäßig gemolken und heute reißt man ihnen aus lauter Gier gleich das ganze Euter ab und wundert sich anschließend, dass sie verblutet"... - Hm tja, Fiat hatte auch schon bessere wirtschaftliche Zeiten erlebt und geht halt den Weg des geringsten Widerstands. (Es wird halt bei den "Sklaven" zuerst an der Ernährung eingespart. Vielleicht merkt es ja niemand u. bis Sept. lassen sich im Hause Fiat sicherlich noch einige Zahlen dramatischer darstellen...? oder kann man von einem wirklichen partnerschaftlichen Verhältnis sprechen, wenn man ein Gericht bemühen muß???) Entschuldigung, aber ich vertrete nun mal eine Meinung, die in einer "Partnerschaft" zuerst auf gegenseitiges Vertrauen u. Ehrlichkeit baut! - Mißtrauen ist der Anfang vom Ende einer verlässlichen Partnerschaft -


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