HB ohne Filter vom 24. Juli 2015
Heute: Audi unterstützt chinesische Händler, Senger übernimmt Rosier-Gruppe Nord, "Torpedo-Ritter" zum 70. Geburtstag, Wartezeit bei Reparatur, "Night of the Stars" by Kunzmann.
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24.07.2015Heute: Audi unterstützt chinesische Händler, Senger übernimmt Rosier-Gruppe Nord, "Torpedo-Ritter" zum 70. Geburtstag, Wartezeit bei Reparatur, "Night of the Stars" by Kunzmann.
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Audi unterstützt chinesische Händler
Laut Nachrichtenagentur Bloomberg hat Audi an seine mehr als 400 chinesischen Händler 193 Millionen Euro ausgeschüttet. BMW ging Audi im Dezember mit über 700 Millionen Euro an Unterstützungsleistungen voraus. Und das findet auf dem größten Automobilmarkt der Welt statt. Audi kommentiert derartige Zahlungen nach außen nicht. Offensichtlich zeigt auch der scharfe Wettbewerb auf dem chinesischen Markt in der Reifephase seine besonderen Spuren. Was sagt uns das? Es wird auch auf dem deutschen Markt bei gegebener Marktsättigung nicht ohne Unterstützungszahlungen an den Handel gehen. Der Gleichheitsgrundsatz im Margengefüge hat seine Berechtigung. Es gleicht der Aussage: Alle Kunden werden bei uns gleich behandelt, wir kümmern uns aber um jeden individuell. Ein Autohaus mit Standort in einer (Groß-)Stadt hat nun mal ein anderes Kostengefüge als der Kollege auf dem Lande.
Den Grund für die Ertrags-Malaise haben Hersteller bzw. Importeure selbst zu vertreten. Es liegt an der völlig überzogenen Zahl an Tageszulassungen. Ferner an den unhaltbaren Preisnachlässen, die sie einzelnen Händlern – auch freien Händlern - gewähren. Diese vermarkten die Übermenge überregional. Klar, über den Preis, was zu Lasten der Gesamtheit geht. Es mangelt an Ordnung und Transparenz in der Preispolitik. Außerdem wäre es höchste Zeit, die Listenpreise der Realität anzupassen. Die Konsequenz: Leistung und Gegenleistung müssen stimmen. Extremitäten sind im Interesse des Ganzen zu vermeiden! Die Früchte für die Zukunft liegen in einem gesunden Handel und nicht bei einem Prozent Rendite! Ergo: Kasse öffnen. Vorbild: Das Chinesen-Modell von BMW und Audi!
Senger übernimmt Rosier-Gruppe Nord
Um gleich eine Verwechslung auszuschließen, es ist von der Senger-Übernahme ausschließlich die Rosier-Gruppe Nord betroffen, nicht der Teil der Rosier-Gruppe in Menden/Sauerland. Dennoch verwundert die Übernahme unter folgendem Aspekt: Die Rosier-Gruppe Nord hat erst vor zwei Monaten im Übernahmekonzert der 63 von 158 MB-Niederlassungsstandorten die MB-Niederlassung in Emden und Aurich übernommen. Wie geht das? Vor zwei Monaten gekauft und "durchgereicht"? Hat sich Senger um diese Standorte in der MB-Ausschreibung nicht beworben? Oder hat Rosier die beiden Standorte unter spekulativen Aspekten "vorweg" erworben? War das Ganze nicht schon im vorhinein abgestimmt? Für die betroffenen Mitarbeiter sind zwei neue Eigentümer in zwei Monaten ohne Frage eine "Schüttel-Party", Vertrauensverlust.
Zum genauen Hintergrund wird sich niemand äußern, da im Rahmen der MB-Niederlassungsveräußerung strengste Geheimhaltungspflichten unterschrieben werden. Selbst Mitarbeiter im eigenen Hause dürfen über einen möglichen Erwerb nicht im Vorhinein in Kenntnis gesetzt werden. Man muss sich vorstellen, wenn nun ein Kaufinteressent durch die zu erwerbende Nieserlassung geführt wird, darf er dort außer mit dem NL-Leiter mit niemandem aus dem zukünftigen Mitarbeiterkreis reden. Was, wenn aber einem Mitarbeiter dabei eine chinesische Delegation auffällt?
Senger wird mit dem neuen Coup einen 300 Millionen Euro starken Umsatzsprung in die Gattung der Umsatzmilliardäre der Branche aufrücken und nun in der Top-100-Liste der deutschen Handelsgruppe ganz vorne mitmischen. Soweit der Umsatzsprung, von 800 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden Euro. Echtes, gesundes Wachstum bedeutet aber, dass durch eine Übernahme nicht nur der Umsatz, sondern der Gewinn wächst. Ansonsten wackelt das Gebäude! Und bei diesem Brocken muss man Andreas Senger viel Glück wünschen.
