Der Autohandel kann nach dem Einbruch wegen der Corona-Krise mitten im wichtigen Frühjahrsgeschäft seine Verkaufsräume nächste Woche wieder öffnen. Autohändler fordern nun nach der Flaute aber Kaufanreize.
Thomas Peckruhn, Sprecher der Markenhändler und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), sagte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch: "Extrem wichtig wären jetzt zusätzliche Kaufprämien für Elektro- und Hybridautos und für Verbrenner mit der neuesten Schadstoffnorm." Der Verkauf von E-Autos sei bis Mitte März gut angelaufen, aber jetzt dürfte die Kauflust gebremst sein. Denn viele potenzielle Kunden seien von Kurzarbeit betroffen oder in Sorge um ihren Arbeitsplatz, und auch Unternehmen müssten sparen.
Außerdem müssten die Zulassungsstellen rasch wieder ihren normalen Betrieb aufnehmen, mahnte Peckruhn. Viele seien weiterhin geschlossen oder arbeiteten so eingeschränkt, dass sie nicht einmal das derzeitige geringe Pensum schafften. "Was nützt mir ein neues Auto, wenn ich es nicht zulassen kann?" Hier sehe er aber noch keine klaren Signale.
Die Autohersteller müssten zwar in absehbarer Zeit wieder mit der Produktion beginnen. Aber der Handel habe sich auf das Frühjahrsgeschäft vorbereitet und sei gegenwärtig «sehr gut sortiert", sagte Peckruhn. Der Anteil der Online-Käufer habe sich in der Corona-Krise nicht erhöht. Die Nachfrage sei eingebrochen, rund 80 Prozent der Autohändler hätten ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, in einigen Bundesländern stünden Autohäuser ohne Soforthilfe da.
AVAG-Chef: Kommunen sind gefragt
Auch AVAG-Chef Roman Still dringt nach der Erlaubnis zur Öffnung der Autohäuser auf die Wiederinbetriebnahme aller Kfz-Zulassungsstellen. "Die Zulassung ist ein Riesenproblem", sagte der Kfz-Unternehmer in Augsburg. Viele Zulassungsstellen seien dünn besetzt oder ganz geschlossen, nur selten laufe es reibungslos. Hier seien jetzt die Kommunen gefragt.
Der größte deutsche Autohändler mit 178 Betrieben erklärte, das Verkaufsgeschäft sei dank des Online-Handels mit 20 bis 25 Prozent weitergelaufen, das Servicegeschäft zu 70 Prozent. Viele Mitarbeiter fehlten aber im Moment wegen Kurzarbeit, Kinderbetreuung oder Krankheit. "Jetzt können wir nach und nach zügig wieder hochfahren." Wichtig sei aber, rasch zu klären, ob es Kaufprämien geben werde, ähnlich der Abwrackprämie vor zehn Jahren.
Das Servicegeschäft werde rasch Fahrt aufnehmen, zeigte sich Still überzeugt. Aber die anhaltende Unsicherheit durch die Pandemie und Einkommensverluste durch Kurzarbeit dürften die Kauflust bremsen: "Ich glaube nicht, dass es eine Welle gibt." Auch Firmen müssten sparen. Hotels etwa dürften in nächster Zeit nicht zu den großen Kunden gehören. Weder Käufer noch Händler seien heute auf Autokäufe im Internet vorbereitet gewesen, aber das könnte sich bald ändern. Viele informierten sich heute im Internet, wollten aber vor dem Kauf das Auto im Laden sehen, vor allem private Kunden und Gebrauchtwagenkäufer. (dpa)
Eueman
K.F.