Das Kfz-Gewerbe sieht in den vorgezogenen Bundestagswahlen eine Chance, eigene Anliegen stärker in die politische Debatte einzubringen. Michael Ziegler, Präsident des Verbands des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg, hob am Donnerstag die Fortschritte in Gesprächen mit Entscheidungsträgern hervor: "Wir merken, dass unsere Argumente verfangen und zunehmend Einfluss in der Debatte um das Auto haben", sagte er bei der Delegiertenversammlung des Verbandes in Filderstadt.
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Strategiedialog statt Autogipfel
Baden-Württemberg übernimmt laut Ziegler dabei eine Vorreiterrolle. Der Strategiedialog Automobilwirtschaft, an dem auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann beteiligt ist, gilt als Vorbild für den Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Forschung. Ziegler sieht darin eine Alternative zu kurzfristigen "Autogipfeln", die wenig Nachhaltigkeit bieten.
Vor diesem Hintergrund gewinnt Ziegler auch der aktuellen politischen Entwicklung auf Bundesebene eine positive Seite ab. "Die vorgezogenen Bundestagswahlen geben uns Gelegenheit, Positionen und Themen des Kfz-Gewerbes weiter nach vorne zu bringen", betonte er.
Chancen für 2025
Ziegler blickt mit gemischten Gefühlen auf die kommenden Jahre. Während der Einfluss des Gewerbes auf Hersteller wachse, bereiten wirtschaftliche Unsicherheiten Sorgen. Besonders Energiepreise und die globale Wettbewerbsfähigkeit seien zentrale Themen. Der Verband fordert mehr Investitionen in Digitalisierung und KI, um günstige E-Autos zu ermöglichen und die Marktposition zu stärken.
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Geschäftlich sieht Ziegler "einen größeren Rückzug der Hersteller aus dem Agenturmodell als wir uns jetzt vorstellen können". Bei den Autobauern drohten Sparmaßnahmen. Das könnte ebenfalls ein Grund sein, die hohe Kapitalbindung durch die Agentur zu vermeiden. Hersteller hätten zudem gelernt, dass der Handel den Handel besser könne. Nach Einschätzung von Ziegler werden die Hersteller trotzdem weiter versuchen, "uns Marge abzunehmen".
Weiterhin kritisch zeigt sich der Landesverband gegenüber dem geplanten Landesmobilitätsgesetz und der Einführung neuer Abgaben für Autofahrer. Das Gesetz sei zwar entschärft worden, dennoch forderte Ziegler, es vollständig zurückzunehmen. Auch das geplante Gleichstellungsgesetz lehnt der Verband als unnötig ab, da die Grundrechte bereits klar geregelt seien.