"Torpedo-Ritter" zum 70. Geburtstag
Ein Großer der Branche, der ohne Frage sowohl in seinem beruflichen Wirken wie im Ehrenamt ein sichtbares Stück Handelsgeschichte geschrieben hat, ist der Pfälzer Jurist und Chef der Torpedo-Gruppe (TG): Dr. Peter Ritter, Kaiserslautern! Seit 1973 steht er dem 1928 gegründeten Unternehmen in der dritten Generation vor. Die vierte ist mit seinen Söhnen Christian und Maximilian bereits aktiv in der Geschäftsführung tätig. Heute verantwortet der Jubilar mit seinen Söhnen 16 Standorte, davon acht in den Neuen Bundesländern. Über die Mehrmarkenöffnung durch die GVO 2002 kam die Markenerweiterung für Hyundai, Jeep, Land Rover hinzu. Und zum 1. Juni 2015 wurde bekannt, dass der Präsident des Verbandes der Mercedes-Benz-Vertreter die MB-Niederlassung des Saarlandes mit sechs zugehörigen Standorten übernommen hat. Ohne Frage, Dr. Peter Ritter lebt sein "Torpedoboot", das seit der Firmengründung Moderne, technischen Fortschritt und Innovation symbolisiert.
Über seine Tätigkeit im ZDK-Vorstand, als Landesverbandspräsident in der Pfalz sowie als "Sprecher" der MB-Vertreter hatten wir über die Jahre immer wieder persönlichen Kontakt. Und für die MB-Vertreter, für die er seit 1996 das Präsidentenamt ausführt, ist er wahrlich ein Glücksfall. Jurist! Man darf es an dieser Stelle offen sagen, dass MB im Umgang mit seinen Händlern noch den partnerschaftlichsten Umgang in der Branche kultiviert. Da gilt eben noch das Sach-Argument. Da wird gemeinsam um die beste Lösung gerungen. Wer da den einen oder anderen Schriftsatz aus der Feder von Dr. Ritter liest, weiß um dessen ausgefeilte Formulierkunst. Da ist kein Wort zu viel und keines zu wenig. Dabei weiß er auch im persönlichen Auftritt, Pfälzer Geisteshumor blitzen zu lassen. Bei einer Veranstaltung des IFA zum "Tag der Automobilwirtschaft" versteht er es, in einem Statement die Situation des Handels in fünf Minuten auf den Punkt zu bringen. Ritter zuckt auch nicht vor mutigen Aussagen zurück. Eine andere Aussage sinngemäß zitiert: Wenn man bedenkt, dass die Verweildauer diverser Manager auf der jeweiligen Position zwischen drei und fünf Jahren liegt, dann reden wir im Schnitt mit Leuten, deren Betrachtungshorizont bei 1,5 bis 2,5 Jahren liegt.
Damit ist auch ein Stück weit die Malaise um die kleineren und mittleren Niederlassungen angesprochen. Jeder Manager sah sich dort mehr oder weniger als Durchlauferhitzer. Ja, Dr. Ritter hat die Ära Werner-Schrempp-Zetsche sowie die diversen "Starbesetzungen" bei der MBVD in Berlin mit größter Könnerschaft und Anpassungsfähigkeit zu gestalten gewusst. Ich konnte den Jubilar immer etwas hänseln, als es Lichtjahre dauerte, bis endlich die Landesverbände Rheinland und Pfalz fusionierten. An ihm sollte dieses personeninitiierte Jahrhundertwerk der Verweigerer nicht liegen! Im ZDK selber hielt er als Schatzmeister die Hand auf der Kasse und war über Jahre Vorsitzender des ZDK-Rechtsausschuss. Ohne Frage, er wäre auch ein glänzender ZDK-Präsident gewesen. Es ist wie in der Politik, oftmals werden die Besten mit System verhindert.
AUTOHAUS gratuliert dem Granden aus der Pfalz zu seinem Ehrentag, den er am 19. Juli feierte, und sagt Dank für die offene, immer klar abgegrenzte Zusammenarbeit. Dr. Peter Ritter wusste immer die Vertraulichkeit zu wahren und auch Grenzen aufzuzeigen! Er erhielt für sein Wirken die höchsten ZDK-Auszeichnungen und ist seit 1999 auch Träger des Bundesverdienstkreuzes. Ehre, wem verdientermaßen Ehre gebührt! Sein großes Hobby ist der Pferdesport, Spring- und Dressurreiten. Er tritt da nicht nur als Sponsor auf, sondern auch als Vizepräsident des Pferdesportverband Rheinland-Pfalz. Es ist ein offenes Geheimnis, dass ihn der 1. FC Kaiserslautern gerne als seinen Präsidenten gesehen hätte.
