Unter dem Motto "Autokauf 2040 – Wie neue Technologien den Automobilhandel verändern" trafen sich am 18. und 19. März 2025 führende Branchenexperten, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. Wie werden wir im Jahr 2040 Autos kaufen und nutzen? Welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus für Automobilhändler und -hersteller? Diese und viele weitere Fragen standen im Zentrum der Veranstaltung. Zum Auftakt begrüßte puls-Geschäftsführer Stefan Reiser die Teilnehmer im "Korn's" in Nürnberg.
Das Auto wird sich individuellen Anforderungen anpassen
Mit einem Grundsatzvortrag zur zukünftigen Mobilität eröffnete Sebastian Stegmüller, Leiter des Forschungsbereichs Mobilitäts- und Innovationssysteme am Fraunhofer IAO, den Kongresstag. Er betonte, dass Fahrzeuge künftig individuell an die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden anpassbar sein müssen. Laut Stegmüller könnte das folgendermaßen aussehen: Der Nutzer kauft eine Basis und verändert diese sukzessive nach Bedarf bis hin zur Re-Produktion von Fahrzeugen anstelle der Reparatur.
Preissteigerung im Service – Herausforderung und Chancen
Imelda Labbé, VDIK-Präsidentin, beleuchtete im Anschluss die Entwicklung im After Sales. Sie startete mit der Frage, ob das Servicegeschäft so weiter laufen werde wie bisher. Momentan sei insbesondere bei Privatkunden eine deutliche Preissteigerung zu erkennen. Alle Signale zeigen laut Labbé derzeit in die falsche Richtung. So drastisch sei das noch nie der Fall gewesen. Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge steigt und die Fahrleistung sinkt. Auf Grund der wachsenden Zahl an E-Fahrzeugen minimieren sich zugleich die Schadenshäufigkeit sowie der Reparaturbedarf. Der Service der Zukunft müsse daher vernetzt, transparent und mobil sein. Gelinge es, eine attraktive Preisgestaltung umzusetzen, könne man den Endkunden weiterhin begeistern. Für Flottenkunden sei eine All-in-One-Plattform für digitales Kfz-Reparaturmanagement essenziell.
Mehr zum Thema After-Sales und Elektromobilität gibt es im AUTOHAUS Podcast mit Imelda Labbé: "Anreize statt Strafen".
21. puls Automobilkongress

Podiumsdiskussion: Der Handel im Wandel
Die Perspektive des Handels auf die Zukunft der Branche war Thema der Podiumsdiskussion unter der Leitung von AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel. Gesprächspartner waren Hans-Jürgen Persy, Vorstandsvorsitzender Löhr & Becker, und Jörg Senger, geschäftsführender Gesellschafter der Senger Gruppe.
Beide bestätigten den tiefgreifenden Wandel, den der Automobilhandel derzeit erlebt. Die fortschreitende Digitalisierung sowie die damit verbundenen Kosten und Chancen führten zu einer weiteren Konsolidierung des Handels. Laut Persy sei es entscheidend, eine Balance zwischen Tradition und Innovation zu finden. In den vergangenen Jahren habe der Fokus zu sehr auf Optimierung gelegen, wodurch der Kunde aus dem Blick geraten sei.
Senger ergänzte, dass der Erfolg vom Zusammenspiel aller Faktoren abhänge und die Komplexität in den zunehmend größeren Unternehmensgruppen bewältigt werden müsse. Chinesische Marken wie BYD seien bereits wettbewerbsfähig und würden relevante Marktanteile gewinnen – auf Kosten anderer Importeure.
So kauft die Gen Z Autos
Nicole und Dilara Sengül, Sales & Digitalization Manager sowie Operations & Marketing Manager im Autohaus DIL, eröffneten den Nachmittag mit einer Analyse des Autohandels 2040 aus Sicht der Generation Z. Ihrer Meinung nach wird sich der Autokauf in den nächsten 15 Jahren zu einem vollständig digitalen Prozess entwickeln, der mit einer Lieferung direkt vor die Haustür endet. Bereits heute informieren sich 80 Prozent der Kunden online. Bis 2040 werden Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok – unterstützt durch KI-Chatbots – die Customer Journey dominieren. Daher setzt das Autohaus DIL auf eine gezielte Social-Media-Strategie, um dort präsent zu sein, wo die Kunden sind. Besonders Microinfluencer könnten helfen, die Conversion-Rate zu steigern, indem sie Regionalität und Vertrauen schaffen.

Gen Z setzt auf Börsen und Soziale Medien
Charles Bahr, CEO der auf die Gen Z spezialisierten ZCG, und Florian Schmidbauer, Forschungsexperte bei puls Marktforschung, präsentierten die Studie "Die Generation Z verstehen und erobern" (s. Foto). Sie belegten, dass sich die Erwartungen der Generationen beim Autokauf zwar ähneln, doch insbesondere in den Bereichen Konnektivität und Individualität unterscheiden. Während ältere Generationen verschiedene Kanäle zur Informationsbeschaffung nutzen, setzt die Gen Z vor allem auf Börsen und Social Media. Obwohl sie "Online first" lebt, besucht sie dennoch Autohäuser. Entscheidend sei, dass der Handel seine Social-Media-Präsenz ausbaut und persönliche Einblicke vermittelt.
Hackerangriff im Autohaus
Mit der fortschreitenden Digitalisierung steigt auch das Risiko von Cyberangriffen. Anja und Michael Bauer, Geschäftsführer der Bauer Gruppe, berichteten eindrucksvoll über den Hackerangriff auf ihr Autohaus. Nach einem vollständigen Systemstillstand musste sich das Unternehmen mühsam zurück in den Geschäftsalltag kämpfen.
Die ganze Geschichte hören Sie im Podcast: Hackerangriff im Autohaus: "Mit uns nicht"
Der Autohandel hat Zukunft
Den Abschluss des Kongresstages bildete Maria Grazia Davino, Europa-Chefin von BYD. Sie hob die Bedeutung des stationären Handels hervor. Dr. Konrad Weßner, ehemaliger Geschäftsführer von puls Marktforschung, fasste die zentralen Erkenntnisse des Tages zusammen und gab den Teilnehmern wertvolle Denkanstöße für den zukünftigen Erfolg ihrer Unternehmen mit auf den Weg.