Arbeitgeberdarlehen: Achtung - Lohnsteuerfalle!

Deutsche Firmen beklagen immer mehr den aufkommenden Fachkräftemangel. Daher sind viele Arbeitgeber darauf erpicht, die eigene Belegschaft an das Unternehmen zu binden. Nicht selten werden aus diesem Grunde zinslose oder zinsverbilligte Arbeitgeberdarlehen an die Mitarbeiter vergeben. Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) hat nun seinen Erlass zur steuerlichen Behandlung von Arbeitgeberdarlehen erneuert. Wann liegt ein Arbeitgeberdarlehen vor? Die Verwaltung nimmt ein Arbeitgeberdarlehen an, wenn der Arbeitgeber oder aufgrund des Arbeitsverhältnisses ein Dritter dem Arbeitnehmer Geld auf Grundlage eines Darlehensvertrages überlässt. Keine Arbeitgeberdarlehen sind dagegen Reisekostenvorschüsse, vorschüssig gezahlter Auslagenersatz oder Lohn-Abschlagszahlungen. Folge eines zinsverbilligten Arbeitgeberdarlehens Erhält der Arbeitnehmer ein zinsloses oder zinsverbilligtes Arbeitgeberdarlehen, so ist grundsätzlich der daraus resultierende Zinsvorteil als Arbeitslohn zu versteuern. Die Zinsvorteile, die der Arbeitnehmer erhält, sind Sachbezüge. Erhält der Arbeitnehmer hingegen ein Arbeitgeberdarlehen zu einem marktüblichen Zinssatz, ergibt sich daraus kein steuerpflichtiger Zinsvorteil, d. h. kein geldwerter Vorteil. Vergibt zum Beispiel ein Autohändler ein Arbeitgeberdarlehen, so richtet sich die Ermittlung des Zinsvorteils nach § 8 Abs. 2 EStG. Im Gegensatz dazu erfolgt bei Mitarbeitern von Kreditinstituten eine Berechnung nach § 8 Abs. 3 EStG, das bedeutet, dass nur in diesem Fall der Rabattfreibetrag in Höhe von 1.080 Euro angewendet wird. Lohnsteuerfreiheit für Arbeitgeberdarlehen bis 2.600 Euro Zu beachten ist, dass für kleinere Arbeitgeberdarlehen die 2.600 Euro Freigrenze gilt. Wenn die Summen der noch nicht getilgten Darlehen am Ende des Lohnzahlungszeitraums diese Grenzen nicht übersteigen, dann ist ein Zinsvorteil lohnsteuerlich und daher auch beitragsrechtlich ohne Bedeutung. Es ist aber darauf zu achten, dass es sich um eine Freigrenze und keinen Freibetrag handelt. Überschreitet also das Arbeitgeberdarlehen die 2.600 Euro Freigrenze - und sei es auch nur um einen Euro -, so ist der Zinsvorteil als Arbeitslohn zu versteuern. Ermittlung des steuerpflichtigen Zinsvorteils Gewährt nun ein Autohändler seinem Verkäufer ein Darlehen, so richtet sich die Bewertung des Zinsvorteils nach § 8 Abs. 2 EStG. Nach dem Gesetz sind Sachbezüge, also auch der Zinsvorteil, mit den um übliche Preisnachlässe geminderten üblichen Endpreisen am Abgabeort anzusetzen. Im Klartext bedeutet dies, der Zinssatz des Arbeitgeberdarlehens ist mit dem marktüblichen Zinssatz für vergleichbare Darlehen, z. B. dem Angebot eines Kreditinstituts am Abgabeort, zu vergleichen. Eine Vergleichbarkeit eines Darlehens ist dann gegeben, wenn eine wesentliche Übereinstimmung hinsichtlich folgender Punkte gegeben ist: - Kreditart (Wohnungsbaukredit, Konsumentenkredit, Überziehungskredit) - Laufzeit - Zinsfestlegungsdauer - Zeitpunkt der Tilgungsverrechnung Beispiel Nummer 1 Ein Arbeitnehmer erhält einen Konsumentenkredit in Höhe von 7.000 Euro mit einer Verzinsung von 3 Prozent jährlich. Das Kreditinstitut am Abgabeort vergibt derartige Kredite zu 6 Prozent (marktüblicher Zinssatz). Nach den Lohnsteuerrichtlinien kann ein Abschlag von 4 Prozent auf den marktüblichen Zinssatz erfolgen: - marktüblicher Zinssatz 6,00 % - 