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HB ohne Filter vom 29. April 2016

Prof. Hannes Brachat
Prof. Hannes Brachat
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Heute: Automobiler Umwelt-Eklat, Automobiler E-Induktionsstoß, Die Causa Mitsubishi, VW mit Rekordverlust, Werbung der Woche.

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Heute: Automobiler Umwelt-Eklat, Automobiler E-Induktionsstoß, Die Causa Mitsubishi, VW mit Rekordverlust, Werbung der Woche.

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Automobiler Umwelt-Eklat

Der größte Umwelt-, Verbraucher- und automobile Industrieskandal auf deutschem Boden steht. Seit Ende letzter Woche ist nunmehr bekannt, nicht nur Volkswagen, nahezu die gesamte Fahrzeugbranche trickst beim Abgas. Man stelle sich den derzeit sehr stillen VDA-Präsident Matthias Wissmann vor. Er amtierte als CDU-Verkehrsminister, als die Bundeskanzlerin noch  Umweltministerin war. Sie stehen bis heute über SMS freundschaftlich in Verbindung. Wie man halt politische Freunde bewertet und wertschätzt. Wissmann hat seinen VDA-Amtssitz längst von Frankfurt nach Berlin verlegt, was der ZDK wohl noch vor sich hat, um direkt am politischen Schalthebel zu sitzen!?

Ohne Frage erhält die auffällig enge Verzahnung zwischen Politik und Autobranche aktuell einen Knick. Jeder kennt den Daimler-Slogan: "Das Beste oder nichts"! Da sagt MB-Chef Dieter Zetsche eine Woche nach der offiziellen Bekanntgabe des VW-Dieselskandals: "Wir halten uns grundsätzlich an die gesetzlichen Vorgaben und haben keinerlei Manipulationen an unseren Fahrzeugen vorgenommen." Jetzt haben die US-Behörden auch Daimler wegen Tricksereien bei Dieselmotorem voll im Visier. Zetsche weiter: Seit die Sache mit VW aufkam, habe man im Kundenverhalten keine Veränderungen bemerkt. Im Klartext: Man spekuliert weiter mit der Dummheit der Kunden.

Jeder weiß, auch jeder Händler, dass die Angaben zum Spritverbrauch bar jeglicher Realität liegen, sprich in den Prospekten viel zu niedrig ausgewiesen werden. Da ist keiner der verantwortlichen Manager da, der das beherzt auf realistische Straßenbedingungen trimmt. Aber bitte, selbst die Kunden üben hier ihre Macht nicht aus. Auch der ADAC richtet da nichts aus. Dafür gibt es viele andere Beispiele. Der ADAC verliert trotz Manipulationen an Fahrzeug-Testen keine Mitglieder, der Bio- Burger wird bei McDonald's reingezogen, obwohl der gar nicht so auf bio getrimmt ist. 500 Jahre Bier-Reinheitsgebot wird hochjubiliert, obwohl da längst nicht alles clean ist, was reinkommt. Und wer kennt die automobilen Labels nicht - von "BlueMotion" über "EfficentDynamics" bis "BlueTec" - und muss nun eine andere Umwelt-Realität feststellen. Diese Kumpanei, die viele mit der Automobilindustrie pflegen, von der Politik, den Behörden, Verbänden bis zu all jenen, die die Erstabnahmen der Fahrzeuge machen, damit alles im grünen Bereich liegt, ist eben nur möglich, weil sich viel zu viele Kunden in Verantwortungslosigkeit begeben, wegschauen und zu heimlichen Wutbürgern werden. Der "Kassentest" findet dann bei der nächsten Wahl statt.

Automobiler E-Induktionsstoß

Die neuerliche automobile Förderung, diesmal für das E-Auto soll im Mai 2016 noch in Kraft treten und dann bis 2019 laufen. Das ursprüngliche Millionenziel für verkaufte E-Fahrzeuge bis 2020 ist nun auf 500.000 geförderte E-Autos auf deutschen Straßen angepasst. Gefördert werden allerdings nur die E-Fahrzeuge von Herstellern, die in einen Fonds einbezahlen und sich damit am Prämienprogramm beteiligen. 

Ohne Frage kann man aus ordnungspolitischer Sicht diese neuerliche Förder-Aktion ablehnen. Als ließen sich attraktive Märkte staatlich verordnen. Man hat ebenso großes Verständnis dafür, dass bei Gott nicht der Steuerzahler eine Branche subventionieren sollte, die ihn nunmehr über Jahre wissentlich für blöd verkauft hat. Außerdem hat die deutsche Automobilindustrie seit 2010 bereits Milliardenbeträge für Forschung und Entwicklung von E-Autos erhalten und muss heute noch jede Batterie für das E-Auto aus China, Südkorea oder Japan beziehen! Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich der Wettbewerb - auch gegen Google, Tesla, Apple & Co - nicht mit Tricks gewinnen lässt. Es ist vielmehr Erneuerung gefragt. Aber auch in den Köpfen jener Herren, Top-Manager (!), die über Jahre eine unsägliche Doppelmoral gelebt haben und mit fürchterlicher Scheinheiligkeit - mit oder ohne Krawatte - daher kamen. 

