Jeder zweite europäische Autohändler hat bei seiner eigenen Website erheblichen Nachholbedarf. Zwar gibt es vielerorts Basisfunktionen wie Produktinfos, Händlerstandort oder Probefahrt-Anfragen. Doch moderne Features und Tools, die Autokäufer im digitalen Zeitalter erwarten, sind noch Mangelware bei den Online-Präsenzen. Das sind zentrale Ergebnisse einer neuen Studie, die die Marketing- und Vertriebsspezialisten von MotorK am Montag vorgestellt haben.
"Händler-Websites sind ein wichtiger und oft vernachlässigter Teil der heutigen Customer Journey. Während die Hauptmarkenseiten die meiste Aufmerksamkeit erreichen, sind Käufer in allen Segmenten während ihres Findungsprozesses stark auf die Webseiten der Händler angewiesen", erklärte Brian Coleman, Chief Strategy Officer von MotorK. Der Experte verwies auf Auswertungen von Google, wonach rund die Hälfte aller Autokäufer ihren Händler über seine eigene Website gefunden hat.
Laut der internationalen Studie hebt sich keine Automarke grundlegend von den anderen ab. Ebenso steht kein Markt deutlich über den anderen. Tatsächlich erreichten die Händler-Websites keiner einzelnen Marke eine annähernd perfekte Punktzahl, wie Coleman betonte. Durch die weitgehende Beschränkung auf die Basisfunktionen verpassten Händler die Chance, ihre Webseite als Vertriebskanal zu nutzen und darüber direkt Leads zu generieren.
Die Problemfelder auf einen Blick:
=> 54 Prozent der Händler führen keine Neu- oder Gebrauchtwagen in ihrem Online-Angebot.
=> Rund 56 Prozent der europäischen Vertragshändler fehlt es an grundlegenden, modernen Funktionalitäten auf ihrer Website, die Autokäufer heute erwarten. Häufig gibt es keine Finanzierungsrechner oder Fahrzeug-Bewertungen (86 Prozent). Kalkulationstools in Echtzeit sind ebenfalls bei fast keiner Website vorhanden.
=> Nur vier Prozent bieten eine Live-Chat-Funktion – bei 22 Prozent fehlt ein Anfrageformular für Probefahrten.
=> Jeder vierte Betrieb hat keine benutzerfreundliche Kontaktseite.
=> 89 Prozent der Internetpräsenzen sind nicht für die mobile Nutzung optimiert.
=> 45 Prozent der Händler-Websites bieten weder Social-Media-Links noch Sharing-Funktionen.
=> Die meisten Websites schnitten bei Grundanforderungen wie Ladegeschwindigkeit und Suchmaschinenoptimierung schlecht ab.
Coleman: "Verbraucher sind es gewohnt, einen Großteil ihres Alltags online zu verbringen. Im Automobilhandel ist die Customer Experience noch lange nicht ausgereift – vor allem bei den mobilen Versionen der Websites." Dabei würden 62 Prozent aller Kaufinteressierten in Europa die Suche nach ihrem neuen Auto mit einem Smartphone beginnen. In drei Jahren sollen es gemäß einer weiteren Studie von MotorK bereits 86 Prozent sein. Und: 91 Prozent der Kaufprozesse werden mindestens einen Schritt von einem mobilen Gerät, etwa über soziale Netzwerke, beinhalten.
MotorK hatte im Rahmen der Studie "European Franchised Dealer Sites: The State of Digital Retail Presence" Vertragshändler-Websites von 36 Automarken in den fünf wichtigsten europäischen Märkten Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien untersucht. Dabei wurden jeweils mehr als 20 Kategorien pro Seite analysiert. (rp)