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HB ohne Filter vom 31. Juli 2015

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: AUTOHAUS

Heute: VW vor Toyota, Mercedes vor Audi, FCA mit Rekord-Buße belegt, Sonntagsarbeit für Verkäufer, Post als Automobilhersteller, Zum Tode von Sir Yoshimaro Funaki - Mr. Subaru.

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Datum:
31.07.2015

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Heute: VW vor Toyota, Mercedes vor Audi, FCA mit Rekord-Buße belegt, Sonntagsarbeit für Verkäufer, Post als Automobilhersteller, Zum Tode von Sir Yoshimaro Funaki - Mr. Subaru.

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VW vor Toyota, Mercedes vor Audi

Die Zahlen aus dem ersten Halbjahr liegen auf dem Tisch. Volkswagen (inkl. Nutzfahrzeuge) verkaufte bis Ende Juni weltweit 5,04 Millionen Fahrzeuge, Toyota 5,02. Das Ziel, Toyota als Weltmarktführer zu überholen, war für 2018 gesetzt. Doch der Mengenschein trügt - wie so oft. Toyota fährt den doppelten Gewinn wie Volkswagen ein. Und Volkswagen macht mehr als die Hälfte seines Gewinnes in China. Dort sind die Aktienkurse binnen kurzer Zeit um ein Drittel eingebrochen. Götterdämmerung? 

Allein im Juni verkaufte Volkswagen in China ca. 22 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahresmonat. Die VW-Produktionskapazitäten in China sind bis 2019 auf fünf Millionen Einheiten ausgelegt. 2014 wurden 3,7 Millionen Fahrzeuge verkauft. Russland und Brasilien machen 2015 gleichermaßen keine Absatzfreude. Bitte, den Europamarktführer Volkswagen hat im ersten Halbjahr der europäische Markt mit einem Wachstum von acht Prozent aufgefangen. Niedriger Ölpreis und positive Währungseffekte über einen schwachen Euro kommen dazu. Man beachte ebenso, dass die chinesischen Hersteller im ersten Halbjahr kräftig zugelegt haben. Es sei nochmals daran erinnert, dass Audi, BMW und Mercedes in China die Teilepreise kräftig senken mussten. Diese Marken wurden mit einer Kartellstrafe belegt. Die Aussage: Würde man eine C-Klasse Limousine nur mit den überteuerten Teilen zusammenbauen, würde das Fahrzeug so viel kosten wie zwölf (!) Neuwagen. So geht's dann, wenn man andere für blöd verkauft. Schwäbische Solidität sieht anders aus!

Es sei dennoch festgehalten, dass sich Mercedes in der Absatzstatistik im ersten Halbjahr Audi überholt hat und dicht hinter BMW steht. BMW weist Ende Juni 1,099 Millionen Einheiten aus, Mercedes 960.589 und Audi 902.400. Zetsches Ziel für 2020 ist es wieder größter Premiumhersteller zu sein. Mal sehen!

FCA mit Rekord-Buße belegt

Da schlägt das Alfa-Herz mit der Neuauflage der Giulietta wieder. Alfa gibt es noch! Vettel fährt beim Formel-1-Rennen in Ungarn mit dem Roten als Erster durchs Ziel. Da kommt FCA-Freude auf. Gleich schiebt man noch über die Ticker dank Jeep-Absatzboom einen Gewinnsprung auf 4,5 Milliarden Euro für 2015 nach. Ergo: Alles bestens!

Und hinter den Kulissen? Da stehen im FCA-Konglomerat elf Marken. Jetzt gelang es Computer-Hackern, ein Modell aus der Jeep-Reihe über Laptop fernzusteuern. Jeep, einst zu Chrysler gehörig, rief daraufhin 1,4 Millionen Fahrzeuge zurück. Die Folge: Software-Update! Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA belegte FCA mit einer Strafzahlung von 95 Millionen Euro. Das ist die höchste Summe, die bislang ein Hersteller berappen musste.

