Der Autozulieferer ZF legt im Rennen um den schwedischen Nutzfahrzeug-Zulieferer Haldex nach: Das Unternehmen will nun 110 Schwedische Kronen je Aktie und damit insgesamt 4,85 Milliarden Kronen (507 Millionen Euro) zahlen, wie es am Mittwoch in Friedrichshafen am Bodensee mitteilte. Mit der erneuten Offerte liegt ZF wieder gleichauf mit dem Münchner Bremsen-Hersteller Knorr-Bremse, der ebenfalls 110 Schwedische Kronen pro Aktie geboten hatte.
"Wir haben unser Angebot sorgfältig überdacht und sind weiterhin fest davon überzeugt, dass die Expertise von Haldex bei Bremsprodukten und Luftfedersystemen eine exzellente Ergänzung für unser Unternehmen darstellen", erklärte ZF-Vorstandschef Stefan Sommer.
Mit Haldex-Verwaltungsratschef Göran Carlson und zwei weiteren Hauptinvestoren hätten bereits mehr als 17 Prozent des Aktien- und Stimmkapitals von Haldex Verkaufsvereinbarungen unterzeichnet, teilte ZF weiter mit. Zusammen mit dem Anteil von 4,18 Prozent, den ZF bereits hält, entspreche das einem Gesamtanteil von mehr als 21 Prozent. Zudem habe der Verwaltungsrat einstimmig seine Unterstützung für das Angebot von ZF betont und seine Aktionäre dazu aufgerufen, es anzunehmen. Die kartellrechtliche Genehmigung werde bereits für Ende dieser Woche erwartet.
Knorr Bremse weiterhin optimistisch
Knorr Bremse gab sich am Mittwoch dennoch weiterhin optimistisch: Man habe die Preiserhöhung von ZF zur Kenntnis genommen, sagte ein Sprecher in München. Knorr Bremse werde die Situation bewerten und über den besten nächsten Schritt entscheiden. "Wir sind davon überzeugt, dass wir für Haldex mehr Wert schaffen und langfristig die besseren Perspektiven bieten." Zudem sei Knorr Bremse zuversichtlich, "alle erforderlichen Kartellfreigaben zu erhalten", sagte der Sprecher. "Die Geschäftsfelder ergänzen sich in weiten Teilen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und hätten das Angebot nicht unterbreitet, wenn wir davon nicht überzeugt gewesen wären."
Um Haldex war in den vergangenen Wochen ein Bieterwettstreit entbrannt. Neben ZF und Knorr-Bremse hatte zunächst auch das operativ im fränkischen Bessenbach tätige Unternehmen SAF-Holland mit Firmensitz in Luxemburg seinen Hut in den Ring geworfen, seine Offerte aber am 25. August offiziell wieder zurückgezogen, nachdem Haldex ZF den Vorzug gab.
Aber warum ist Haldex eigentlich so begehrt? "Es passt in das Portfolio beider Unternehmen wunderbar rein", sagte der Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Sowohl ZF als auch Knorr Bremse wollten mit dem schwedischen Unternehmen ihr Wertspektrum erweitern. "Das ist ein Trend, den wir seit Jahren haben."
Dahinter stecke die Idee, sich zu einem Komplettanbieter zu entwickeln, sagte Bratzel. "Und es gibt nicht viele Unternehmen, mit denen man seinen Portfolio-Blumenstrauss so erweitern kann." ZF habe sich beispielsweise zusammen mit dem vor rund einem Jahr übernommenen US-Zulieferer TRW Automotive von einem Hardware-lastigen Produktportfolio auch Richtung Software entwickelt. "Da scheint Haldex gut rein zu passen." (dpa)