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HB ohne Filter vom 20. Mai 2016

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Heute: Opel parkt abermals um, Autohaus-Unternehmensrendite – Hinter die Fassade schauen, Fragwürdige Selbst-Absolution im Hause VW, Österreichs neue Handelswelten, Wasserstoffauto auf der Kriechspur.

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Datum:
20.05.2016

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Heute: Opel parkt abermals um, Autohaus-Unternehmensrendite – Hinter die Fassade schauen, Fragwürdige Selbst-Absolution im Hause VW, Österreichs neue Handelswelten, Wasserstoffauto auf der Kriechspur.

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Opel parkt abermals um!

Auch das noch. Seit 2013 steht Dr. Karl-Thomas Neumann an der Spitze der Adam Opel AG. Für 2016 lautete die Zielsetzung: Schwarze Zahlen! Und das nach vielen, vielen "roten Jahren". Opel fuhr nicht zuletzt mit dem Astra als "Auto des Jahres 2016" wirklich sichtbar aus der Talsohle. Die "Diesel-Engel" von Opel sollen nun "Diesel-Bengel" sein. Nach Mitsubishi räumt jetzt auch Suzuki diverse Unregelmäßigkeiten ein. Auch Fiat sitzt mit provozierender Geste im Boot der Umweltsünder. Offensichtlich ist die Dieselmalaise längst noch nicht ausgestanden. Oder ist gar der Abschied vom Diesel sogar unvermeidlich? So nach und nach erwirkt sich die Automobilindustrie in Gänze einen massiven Generalverdacht. Wer mit Händlern spricht, die offen über vorliegende juristische Ansprüche seitens betroffener Kunden an ihr Autohaus auftreten, muss zur Kenntnis nehmen, dass all die Schadenersatzforderungen und deren Befriedung noch Jahre dauern wird.

Die Tricksereien und Diesel-Betrügereien bringen nun eine Technik in Verruf, die gerade - je nach Marke - für die Erreichung der Klimaziele 2020 unabdingbar ist. Nahezu 70 Prozent der Zulassungen bei Audi sind Diesel, bei MB 60 Prozent, bei BMW, den bislang einzig Sauberen, gar 80 Prozent. Der Vertrauensschaden, den die Automobilindustrie damit angerichtet hat, ist unermesslich! Tesla, Apple und Google können künftig als unbescholtene, neue Hersteller auftreten. Eine echte Steilvorlage. Wundert es, dass die Umweltminister von Bund und Ländern die "blaue Plakette" auflegen werden, um die künftige Einhaltung von Stickoxid-Grenzwerten bei Dieselautos zu garantieren? Die staatliche Aufsicht über die gesamten Prüfmodalitäten hat das KBA in Flensburg. Auch dort sind offensichtlich Konsequenzen erforderlich. Fazit: Sie alle mögen sich nicht mehr auf die Rechtmäßigkeit ihrer Abgasmessungen beziehen, wenn der Autofahrer in Wahrheit auf der Straße mit einer Dreckschleuder unterwegs ist. Und Volkwagen hätte besser pro Fahrzeug die 300 Euro technischen Mehraufwand investiert, als so fahrlässig in ein Milliarden-Verlustmeer, materiell wie immateriell zu laufen!

Autohaus-Unternehmensrendite – hinter die Fassade schauen

Wir haben im aktuellen AUTOHAUS 9/2016 als Schwerpunktthema die Aspekte rund um die "Rendite" gewählt. Die "Automobilwoche" titelt gar in ihrer Special-Ausgabe Autohandel 2016: "Die Autohändler sind so zufrieden wie noch nie!" Zu den Rendite-Ausführungen erreichten uns einige gewichtige Hinweise. AUTOHAUS lässt die Rendite Jahr für Jahr von der größten kfz-spezifischen Steuerkanzlei Deutschlands, RAW München-Berlin, ermitteln. Dort wurde für 2015 überfabrikatlich eine Umsatzrendite von 1,4 Prozent ermittelt.

Für Audi wurde gar geäußert, dass zahlreiche Audi-Händler drei und mehr Prozent Rendite eingefahren haben. Spätestens an dieser Stelle muss man genauer hinschauen, wie der einzelne Hersteller die Handels-Rendite ermittelt. Bei Audi fließen im Rahmen des Flottengeschäftes nicht die Umsätze in die Gesamtrechnung ein, sondern aufgrund des Agentenstatus ausschließlich die Provisionen. Bei Audi wird in der Gewinnermittlung auf den Ansatz von Geschäftsführergehalt, auf einen Mieteinsatz ebenso auf einen Zinsansatz für die Betriebsgrundstücke verzichtet. Man tut also so, als seien sämtliche Audi-Händler als Einzelunternehmer unterwegs. So kommen in Folge unweigerlich "Halleluja-Renditen" zustande. Man darf eben nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, sondern sollte sehr wohl die vollen Kosten betrachten.