Aus der Chrysler Pick-up-Sparte Ram muss FCA mehr als 500.000 Besitzern ein Rückkaufangebot machen, ebenso mehr als eine Million Jeep-Besitzern. Auch sie können ihr Auto für mehr als den Marktwert in Zahlung geben oder finanzielle Entschädigung verlangen. FCA musste einräumen, dass es bei 23 Rückrufaktionen mit über elf Millionen Fahrzeugen zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Man wird nun sehen, wie sich dieses Aktion auf den Gewinnsprung 2015 auswirken wird.

Sonntagsarbeit für Verkäufer

"Am siebten Tage aber ruhte er ...", so heißt es in der Schöpfungsgeschichte im Alten Testament. 3.000 Jahre alt. Viele halten diesen Tag, den Sonntag, für die größte kulturelle Errungenschaft, die es zu schützen gelte. Andere drängen auf eine totale Ladenöffnung am Sonntag. Ende 2014 hat das Bundesverwaltungsgericht in einem Grundsatzurteil deutlich gemacht, dass Arbeiten am Sonntag nur in sehr engen Grenzen erlaubt ist. Zuständig im politischen Sinne ist nicht die Arbeitsministerin, sondern die einzelnen Bundesländer. Weshalb die Rechtslage verwirrend ist und die Einhaltung sehr großzügig überwacht wird.

76 Prozent der Arbeitnehmer müssen sonntags nie arbeiten, 14 Prozent immer (Gaststätten, Polizei, Kliniken, Theater, Kino, Notdienste und der Herr Pfarrer), zehn Prozent manchmal. Die Sonntagsarbeit ist heute dank Internet zum Wettbewerbsfaktor geworden. Dort ist der 7-Tage-rund-um-die-Uhr-Kauf möglich. Selbst wenn ein Callcenter dahinter sitzt. Das wird dann in ein anderes Bundesland oder ins Ausland verlegt. Die Frage ist berechtigt, weshalb der Online-Handel vom Gesetzgeber so geschützt wird? Warum dürfen Amazon, Zalando & Co. am Sonntag arbeiten? Sie sehen in nachstehender Befragung selbst, was 1.459 Wähler in unserer AUTOHAUS.de "Frage der Woche" antworteten. Das klare Votum will den Sonntag in Ehren halten. Unter menschlichen wie gesellschaftspolitischen Aspekten ist es ohne Frage sehr wichtig, daß es gemeinsame Ruhetage gibt. Muße! Jede Spannung braucht Entspannung!

© Foto: AUTOHAUS

Die Post als Automobilhersteller

Kein Witz, die Post baut seit Dezember 2014 in Eigenregie Elektromobile in Aachen, den E-Kastenwagen, genannt "Streetscooter". Seither sind in den Innenstädten von Berlin, Hamburg und Aachen 150 Elektrofahrzeug unterwegs. Weitere 350 sind für dieses Jahr geplant. Das wären dann 500 Einheiten. Tesla kommt mit dem Modell S in Deutschland 2014 auf 815, Renault Zoe auf 1.498 und der Nissan Leaf auf 812. Aber bitte, die Post hat insgesamt 70.000 Fahrzeuge in der Flotte, davon sind 36.000 Lieferwagen. Man ist in Aachen guter Dinge, daß der Streetscooter künftig auch Handwerksbetrieben angeboten wird. Geplanter Anschaffungspreis: 22.000 Euro. 