4 % Abschlag 0,24 % - Vergleichszinssatz 5,76 % - Zinssatz Arbeitnehmer 3,00 % - Zinsvorteil 2,76 % Der monatliche geldwerte Vorteil liegt bei 16,10 Euro (2,76 % von 7.000 Euro = 193,20 Euro x 1/12). Zudem kann als Alternative zu dem Marktpreis am Abgabeort auch aus Vereinfachungsgründen der zuletzt von der Deutschen Bundesbank veröffentlichte Effektivzinssatz herangezogen werden. Auf diesen wird ebenfalls ein Abschlag von 4 Prozent vorgenommen. Alternativ zu dem obigen Vergleich mit dem Endpreis am Abgabeort kann auch der günstigste Marktpreis, z. B. das Internetangebot einer Direktbank, als Vergleichsmaßstab herangezogen werden. Hier wird aber kein Abschlag von 4 Prozent vorgenommen. Beispiel Nummer 2 Wie oben, nur das Angebot der Direktbank (günstigster Marktpreis) liegt bei einer jährlichen Verzinsung von 5 Prozent: - Vergleichszinssatz 5,00 % - Zinssatz Arbeitnehmer 3,00 % - Zinsvorteil 2,00 % Der monatliche geldwerte Vorteil liegt in diesem Fall bei 11,67 Euro (2,00 % von 7.000 Euro = 140,00 Euro x 1/12). Achtung bei der 44-Euro-Freigrenze Der Zinsvorteil aus einem Arbeitgeberdarlehen fließt in die Berechnung der 44-Euro-Freigrenze mit ein. Erhält der Arbeitnehmer z. B. neben dem Zinsvorteil noch einen monatlichen Tankgutschein in Höhe von 44 Euro, so ist die Freigrenze überstiegen und der Zinsvorteil als auch der Tank-gutschein sind steuer- und beitragspflichtig. Liegt eine derartige Kollision vor, sollte der Zinsvorteil pauschal versteuert werden. Die Möglichkeit einer pauschalen Versteuerung ist ebenfalls möglich, wenn der Zinsvorteil allein die 44-Euro-Freigrenze übersteigen sollte. Kurzfassung 1. Achtung - Lohnsteuerfalle! Arbeitgeberdarlehen sind bei der Prüfung der 44-Euro-Freigrenze für Sachbezüge miteinzubeziehen. Wird die 44-Euro-Freigrenze überstiegen, dann sind alle Sachbezüge steuer- und beitragspflichtig.2. Arbeitgeberdarlehen bis zu einem Betrag von 2.600 Euro sind lohnsteuer- und daher auch beitragsfrei.3. Der steuerpflichtige Zinsvorteil kann entweder anhand eines Vergleiches mit dem Zinssatz eines Kreditinstitutes am Abgabeort (Anwendung des 4-%-Abschlages) oder mit dem günstigsten Marktpreis, z. B. Angebot einer Direktbank (keine Anwendung des 4-%-Abschlages) vorgenommen werden. Kommentar Die Gewährung eines Arbeitgeberdarlehens ist sicherlich ein probates Mittel, um langjährige und qualifizierte Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden. Hierbei sind die steuerlichen Vorgaben, insbesondere zur Ermittlung des Zinsvorteiles, zu beachten. Ebenfalls ist zu berücksichtigen, was oftmals in der Praxis vergessen wird, dass ein Verzicht des Arbeitgebers auf eine Sicherheitenbestellung zu einem zusätzlichen geldwerten Vorteil führen kann. Wird ein vergleichbarer Kredit üblicherweise nur z. B. mit einer Grundschuldbestellung vergeben und verzichtet der Arbeitgeber darauf, dann liegt ein zusätzlicher geldwerter Vorteil vor. Der Wert des geldwerten Vorteils setzt sich hierbei aus den üblichen Kosten und Gebühren des Grundbuchamtes und des Notars für die dingliche Darlehenssicherung zusammen. Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass der Arbeitgeber die Ermittlung des steuerpflichtigen Zinsvorteils dokumentieren muss und die Aufzeichnungen zu verwahren hat.Horst Neubacher, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater www.raw-partner.de

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