Fragwürdige Selbst-Absolution im Hause VW

Als bei MAN im Lastwagenvertrieb Schmiergelder bezahlt wurden, schickte der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch seinem Vorstandsvorsitzenden Hakan Samuelsson – heute CEO der Volvo Car Cooperation - eine Rechnung über 237 Millionen Euro nach Hause. Schadenersatz, auch wenn er als Vorstandsvorsitzender nichts von den Schmiergeldern gewusst haben sollte. Welch eine Sicht der Dinge, wenn man das nun mit dem aktuellen VW-Betrugsskandal vergleicht.

Aufgrund des Abgasbetruges legt der VW-Konzern eine Negativbilanz 2015 mit einer Rückstellungsbildung von 16 Milliarden Euro vor. In dieser Größenordnung wird offensichtlich die Schadenersatzdimension gerechnet. Seit acht Monaten sucht man immer noch in der Fälscherwerkstatt nach den Verantwortlichen. Es sollen einige wenige Ingenieure der Motorenentwicklung sein. Dennoch, wo bleibt die Aufsichtspflicht? Warum wird eine Entlastung für die VW-Vorstandschaft nicht ausgesetzt, bis überzeugende Aufklärungsergebnisse vorliegen? Man erteilt sich lieber Absolution, um bei der Hauptversammlung am 22. Juni 16 aufgrund der Mehrheitsverhältnisse den Kleinaktionären gegenüber finale Fakten zu schaffen. Die Minidividende die dort ausgeschüttet wird, fällt mit 68 Millionen Euro so hoch aus wie die Summe der oberen Managergehälter im Rekordverlustjahr. Die Filzokratie in Wolfsburg wird so kein Ende finden. Klar, die IG-Metall kungelt mit. Man holt umgekehrt für die Werker gleichermaßen eine Erfolgsprovision raus. Wolfsburg produziert zu teuer. Wolfsburg bezahlt zu viel, auch an die Werker und wird Personal abbauen müssen.

Übrigens ist Chris Hohn, ein Londoner Fondmanager, der Einzige, der diese Bonizahlungen höchst kritisch vorführt. Das Management habe in den vergangenen sechs Jahren 400 Millionen Euro durch Boni und Gehälter aus der VW-Kasse gezogen. Das seien Auswüchse epischen Ausmaßes. "Bild" vom 14. Mai 2016 befragte die 30 DAX-Vorstandsvorsitzenden zum VW-Boni-Skandal. Deren einheitliche Reaktion: "Dazu sagen wir nix!" Wie so oft: Man schaut bewusst weg und wundert sich, auf welche Partei die Wutbürger ihre Hoffnung setzen.

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Österreichs neue Handelswelten

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich über Österreich Grenzen erst dehnen, dann weiten. Sei es nun mit dem neuen Bundeskanzler. Oder am Sonntag mit dem neuen Bundespräsidenten. Oder bitte, die Porsche Holding Austria, bis 2011 in der Hand der Familienstämme Porsche-Piëch, vertreibt über die Tochter PIA (Porsche Inter Auto) 21 verschiedene Automobilmarken. Seit 2011 gehört dieses Unternehmen zum Volkswagenkonzern. Was die Zentrale ihren Händlern vorgibt, Markenexklusivität, leben sie auf österreichische Art selbst in sehr ausgeprägter multikultureller Vielfalt. Man wird ferner bald sehen, wie die österreichische Großgruppe MB-Wiesenthal adelig für neue Dimensionen geschmückt wird.

Und siehe da, die Groupe PSA öffnet von Österreich her neue Möglichkeiten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass auch die PSA-Niederlassungen echte Verlustbringer sind. In Deutschland hat man sich ja deshalb von der einen und anderen NL getrennt. In Wien aber versucht man nun, und das ist das Neue, das "rote Meer" der Peugeot-Niederlassung über eine zusätzliche Marke überlebensfähig zu halten. Bitte, eine konzernfremde Drittmarke im eigenen Stall. In diesem Fall Suzuki. Was natürlich für das eigene Haus gilt, gilt nach Österreichischen Maßstäben auch für die eigenen Händler: Mehrmarkenhandel unter einem Dach! Auf das Prinzip Hoffnung! Am Sonntag wissen wir über politische Grenzdehnungen in Österreich noch mehr, nicht nur am Brenner.

Wasserstoffauto (FCEV Fuel Cell Vehicle) – auf der Kriechspur

Diese Woche wurde vom Bundeskabinett die Prämienlösung für E-Autos entschieden. Man erwartet sich davon einen Kaufanreiz von gut 350.000 Stecker-Autos. Als einziges E-Auto mit Brennstoffzelle wird der Hyundai ix35 Fuel Cell – Bruttopreis 65.4350 Euro – mit 4.000 Euro gefördert. Um das Wasserstoffauto ist es auffällig ruhig geworden. Hier der aktuelle Stand.

