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China: Neuer Realismus beim Elektroauto

22.11.2011 09:00 Uhr
China: Neuer Realismus beim Elektroauto
Nach den großen Hoffnungen in die Entwicklung von Elektroautos in China macht sich Ernüchterung breit.
© Foto: Michael Gottschalk/ddp

Chinas Wunsch nach Elektroautos hat die Autoindustrie weltweit verändert. Nach dem ersten Enthusiasmus macht sich jetzt aber Ernüchterung breit. Autobauer fordern mehr Geduld. Nicht alles sei machbar.

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Nach den großen Hoffnungen in die Entwicklung von Elektroautos in China macht sich Ernüchterung breit. "Alle werden etwas realistischer", stellte Volkswagen-China-Chef Karl-Thomas Neumann fest. "Es braucht mehr Zeit." Niemand sollte sich überzogene Hoffnungen machen, was möglich sei. Der VW-Manager räumt ein, dass er etwas "geschockt" war, als selbst Chinas Regierungschef Wen Jiabao vor vier Monaten seine Zweifel öffentlich gemacht hatte. Es sei "ungewiss", ob Elektroautos oder nicht doch eher Hybrid-Fahrzeuge am Ende als Gewinner aus dem Rennen hervorgehen, schrieb Wen Jiabao im Parteimagazin "Qiushi" (Wahrheit). Er zitierte Probleme mit den Kerntechnologien, den Investitionen und der staatlichen Förderung.

"Es sah wie ein Richtungswechsel aus", sagte Neumann auf der Internationalen Automesse im südchinesischen Kanton (Guangzhou). Doch der Verdacht habe sich in Gesprächen mit Verantwortlichen und Experten in den Monaten seither nicht bestätigt. "Er (Wen Jiabao) ist enttäuscht, aber das bedeutet nicht, dass es einen Kurswechsel gibt", sagte der VW-Manager. "Ich bin sicher, dass China nicht locker lassen wird." Aber Realismus sei notwendig. "Die Idee, dass Elektroautos die Benzin-Autos ersetzen könnten, wird nicht funktionieren." Die Kosten seien einfach noch zu hoch und die Volumen anfangs zu gering.

China bremst aus Sicht ausländischer Autobauer aber auch selbst die Entwicklung, indem es sich Technologietransfer durch Auflagen sichern will. Für die Elektroautos muss das geistige Eigentum für eine der drei Schlüsselkomponenten wie Batterie, Motor oder Elektronik beim chinesischen Gemeinschaftsunternehmen liegen. Auch die Zulieferer sollen jetzt wie die Autohersteller dazu gezwungen werden, solche Joint Ventures einzugehen. Die unklaren Vorschriften sollten am besten aufgehoben werden, findet Neumann. "Der Markt muss geöffnet werden, damit jeder seine beste Technologie mitbringt."

Er glaubt aber auch, dass Hybrid-Fahrzeuge, die mit geringerer Reichweite elektrisch fahren und dann den Benzinmotor anwerfen, erstmal die beste Zwischenlösung sei. Dann könnten die Technologien erprobt und höhere Stückzahlen erreicht werden. 2013 oder 2014 gehen bei Volkswagen die ersten Elektroautos in Produktion. "Wir müssen realistisch sein und mehr Zeit einräumen, aber gleichzeitig müssen wir daran glauben, dass es kommen wird, sonst wird es nicht kommen." Ob das Ziel erreicht wird, bis 2020 fünf Millionen Elektroautos auf Chinas Straßen zu haben, mochte aber auch Neumann nicht sagen.

Elektroauto "noch in den Kinderschuhen"

"Das größte Hindernis ist immer noch die Batterie", sagte auch der Chefökonom und Vizegeneralsekretär von der Personenwagenvereinigung Chinas (CPA), Cui Dongshu. "Das Gewicht, die Sicherheit, die Flexibilität." China werde hier nicht alleine den technologischen Durchbruch schaffen. Die Infrastruktur sei in China aber schnell aufgebaut. Das sieht der Daimler-Chef für Nordost-Asien, Ulrich Walker, ähnlich, auch wenn ein Netz aus Ladestationen eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz der Elektroautos wäre.

Mercedes will im April auf der Automesse in Peking sein erstes Elektroauto in Kooperation mit dem chinesischen Hersteller BYD (Build Your Dreams) vorstellen. 2013 soll wie geplant das erste Fahrzeug auf den Markt kommen. "Die Arbeiten mit BYD kommen gut voran." Ferdinand Dudenhöffer sieht die Kooperation mit dem angeschlagenen Batterie- und Autoproduzenten aber eher kritisch. "BYD ist gescheitert", sagte der Direktor des Centers für Centers Automotive Research (CAR). Er sieht besonders Nissan und Mitsubishi weit vorn. "General Motors und Ford sind auch gut unterwegs."

Auch Dudenhöffer sieht das Elektroauto "noch in den Kinderschuhen", ist aber überzeugt: "Die Welle kommt." Erst kämen die Plug-In-Hybride, dann die Elektrofahrzeuge, die ab 2015 in größeren Zahlen die Straßen in China bevölkern dürften. "Die Chinesen sind dabei viel offener als wir." Vom Fahrrad seien sie schon auf Elektrobikes umgestiegen. "Das zeigt, was dort alles möglich ist und wie schnell es geht." Die Absicht, die Verbrennungsmotoren in Chinas Großstädten zu verbieten, habe einen Riesen-Schub an Innovationen und neuen Produkten bei den Autobauern weltweit ausgelöst. "Ohne China würden wir heute nicht über Elektroautos reden."

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