Nun ist über die Politik endlich Klarheit geschaffen. Jetzt kann jeder Interessent disponieren. Wenn künftig 20 Prozent aller Behördenfahrzeuge aus dem E-Pool kommen, ebenso regionale Logistikflotten, inkl. der 75.000 Postfahrzeuge, dann wird das was. Und wenn von den 15.000 Ladestationen, die dann an den Autobahnen auf Induktionsplatten stehen, in 20 Minuten getankt wird und die nächsten 200 Kilometer erreichbar sind, die Rechnung elektronisch abgebucht wird, dann ist auch das ein innovativer Schub!

Die Causa Mitsubishi

Mitsubishi gesteht Manipulationen bei Kleinwagen auf heimischem Markt ein. Der Start für die Trickserei wurde bereits vor 25 Jahren gelegt. Seit Ausbruch des Skandals hat sich der Aktienkurs von Mitsubishi halbiert. Mitsubishi gehört mit 1,2 Millionen hergestellten Fahrzeugen pro Jahr zu den kleineren Herstellern.

Bild: dpa

Mitsubishi-Chef Tesuon Aikawa und sein Stellvertreter Ryugo Nakao entschuldigten sich im Rahmen einer großen Pressekonferenz für den Manipulationsskandal mit einer tiefen Verbeugung. Im Vergleich dazu tragen die maßgeblichen Herren in Wolfsburg immer noch einen Besenstil im Kreuz. Jetzt will das Verkehrsministerium in Tokio die Testpraktiken aller japanischen Hersteller untersuchen. Man kann den Imageschaden für die gesamte Automobilindustrie, ja für die gesamte Automobilwirtschaft der hier entstanden ist, gar nicht beschreiben. Es werden künftig wieder viele Vorurteile aus dem Köcher gezogen werden. Gerade umweltpolitisch.

VW mit Rekordverlust

Die Jahrespressekonferenz von Volkswagen sei auf die markanten Aussagen reduziert:

  1. Für 2015 werden Skandalrückstellungen in Höhe von 16 Milliarden Euro gebildet.
  2. Der Verlustausweis macht 2015 nahezu 1,6 Milliarden Euro aus.
  3. Der Dieselskandal ist nach sieben Monaten immer noch nicht aufgeklärt.
  4. Es muss vor allem im VW-Werk Wolfsburg an allen Ecken und Kanten gespart werden. 
  5. Nur ein Teil der Vorstandsboni ist auf Eis gelegt.
  6. Eine Streichung der Dividende 2015 wurde durch die Arbeitnehmer und das Land Niedersachsen abgewehrt.
  7. Im Juni will Konzernchef Matthias Müller eine neue Zukunftsstrategie vorlegen.

Zur Bonizahlung meinte der Vorstandsvorsitzende: Er verstehe die öffentlichen Äußerungen darüber. Was er aber nicht verstehen könne sei, "dass die Diskussion in die Öffentlichkeit getragen wurde". Wer wie der Konzernvorsitzende die Maßlosigkeit gerne verschwiegen hätte und die Boni-Realität in dieser Form ignoriert, sollte seinen Hut nehmen. 11,2 Millionen Kunden wurden über die Fälscherwerkstatt Volkswagen betrogen! Der Vorstandsvorsitzende umschreibt diesen Skandal bei dieser Pressekonferenz mit "Sachverhalt". Müller meinte zu seinem Kurztreffen mit US-Präsident Obama in Hannover, er habe sich für diesen "Sachverhalt" entschuldigt. Mal sehen, wie lange der "Sachverhalt Müller" am Zukunftslenker des Konzerns sitzen wird. 

Werbung der Woche

Wer aktuell an der Großbaustelle Stuttgart 21 vorbei- bzw. durchkommt, fährt quasi automatisch auf die Zwölf-Markenzentrale der Emil Frey Gruppe zu. Am Haupthaus der "Schwabengarage" dominiert die Marke Ford. Aktuell mit einem Großflächenplakat mit markanter MWSt-Aussage. Welch ein Geschenk! Ein Schwabe träumt davon, als wir noch bei zehn Prozent standen, 1968, bei deren Einführung.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Spruch der Woche

"Es läuft wie geschmiert: Korruption ist von bestechender Energie." (Norbert Stoffel)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr 

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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KOMMENTARE


Michael Scharfenberg

29.04.2016 - 17:25 Uhr

Lieber Herr Prof. Brachat,das ist mal ein HB wie ich ihn mir wünsche. Ich hatte in den letzten Monaten immer mal kurz die Befürchtung, dass Sie den Herstellern näher kommen. Gut, dass dem wohl nicht so ist.


Dieter Markgraf

03.05.2016 - 18:00 Uhr

Ich glaube der Kunde hält sich zurück , weil er Steuern spart.Und der Staat hat etwa 40 Millionen pro Jahr Mindereinnahmen.Ähnliches hatten wir schon einmal, bei den "Nachrüst- Rußpartikelfiltern".Der damalige Umweltminister, Herr Gabriel, war informiert.Mit freundlichen Grüßen Dieter Markgraf


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