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HB ohne Filter vom 19. Juni 2015

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: AUTOHAUS

Mit dem E-Auto-Ziel sieht es schlecht aus: Die Kunden machen nicht, was die Politik will. Der hohe Preis, die zu geringe Reichweite, fehlende Ladestationen - Gründe für Zurückhaltung gibt es viele.

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Datum:
19.06.2015

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Heute: 50 Jahre Volkswagen- und Audi-Partnerverband, Baden Auto Insolvenz,  Elektroautos + E-Bikes, Klimaanlagen-Wartung.

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50 Jahre Volkswagen- und Audi-Partnerverband

Wenn der größte Autohandelsverband der Branche eine gewichtige Zäsur feiert, schaut man gerne genauer hin. Das Schloss Herrenhausen in Hannover – mit finanziellen Mitteln der VW-Stiftung restauriert – bildete den Rahmen für den eigentlichen Festcommers. Nachstehende Abb. zeigt die hochkarätige Werksvertretung mit Konzern-Vertriebsvorstand Christian Klinger, Niedersachsens Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsratsmitglied Olaf Lies (SPD), VW-Deutschland-Vertriebchef Thomas Zahn, Audi-Deutschland-Vertriebschef Wayne Griffiths, Eckhard Scholz, Vorsitzender Volkswagen Nutzfahrzeuge, Antony Bandmann, den Chef der Volkswagen Bank. Bei genauer Betrachtung ist im Bild ebenso der Präsident der European Dealer Council Dr. Matti Pörhö mit dem Vizepräsidenten Steffen Hahn zu sehen. Das VW-Händler-Urgestein Adolf Volpert, der Zeitzeuge der Verbandsgründung war saß ebenso unter den prominenten Gästen, wie der Mann, der die eigentliche Verbandsgründung vor 50 Jahren initiiert hat: Sir Prof. Dr. Carl Horst Hahn – ganze vorne rechts. Ich werde in AUTOHAUS 13 die Festveranstaltung in Gänze würdigen. An dieser Stelle seien ein paar Dinge "ohne Filter" gesagt.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Sir Carl Horst Hahn, von 1982 bis 1992 VW-Vorstandsvorsitzender in seiner mitreißenden frei gehaltenen Historienrede: "Wir haben selbständige Unternehmer gewollt, die ihr eigenes Geld investieren und nicht abhauen können. Wir brauchten etwas absolut Lebendiges, aktive und kreative Händler … Wir hatten außer dem Käfer kein Produkt und benötigten daher ein Vertrauensverhältnis. Wir hatten außerdem noch nie einen Personenwagen entwickelt, der den Käfer ersetzen konnte … Sie, unsere Händler, sind das Gesicht unseres Hauses." Am 1. Juli wird Prof. Hahn 89 (!) Jahre alt. Man kann es nicht hoch genug würdigen, dass er den Händlern zu diesem Anlass Referenz erwies. Sein Handels-Credo: "Die Händler sind die Lunge der Fabrik", hat er stets in großer gegenseitiger Wertschätzung gelebt. Stil ist Stil! Der langanhaltende Applaus für seine meisterhafte und kluge Rede war ohne Frage der emotionale Höhepunkt des Festaktes. Dieses Momentum wird allen unvergessen bleiben.

Die Festrede des neuen Verbandspräsidenten Dirk Weddigen von Knapp ist einer Grundsatzrede für seine Politik gleich zu setzen. Da steht vorne an das Thema Rendite, und zwar in all ihren Verästelungen. Von Knapp ist auch ein Mann klarer Worte. Hier ein Beispiel: "In unseren bisherigen Geschäftsmodellen gehen uns dauerhaft vermehrt Erträge durch Kosten für Mobile.de und Autoscout24 verloren, die mittlerweile immer selbstbewusster aufspielen und sich ihre Dienstleistung durch saftige Preiserhöhungen teuer bezahlen lassen. Hier gilt es gemeinsame Überlegungen anzustellen, wie wir unsere Marktmacht durch eine eigene Gebrauchtwagenbörse ausspielen können, um unsere Wertschöpfung zu erhöhen."

Ich wurde gefragt, was ich dem Verband für die Zukunft wünsche? Klarheit und Transparenz für die Händlerschaft und Servicebetriebe, was der Hersteller die kommenden fünf Jahre in Sachen Vertrieb, Marke und Produkt konkret plant. Dazu gehört: Digitalisierung, die Rolle der "schwarzen" Internetvermittler, Direktvertrieb. Kunden-Kommunikation und Steuerung der Fahrzeuge rund um Big Data, positive Erträge im Neufahrzeuggeschäft, Flatrate im Neu- und GW-Bereich, Reduzierung der taktischen Zulassungen, realistisches Preisniveau (auch bei den wettbewerbsgefährdeten Teilen), Potenzialausschöpfung und Prozessoptimierung, von der elektronischen Preisauszeichnung bis zum Prinzip Vereinfachung - beispielsweise der Garantieanträge und deren verursachungsgerechter Vergütung. Irgendwann werden dann auch in den nächsten 50 Jahren die Verbände von Skoda und Seat unter einem gemeinsamen Verbandsdach ankommen.