Wartezeit bei Reparatur
Wer wartet schon gerne? Wie kann Wartezeit sinnvoll überbrückt werden? Die Zahl der Besucher im Autohaus sind dank Internet rückläufig. Wir sind gehalten, sämtliche Chancen, den Kunden live im Autohaus zu halten, auch zu nutzen. Die Kundenbefragung von Puls im Juli lautete - siehe Abb.: Was würden Sie während einer durchschnittlich dauernden (ca. 1 1/2 Std.) Wartung oder Reparatur gerne tun? Bitte schauen sie sich die Ergebnisse an. Jeder zweite würde gerne mit einem Ersatzwagen Besorgungen erledigen. Männlein wie Weiblein. Das wären zugleich Probefahrten! Wie jeder Dritte überhaupt in dieser Wartezeit eine Probefahrt machen möchte, vor allem Fahrer unter 30 Jahren. Wie eben auch diese Gruppe während der Wartezeit gerne bei der Reparatur zuschauen würde. Ein Drittel würde am liebsten auf die Fertigstellung im Autohaus warten. Und das zeigt doch, dass man diese Offerte beim Kunden ansprechen sollte. Noch immer läuft die Terminvergabe klassisch so: Auto früh bringen, abends wieder holen. Das lässt sich aber heute organisatorisch feinsinniger gestalten.
Wenn ein Kunde zuschauen möchte, worin liegt das Problem? Dazu kann man einige wenige Vorbehalte - je nach Betrieb - nennen. Wenn einer 60 Mechaniker in der Werkstatt hat o.k. Die Regel sind aber fünf bis maximal zehn. Bitte, bei ATU kann der Kunde zuschauen. Der Vorzug: Offenheit, wir zeigen Kompetenz. Manche befürchten die nachfolgende Rechnungsstellung. Anständig bleiben! Überprüfen sie ihren aktuellen Stand. Das ist u.a. der Sinn derartiger Befragungen.
Night of the Stars by Kunzmann
Einige Autohäuser haben per Mitarbeiterbefragung festgestellt, dass ihren Mitarbeitern mehr an einem Sommerfest als an einer Weihnachtsfeier liegt. Und so kam es im Hause Kunzmann, MB-Vertreter in Aschaffenburg, bereits vor fünf Jahren zum ersten Sommerfest. Dieses Jahr paarten sich gleich zwei Anlässe mit der "Night of the Stars" im Hofgut Unterbessenbach: 80 Jahre Kunzmann und 50 Jahre unternehmerisches Wirken von Wolfgang Diehm. Wolfgang Diehm hat zu Beginn des Jahres sein Geschäftsführungsamt an Andreas Tetzloff weitergeben und fungiert nun als Beiratsvorsitzender der Gruppe. Sein Sohn Karl, seit 2006 ebenso in der Geschäftsführung tätig, und Andreas Tetzloff moderierten den Abend.
Ohne Frage, Wolfgang Diehm gehört der Gattung der besten Automobilunternehmer Deutschlands an. Mit 25 Jahren trat er als junger Prokurist in das Unternehmen ein. Damals hatte Kunzmann 160 Mitarbeiter. Heute sind es an neun Standorten über 700. Ab 1979 steuerte Wolfgang Diehm das Unternehmen in Eigenverantwortung. Das Unternehmen hat über Jahre bei verschiedensten Wettbewerben stets den ersten Platz eingenommen und gilt als eines der innovativsten Autohäuser der Branche. Wolfgang Diehm hat diese Kultur förmlich geprägt und für eine enorm hohe Umsetzungsgeschwindigkeit gesorgt. Das Rätsel des Abends: Wie viele unternehmerische Entscheidungen - ob kleine oder grosse, schwere oder leichte, richtige oder falsche - hat der Firmenchef in seinem 50-jährigen Branchenwirken getroffen? Richtige Antwort: Über eine Million! Die 500 Anwesenden Mitarbeiter zeigten dem Entscheidungsmillionär mit einer langanhaltenden Ovation ihre überwältigende Wertschätzung. Selbstredend, dass das Management später am Getränkestand den "Service" leistete. AUTOHAUS kommt auf das besondere Wirken von Wolfgang Diehm zu einem späteren Anlass im Jahr separat zurück.
Spruch der Woche:
"Ich bin davon überzeugt, dass Menschen und Prozesse den Erfolg ausmachen - nicht das Margensystem." (Henrik Starup-Hansen, Vorstandsvorsitzender FCA Germany AG)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
Andra
Michael Kühn
udo virchow
Dr. Jörg Herrmann
Alexander E.
AH Kunzmann
Michael Kühn
Meyer