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HB ohne Filter: Sergio Marchionne, Automechanika, Rekordzulassungen

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Heute: Zum Tod von Sergio Marchionne +++ 25. Automechanika – Service-Leitmesse +++ Rekord-Zulassungsmonat August 2018 +++ WM-Reminiszenzen bei Autrado

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Datum:
27.07.2018

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Heute: Sergio Marchionne – Der "Schwarze Pullover", überall! +++ 25. Automechanika – Service-Leitmesse +++ Rekord-Zulassungsmonat August 2018 +++ WM-Reminiszenzen bei Autrado

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Sergio Marchionne – Der "Schwarze Pullover", überall!

Ab 2019 wollte er nach Auslauf seines Vertrages geplant die Früchte seiner 14-jährigen Mammuttortour ernten. Das Schicksal setzt für die ganze Branche eine ganz andere Zäsur. Das Finanzgenie lag nach einer Operation im Koma. Wenige Tage danach, die Todesnachricht. Wer den Brief von Fiat-Präsident John Elkann und Angehöriger der Eigentümerfamilie Agnelli an die Mitarbeiter auf sich wirken lässt, ist tief betroffen. Die Nachfolger Marchionnes sind bereits berufen.  

Es fällt immer wieder auf, dass außergewöhnliche Menschen auch vom Schicksal einen außergewöhnlichen Abschied "zugeteilt" erhalten. Als Marchionne 2004 antrat, war Fiat praktisch pleite. Keiner setzte mehr auf einen möglichen Turnaround. Was ihm in den 14 Jahren seines Wirkens gelang, dass er quasi in Pullovertracht – Kaschmir – im Juni 2018 die Schuldenfreiheit von FCA verkünden konnte: außergewöhnlich! Auch 2014 der Coup mit der Übernahme von Chrysler. Und man sehe heute die Perle Jeep, die letztlich wiederum Fiat gerettet hat. 

Es stellt sich einem immer wieder die Frage, was bei derartig vielen Aufgaben zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss. Engt man den Betrachtungsblick auf Marchionnes Händlerpolitik ein, dann war die Händlervertriebspolitik – wenn überhaupt – mental allenfalls in seiner untersten Schublade angesiedelt. Sein Respektblick via Händler war alles andere als Augenhöhe. Wenn er über Jahre immer wieder neue Modelle ankündigt und es kommt nichts, dann ist jeder Fiat-Händler ganz markant davon betroffen. Marchionne wird in der Händlerschaft als Ankündigungsweltmeister verankert bleiben. Der Charme der Fiat-Cinquecento-Welt, und seien es immer wieder erstaunlich softe Farbwelten, reicht im heutigen Wettbewerbsgeschehen eben nicht mehr. Es fehlte an der Kohle, Neues zu entwickeln. Man erinnere sich an die Zeiten, als Fiat mal Europamarktführer vor VW war. Wo stehen heute die FCA-Modelle in ihrer Modellausrichtung? Erst jetzt hat Marchionne überhaupt Gelder für E-Autos freigemacht.  

Wie schändlich hat er die hochverdiente Ferrari-Ikone Luca di Montezemolo abgesägt und nach dem Börsengang sein Ego selbst an die Spitze gesetzt. Dieses gnadenlose "Wie" verrät viel Gemeinsamkeit mit seinem Kontrapunkt Ferdinand Piech. Dieser hätte 100-mal lieber die Ikone Alfa Romeo als Seat gekauft. Marchionne: "Wenn ich eines Tages gehe, könnt ihr machen, was ihr wollt. Solange ich da bin, nicht." Oder man erinnere sich an sein despektierliches Verhalten in Sachen Abgas-Skandal. Das wischt er mit der Bemerkung vom Tisch: "Wer uns mit dem deutschen Unternehmen vergleicht – gemeint VW, gemeint Piech –, hat etwas Illegales geraucht." Die klaren Worte in Ehren, aber Fiat holen sie auch noch. Es sei die Verlagerung des Fiat-Konzernsitzes von Turin nach Amsterdam und London aufgerufen. Steuerliche Entwurzelung! 