Der Verband hat eine großartige Veranstaltung inszeniert und organisiert, die ohne Frage eine höhere Präsenz der Händlerschaft vertragen hätte. Es waren über die Stunden gar viele schöne menschliche Begegnungen dabei. All die ehemaligen Vorsitzenden, Werner Knief, Eckard Meyer, ZDK-Ehrenpräsident Bernhard Enning, Ex-CECRA-Präsident Prof. Dr. Jürgen Creutzig und viele andere "alte Kämpfer"! Das hatte hohen Erinnerungs- und Ereignischarakter. Auf weitere 50 Jahre gelingendes Wirken für das gemeinsame Ganze. Im Interesse des Kunden!

Baden Auto Insolvenz - Demonstration

Jetzt geschieht in Freiburg genau das, was Volkswagen, Audi, Porsche, Skoda & Co. stets verhindern wollen: negative Schlagzeilen, Marken-Imageschädigung! Gerade bei Insolvenzen. Es ist seit über einem Jahr Insidern bekannt, dass Baden-Auto in Schieflage hängt. Einige Bieter gaben übers Jahr Kaufofferten ab. Kurz vor Abschluss mit der BHG, einem Unternehmen der BayWa, zuckte der Geschäftsführer der Baden-Auto Holding, Peter Szanto, einmal mehr. Schon erstaunlich, was der Hersteller Volkswagen so alles mitmacht.

Jetzt haben am Montagmorgen mehrere Mitarbeiter von Kannenberg Automobile, einer Tochter der Baden-Auto Holding, vor dem Anwesen von Renate und Peter Szanto demonstriert. Die Kannenberg-Mitarbeiter sind seit 31. Mai 2015 freigestellt. Man ist primär auf Renate Szanto, geborene Kannenberg, nicht gut zu sprechen. Sie ist Haupteignerin und Tochter des Firmengründers. Nachdem quasi Renate Szanto neben dem Pleitebetrieb aktuell ein neues Porschezentrum baut, trägt das in der Freiburger Öffentlichkeit zur großen Verwunderung bei. Renate Szanto hält auch eine maßgebliche Beteiligung am Autohaus Gehlert und bezieht auch darüber seit Jahren beachtliche Gewinnanteile. Die Mitarbeiter blicken durch, welches Spiel mit ihnen getrieben wird. Einige Kannenberg-Mitarbeiter haben bereits angekündigt, dass sie bei der Eröffnung des neuen Porsche-Zentrums in der Basler Straße wieder demonstrieren werden. Selbstredend, dass Renate und Peter Szanto sich zu allem in großes Schweigen hüllen. Zumindest bis zur offiziellen Eröffnung der neuen Porschezentrums. AUTOHAUS berichtet aktuell dazu in Ausgabe 12, S. 26.

Elektroautos + E-Bikes

Kanzlerin Angela Merkel hat 2010 die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) initiiert. Die Institution mit heute 600 Mitarbeitern hat sich zur Halbzeit 2015 den Namen "Nationaler Planungsrat Elektromobilität" erarbeitet. Bis 2020 sollten eine Millionen E-Autos auf Deutschen Straßen laufen. Inzwischen werden auch die Hybridantriebe hinzu addiert. Selbst unter diesem Aspekt ist die geplante Menge zur Stunde alles andere als realistisch. Reine Elektroaus sind derzeit ganze 23.500 auf deutschen Straßen unterwegs, obwohl es über 20 verschiedene Modelle gibt. Die Kunden machen nicht, was die Politik will. Der hohe Preis, die zu geringe Reichweite, das Thema Ladestationen bilden die wesentlichen Zurückhaltefaktoren.

Wer den Marktführer Volkswagen beobachtet stellt fest, das ins Sache Elektromobile werblich große Zurückhaltung herrscht. Man ist halt dabei. Aber mit null Emotion! Wenn das E-Auto für Herrn Winterkorn selbige Priorität wie Fußball hätte, gäbe es schon lange einen Up! zu einem echten Volkswagenpreis. Da ist die Aussage, die der Konzernchef diese Woche in Berlin machte ein Wort, nämlich auf den Firmenparkplätzen in den nächsten Jahren 12.000 Stromtankstellen zu erstellen. Zum Vergleich: Laut Nationaler Plattform Elektromobilität gab es Mitte vergangenen Jahres erst 4.800 öffentlich zugängliche Ladepunkte und weitere 100 sogenannte Schnellladesäulen. Bis 2020 empfiehlt das Bündnis 70.000 normale E-Tankstellen sowie 7.100 zum Schnellladen.