NIP: Nationales Investitionsprogramm Wasserstoff und Brennstoffzellenenergie wurde 2006 ins Leben gerufen und ist als 10-Jahresprogramm angelegt.

NOW: Nationale Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie. Sie kümmert sich um die Umsetzung aus NIP.

CEP: Clean Energy Partnership wurde 2002 gegründet, ist ein Zusammenschluss von 20 führenden Industrieunternehmen und steht unter Führung des Bundesverkehrsministerium.

H2-Mobility ist ein weiterer Zusammenschluss von sechs Unternehmen: Daimler, Linde, Total u.a. und hat bei CEP beratende Funktion.

Aktuell gibt es 34 Wasserstoff-Tankstellen, vor allem in Ballungszentren HH, Berlin, Rhein-Ruhr, Frankfurt, Stuttgart und München. Pro Wasserstofftankstelle ist ein Investment von einer bis 1,5 Millionen Euro erforderlicher. Ende 2016 wird es in Deutschland 50 Wasserstofftankstellen geben, Ende 2008 100, 2023 400

Im Mai 2015 kam das erste serienreife Wasserstofffahrzeug in Deutschland auf den Markt: Hyundai ix35 Fuel Cell. Kosten: 65.450 Euro, Reichweite 594 Kilometer, Betankungszeit des Wasserstofftanks ca. drei Minuten, 120 Fahrzeuge sind aktuell unterwegs. Preis für ein Kilogramm Wasserstoff 8,099 Euro. Das reicht für ca. 100 Kilometer. Toyota zog mit dem Mirai im September 2015 (IAA) nach. Kaufpreis: 78.540 Euro, Reichweite 500 Kilometer. Der Mirai wurde 2016 zum Auto der Vernunft gekürt. Daimler hatte für 2014 den Fertigungsbeginn für den MB B-Class F-Cell angekündigt. Der Produktionsbeginn wurde auf 2017 verschoben. Es fehlt am wettbewerbsfähigen Marktpreis und am umsetzbaren Potenzial. Mit dem Wasserstofffahrzeug wird eine höhere Reichweite als beim reinen Elektroauto erreicht, ebenso Null Emissionen. BMW hat mit Toyota 2013 ein umfassendes Kooperationsverhältnis beschlossen. BMW will 2020 ein serienreifes Brennstoffzellenfahrzeug auf den Markt bringen, und zwar auf der Plattform 5er Reihe.

Hier noch diverse EU-Verordnungen (Nr. 443/2009 oder Nr. 79/2009, Nr. 406/2010) Vorgaben zur Typengenehmigung. Es sei außerdem erwähnt, dass diverse Studien am Erfolg der Brennstoffzelle zweifeln. Zu hohe Kosten, unbefriedigende Umweltbilanz u.a. Um das Bild der alternativen Antriebe an dieser Stelle abzurunden: Auch Auto- und Erdgas sollen über 2018 hinaus gefördert werden. Siehe AUTOHAUS.de vom 17. Mai 2016.

Alle News und Infos zur Elektroauto-Förderung gibt es im Themenspecial: http://www.autohaus.de/themenspecials/e-auto-praemie-1789656.html

Spruch der Woche:

"Man kann nicht auf der einen Seite den Menschen Umsatz- und Zielvorgaben geben, ihnen aber gleichzeitig das Lied der Kundenorientierung vorsingen. Das schließt sich aus." (Reinhard Sprenger)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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KOMMENTARE


Joseph Le Bel

20.05.2016 - 11:27 Uhr

Der Kunde nimmt wahr, daß sein Vertrauen in die Hersteller durch Tricksereien und Betrug erschüttet ist? Ist sein jetztiges Fahrzeug alt, muß er ein Neues kaufen. Fährt er viele Kilometer mit einem Leasing-Fahrzeug, muß er auch ein Neues leasen. Verbleibt der geneigte Privatkunde mit seinem funktionierenden Fahrzeug: Er wird wahrscheinlich seinen nächsten Kauf auf unbestimmte Zeit hinauszögern?Da hilft kein Drehen an der Rabattschraube! Und keine 0% Finanzierung? Die nächsten fünf Jahre 2016 bis 2021 werden als "Dieselabschwung-Jahre" in die Geschichte der Automobilindustrie eingehen... Die Hersteller mögen sich in Bescheidenheit und Service üben! Wo sind die Roten Teppiche, die den Bestandskunden ausgerollt werden? Wo ist das Verwöhnprogramm mit echten Mehrwert - z.B. günstige Originalteile für ältere Baujahre?


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