Ein ganz anderer Gedanke. Der Schock der tragischen Marchionne-Botschaft zeigt uns die Maßlosigkeit der Erwartung an das Positive auf. Das Leben sei nur Happiness, Freude, Genuss. Realität aber ist: Es gibt kein menschliches Leben, in dem alles gelingt. Wir müssen uns auch dem Negativen, dem Misslingen stellen. Es lässt sich nicht mit noch so viel positivem Denken das Glück herbeizwingen. Man will alles Negative auslöschen. Vergnügen ist das höchste Gut. Der Glückswahn in Ehren. Er sollte aber mit Realitätssinn beginnen. Ständig stört eben auch Unberechenbares, Leidvolles das schöne, gute, gelingende Leben. Es bricht Hoffnungen und stürzt Menschen in die Verzweiflung. Sergio Marchionne lässt uns vielfach innehalten. Nach Pater Pio (1887 bis 1968) wird er in Italien bereits als großer Held verehrt!

© Foto: KEVIN DIETSCH / newscom / picture alliance

Sergio Marchionne (c KEVIN DIETSCH / newscom / picture alliance)

25. Automechanika – Service-Leitmesse

Wenn wir in der Zeit zwischen 11. und 15. September 2018 an aftermarketwalking in Frankfurt machen, ist die Frage, ob da neue, zukünftige Servicegeschäfte im Mittelpunkt stehen? Die Trends für den Service aus dem autonomen Fahren heraus, aus der Totalvernetzung der Fahrzeuge und der Verknüpfung der Kunden- mit den Fahrzeugdaten? Die möglichen Umsatzrückgänge im Servicegeschäft der Zukunft, inkl. Karosserie und Lack? Was wird sich weg vom Markenservice zu anderen Kanälen verschieben? Wer erhält wie den Datenzugang? Und die Frage jedes soliden Schwaben: Was kosten all die notwendigen Investitionen?

Die 25. Automechanika wird im Bereich Reifen als "co-located Show" sowie "Classic Cars" erweitert. Der Besucher wird aber feststellen, dass die Babysprache "Denglisch" (siehe Abbildung) in Frankfurt besonders "in" sein wird. Die Internationalisierung der Messe ist das eine. Rückläufige Besucherzahlen aus Deutschland das andere. Aber möglicherweise reißen the variety of events with exciting insights and practicals tips die Sache für den schwäbischen Serviceberater in Frankfurt raus.

2018 sprechen wir im Service von digitalen Ökosystemen, von connceted car, connected data, connected mobility, von connected retail, Over-the-Air-Schnittstellen, von OBD-Stecker und SIM-Karte, von Remote Service Update, Function on Demand, integriertem Service Lead Management, von Mobile Devices, Total Mobility Efficiency mit Central Billing Solution. Und dann wird obenauf noch die Mehrmarken Service Factory draufgesetzt.

Und das alles soll soll ein Servicebrater verstehen? Sagte doch der legendäre Vor-Vorgänger von Sergio Marchionne, Chrysler-Chef Lee Iacocca: "Sag's verständlich und mach's kurz!" Also, wenn auf der Automechanika genetworkt und geworkshipt wird, zum Brainstorming gemeetet und zum "Train-the-Trainer" eingeladen wird, sollte man schon im Blickpunkt haben, dass alle im Service Tätigen mitgenommen werden. Auf ein echtes Service-Happening!

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Denglisch

Rekord-Zulassungsmonat August 2018

Ob die Automechanika 2018 in den Gesprächen nicht überlagert wird durch einen Rekord-Zulassungsmonat August? Und das mit all seinen Folgen. Es wird gleichermaßen ein Thema der AUTOHAUS SommerAkademie Ende August sein. Es müssen tausende Fahrzeuge noch vor dem 1. September 2018 nach alter Zulassungsmachart zugelassen werden. Viele erhalten für verschiedene Modelle keine Zulassungs-Sondergenehmigung.