Werfen wir einen Blick rüber zum E-Bike. In Deutschland werden jährlich rund 4,2 Millionen Fahrräder verkauft. Das bei einem Fahrradgesamtbestand von 72 Millionen 2014 wurden 480.000 E-Bikes verkauft. Jährliche Wachstumsrate: 20 Prozent! Der große Unterschied zum E-Auto ist das erhebende Gefühl als E-Bike-Fahrer. Man spürt als Fahrer den Nutzenvorteil direkt in den eigenen Beinen. Die Passanten staunen, wie man mit dem Pedelec (Pedal Electric Cycle) an ihnen mit Tempo 25 vorbeirauscht. Und der GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) macht inzwischen deutlich: Elektrofahrräder unterliegen keinem erhöhten Sicherheitsrisiko im Vergleich mit Fahrräder.

Es sind mehr und mehr Autohäuser, die das Thema E-Bike integrieren, u.a. in Kooperation mit einem guten Fahrradhändler vor Ort. Schließlich steht und fällt der Verkaufserfolg mit der Person, die die E-Bikes aktiv im Autohaus lebt. Gerade in den radfreundlichsten Orten wie Ketzin/Havel, Reken, Bocholt, Rhede, Münster, Karlsruhe, Freiburg wird sich die nächsten fünf Jahre der Anteil der E-Bikes von derzeit zwölf Prozent auf 25 Prozent verdoppeln!

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Präsentation von E-Bikes im Autohaus

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Smart mit den eigenen E-Bikes

Klimaanlagen-Wartung - Staub- und Pollenfilterwechsel

Da traf ich bei einem MB-Vertreter einen Serviceberater, der aktiv Klimaanlagen-Wartung verkauft. Er erzählt mit Freude: "Das läuft wie geschnitten Brot." Schließlich empfiehlt der Deutsche Allergie- und Asthmabund den jährlichen Wechsel des Staub- und Pollenfilters. Und wer möchte in seinem Auto nicht mal wieder frische Luft-Gefühle empfinden? Oder, wie ärgerlich, wenn die Klimaanlage bei 30 Grad Plus nicht funktioniert? Und wie löst ATU dieses Thema zur Hochsaison? Man kombiniert das mit einer Innenraum-Reinigung, einer "staubfreien Kiste"!

© Foto: ATU

Internet – Beratungsdiebstahl

Noch immer harren wir der ZDK-Antwort zur Rolle der "schwarzen" Internetvermittler. Da werden über die ganz Republik u.a. Schnäppchen verschoben, sogenannte Sonderkontingente, die bei den Herstellern/Importeuren weg müssen. Egal über welches Ventil. Sie ziehen die Preisspirale in jene Dimensionen nach unten, die mit den üblichen Neuwagenmargen gar nicht darstellbar sind. Und nun wird es Tagesordnung, dass man beim Markenhandel die gesamte Klaviatur an Annehmlichkeiten in Anspruch nimmt, von der Probefahrt bis zur einschlägigen Beratung, aber dann doch vor der Entscheidung "zuerst zu Hause seine Frau fragen muss", sprich: sich den Kauf über die Schnäppchentour anlacht. Die Schwaben nennen das Schmarotzertum. Die Österreicher Beratungsdiebstahl.

Bei einer Gartengeräte-Händlerin sah ich nachstehendes Poster. Es wäre zu schön, der ZDK würde für die Branche ein markantes Plakat in Umlauf bringen. Die Schmarotzer sollten zumindest klar erkennen, wie wir ticken. Man muss wirklich nicht alles schweigend hinnehmen.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Fair-Play!

Spruch der Woche:

"Der Satz, den ich am wenigsten mag? Das war schon immer so." (Horst Brandstätter, der Vater von Playmobil, verstarb am 3. Juni 2015)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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KOMMENTARE


Hermann Sender

22.06.2015 - 09:56 Uhr

Die Nachläss im Internet werden immer unverschämter. Bei Seat werden Fahrzeuge mit Nachlässen angeboten, die über der Marge von normalen Händlern liegt. Drei Händler machen das Ganze unter sich aus und schaden damit der Marke. Kann mir nicht vorstellen, daß der Hersteller da nicht mit im Boot ist.Bitte weiterhin über sowas berichten. Das kann eine ganze Branche in Verruf bringen.


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