Sicher fanden im Vorfeld mit der Automobilindustrie über spezielle Postfahrzeuge Gespräche statt. Da scheint dann die Losgröße zu klein zu sein. Und so entstehen neue Nischen, mit neuen Nischenanbietern. Wer entdeckt die Nische für die 60.000 fürchterlichen Taxis, die in Deutschland unterwegs sind? Wer baut für die 15 Millionen Singles in Deutschland ein Fahrzeug, in dem man bequem ein Fahrrad zuladen kann? 93 Prozent der Autofahrer zwischen 60 und 90 Jahren bezeichnen das Auto als wichtigste Quelle für ihre Mobilität. Alle sagen, dass das Auto ihre Lebensqualität entscheidend verbessert. Dahinter stehen 20 Millionen Menschen. Welch eine Zielgruppe! Und wo bleibt das altersgerechte Automobil? Jeder baut denselben Sumses, wo doch der Kunde im Zentrum stehen sollte? Zwischen Reden und Tun besteht wie so oft eine große Differenz. Oder anders: Das Vermeiden des Falschen ist nicht gleichzusetzen mit dem Tun des Richtigen.

© Foto: Post

Der Streetscooter der Deutschen Post

Yoshimaro Funaki
Yoshimaro Funaki
© Foto: Subaru

Zum Tode von Sir Yoshimaro Funaki - Mr. Subaru

Ich habe in 33 Jahren Branchenwirken keinen japanischen Manager kennengelernt, der deutsche Kultur so verinnerlicht hat, wie Yoshimaro Funaki. Als er 1982 mit 49 Jahren in Bad Hersfeld die Geschäftsführung von Subaru Deutschland übernahm, hatte der studierte Volkswirt bereits "Wanderstationen" für den Mitsui-Konzern in Tokyo, Hamburg, Düsseldorf und London hinter sich. Ein Mann mit internationalem Hintergrund. Ausgesucht wurde er von der Emil Frey Gruppe, die den Subaru-Import bis heute gestaltet. Es ist nicht vermessen zu sagen, Sir Funaki hat die japanischen und deutschen Eigenheiten zusammengeführt und nicht nur in seinem selbstgepflanzten Ginko-Baum in Friedberg verwurzelt. Er beherrschte wirklich die deutsche Sprache. Ich hatte das große Glück, dass er uns einmal pro Jahr in der AUTOHAUS-Redaktion in München besuchte.

Als ich ihn zuvor bei einer Autohaus-Neueröffnung am Flügel mit Schuberts großer B-Dur-Sonate hörte, war ich von seiner hohen Klavierkunst sehr, sehr angetan. Eben die klassische Musik von Mozart über Beethoven, die Romantikern um Schubert und Brahms bis hin zum barocken Bach war es, was er mit der deutschen Sprache verband. Sprache ist Musik! Dieses sensible Fluidum war stets seine Aura, einfach feinsinnig, respektvoll, zuvorkommend.

Jetzt kann man einfach sagen: 140 Händler kann ein Geschäftsführer persönlich kennen. Und er kannte jeden. Und er lebte das, was in der Frey-Gruppe Credo ist: "Die Händler sind unsere wichtigsten Kunden. Nur wenn die Händler Geld verdienen, verdienen wir auch." So pflegte und goss er jedes Subaru-Pflänzchen, bis es gesunde Wurzeln hatte. Das war ja damals mit dem Subaru 1800, der Limousine und dem Station sowie dem SRX, so eine Sache. Neben seiner hohen Kunst der sensiblen Kommunikation lebte er das japanische Prinzip des "Kaizen", der permanenten Verbesserung. Also nichts mit: Es war schon immer so....! Sir Funaki war optisch ja von sehr schlanker Figur. Alles wirkte an ihm so leicht, einfach musisch. Ich spürte bei jeder Begegnung, dass er stets hochkonzentriert und immer mit Freude bei der Sache war. Wahrlich, ein Sir, der die Subaru-Familie in einmaliger und unnachahmlicher Form und Stil geprägt hat. Ein Vorbild und Wegbereiter! Nach langer und schwerer Krankheit hat er uns am Samstag, 18. Juli für immer verlassen. Ich bin ganz sicher, dass er allen Subaru-Händlern in ganz besonderer Erinnerung verbunden bleiben wird. Musik überwindet alle Grenzen! Auch internationale.

Spruch der Woche:

"Nichts ist schwieriger als das Vereinfachen. Nichts ist einfacher als das Komplizieren."

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr 

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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