Das Kfz-Gewerbe Baden-Württemberg hat vor negativen Folgen der geplanten Diesel-Fahrverbote in Stuttgart für die im Stadtgebiet ansässigen Autohäuser und Werkstätten gewarnt. "Bei dauerhaften Fahrverboten für Diesel bis Euro 4 dürften den Kfz-Betrieben je nach örtlicher Lage, Kundenstamm und Unternehmenstyp im Schnitt rund zehn bis 15 Prozent ihrer Werkstattdurchgänge fehlen", heißt es in einem Brief von Hauptgeschäftsführer Carsten Beuß an Thomas Dörflinger, den Verkehrs- und Handwerkspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. In Einzelfällen könne der Anteil deutlich höher ausfallen, etwa bei Firmen mit hohem Flotten- oder Nutzfahrzeugkundenanteil. Das Schreiben liegt AUTOHAUS vor.
Im Rahmen einer Umfrage hatte die Kfz-Innung Region Stuttgart bei den Autobetrieben in der Landeshauptstadt ermittelt, wie hoch der Anteil der auswärtigen Kundenfahrzeuge an der Gesamtzahl der Kundenfahrzeuge der Diesel-Euronorm 4 und schlechter ist. Demzufolge variiert die Quote zwischen 25 und 67 Prozent – je nach Art und Lage des Betriebs. Der Anteil der Pendlerfahrzeuge unter diesen Kundenautos beträgt zwischen 50 und 100 Prozent.
"Die von den Betrieben genannten Zahlen haben unsere Befürchtungen leider deutlich übertroffen", schreibt Beuß. Gerade der hohe Anteil der auswärtigen Kundenfahrzeuge belege eindrucksvoll, dass eine Ausnahmeregelung für Kunden von Stuttgarter Kfz-Betrieben in der Fahrverbotszone zwingend notwendig sei.
Baden-Württemberg hatte zunächst versucht, Fahrverbote zur Luftreinhaltung in Stuttgart abzuwenden. Unter dem Druck der Verwaltungsgerichte verständigte sich die grün-schwarze Landesregierung dann aber auf Fahrverbote für Dieselwagen der Euro-Abgasnorm 4 und schlechter von 2019 an (wir berichteten). Laut Landesverband gibt es in der Schwabenmetropole derzeit rund 30.000 Dieselwagen bis einschließlich Euro 4, in der Region sind es rund 190.000.
Die baden-württembergische Landeshauptstadt ist wegen ihrer Verkehrsdichte und Kessellage besonders von einer hohen Schadstoffbelastung in der Luft betroffen. Ob es ab 2020 auch Fahrverbote für Diesel der Euro-Norm 5 gibt, will die Landesregierung von der Wirkung eines Luftreinhaltepaketes abhängig machen.
"Wenn ab 2020 auch Fahrverbote für Euro 5-Diesel kommen sollten, würden sich diese Quoten und Anteil nahezu verdoppeln, da es in der Region Stuttgart derzeit rund 183.000 solcher Fahrzeuge gibt", betonte Beuß. Dann würde den Kfz-Betrieben bereits 20 bis 30 Prozent ihrer Werkstattdurchgänge fehlen. Bei einer durchschnittlichen Umsatzrendite im Bereich von ein bis zwei Prozent und einer im wesentlichen fixen Kostenstruktur könnten Umsatzausfälle in dieser Größenordnung nicht aufgefangen werden. Dies würde die allermeisten Stuttgarter Kfz-Betriebe existenziell bedrohen. (rp)
Frank Oesterle