Nachdem beispielsweise sämtliche Stellplätze beim Hersteller Volkswagen im Werk und angemieteten Stellplätzen vollstehen, werden jetzt noch bei den VW-Händlern die letzten Lagerplätze ausgelobt. Einzelprämie 5.000 Euro! Der August wird der Ausreißer mit Tageszulassungen! Es wird im zweiten Halbjahr eine Jungwagen-Schwemme in den Markt gedrückt. Und das wird in der Preislandschaft mit Folgen verbunden sein. Rabattkönig Dudenhöffer wird neue Rekordmarken aufrufen!

WM-Re­mi­nis­zenzen bei Autrado

Diese Woche war ich in der Autrado-Zentrale in München. Geschäftsführer Ismail Yilmaz erläuterte mir die Offerte von Autrado. Dainter steht ein umfassendes Webportal für Autohändler. Es werden alle Kunden, Angebote, Rechnungen und Kommunikation verwaltet. Aber auch vermarktet. Autrado-Market ist eine tagesaktuelle Einkaufsquelle für EU- und Vertragshändlerfahrzeuge. Autrado ermöglicht Autohändlern, markengebunden wie freien einen direkten Zugriff auf diese Fahrzeuge. Da lohnt es sich hinzuschauen.

Beim Firmenrundgang kamen wir zu Igor Clukas, Backend-Entwickler. Er erläuterte mir, an was er gerade arbeitet, unter anderem an der Schnittstelle zu Heycar oder SMS-Benachrichtigungsversand über Autorado. Was sehen meine Augen  siehe Abbildung  hinter seinem Schreibtisch an der Wand: das große WM-Tableau von AUTOHAUS, ASP und Yareto. Jedes Spiel hat er exakt im Ergebnis ausgefüllt. Da freut man sich natürlich als Herausgeber über die praktische Umsetzung der verlegerischen WM-Intention vor Ort. 

Sie erlauben mir die Brücke zu den oben ausgeführten Anmerkungen zum tragischen Tod von Sergio Marchionne. Jeder erinnert sich an das peinliche deutsche WM-Aus. Wie viel Euphorie kippt da plötzlich im Lande um in Enttäuschung, Hysterie, ja Zorn. Derweil geht es um ein ganz banales Spiel: Fußball! Bei Licht besehen: Von den 32 Mannschaften steht dann einer am Schluss ganz oben und die anderen 31 sind indigniert. Die Erkenntnis: Ewiges Gelingen, Dauererfolge und Sieg gehören der Gattung Schlaraffenland an, sind nicht die Norm. Oder auf unsere Ebene runter gebrochen: Es gibt kein Autohaus, das über 30 Jahre nur die Aufwärtsbewegung kennt.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Igor Clukas mit dem WM-Planer 2018 von AUTOHAUS.

Spruch der Woche:

Diese Woche im Biergarten zu Aying/München entdeckt:

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Es wäre uns viel erspart geblieben. Biblisch gesprochen, wir hätten das Paradies auf Erden.
 
Mit sonnigen und doch nachdenklichem Marcionne-Gruß

Ihr Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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KOMMENTARE


Elisabeth Bongartz

30.07.2018 - 12:31 Uhr

Automechanika. Eine denglische Messe - wie wahr. Nicht nur das lässt mich jedes Mal zweifeln: Gehe ich hin oder bleibe ich hier? Kann ich mit meiner Zeit etwas Besseres anfangen, oder muss ich die vielleicht vorhandenen Neuerungen, Ideen besser vor Ort sehen?Im Lauf der Jahre sind meine Taschen mit wichtigem Infomaterial immer leichter geworden. Natürlich weil vieles online ist, aber auch, weil vieles frühzeitiger veröffentlicht wird und verfügbar ist, ohne Reise mit teurem Hotelaufenthalt. Und ruhige Gespräche mit straffen Terminplaner sind auch nicht mehr möglich. Denn gleich mir kommen immer weniger Fachbesucher. Schade.


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