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HB ohne Filter: Diesel, Amazon, "Meuterei" in Bayern

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Heute mit den Themen: Große Diesel–Rettungsaktionen? / Fiat Deutschland - der 5. Chef in 5 Jahren! / Amazons Autogeschäft / "Caroobi" - Die neue Online-Meisterwerkstatt / "Meuterei" im bayerischen Kfz-Innungswesen

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Datum:
21.07.2017

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Heute: Große Diesel–Rettungsaktionen? +++ Fiat Deutschland - der 5. Chef in 5 Jahren! +++ Amazons Autogeschäft +++ "Caroobi" - Die neue Online-Meisterwerkstatt +++ "Meuterei" im bayerischen Kfz-Innungswesen

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Große Diesel–Rettungsaktionen?

Alle schauen mit hoffnungsvollen Blicken auf den 2. August 2017, auf den Diesel-Gipfel in Berlin. Dort sollen die Autohersteller Nachrüstlösungen für Diesel präsentieren, um Fahrverbote in einschlägigen Städten doch noch abzuwenden. Klare Regulierungen wären in der Tat höchst nötig, zumal für Einfahrverbote der Bund erst die Voraussetzungen schaffen muss. Ob da alle betroffenen Gruppen in Wahrheit nicht nur Zeit gewinnen wollen? 

Erstaunlich, was sich allein in der Dieselproblematik in den letzten zwei Wochen abgespielt hat. Vier Ministerpräsidenten, deren Bundesländer stark ins automobile Geschehen involviert sind, appellierten, nicht nur Umweltgesichtspunkte in der Betrachtung aufzurufen, sondern auch die Vielzahl der damit verbundenen Arbeitsplätze und Erschwerungen zu sehen. "Bei uns wurden keine Abgaswerte manipuliert", sprach Daimler-Chef Dieter Zetsche zu Beginn des Diesel-Skandals im September 2015. Wir doch nicht! Jetzt ruft man vorbeugend drei Millionen Fahrzeuge zurück. Inzwischen stehen weltweit die Autokonzerne unter Manipulationsverdacht. Oder noch mehr: Betrugsverdacht! 

Die letzten zehn Wochen bis zur Bundestagswahl am 24. September 2017 werden für den Diesel zur Weichenstellung. Ein Fahrverbot, in welcher deutschen Stadt auch immer, ließe wichtige Dieselmarkt-Dämme mit markanten negativen Folgewirkungen brechen. Die ganz besonders betroffenen zwölf Millionen Dieselfahrer könnten am Wahltisch verärgert reagieren. Darunter zahlreiche "Grüne"! Also nicht nur Taxifahrer oder Spediteure. Man muss sich die Ursache für die gesamte Malaise nochmals klar machen: Die Autos verbrauchen seit Jahren im realen Betrieb deutlich mehr als im Labor. Auch die Benziner. Wider besseren Wissens haben alle ganz bewusst über Jahre weggeschaut. Es bewahrheitet sich einmal mehr: sauber bleiben!

Arne Joswig, als ZDK-Vorstandsmitglied verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation: "Der ZDK legt aktuell einen Info-Flyer für potenzielle Autokäufer auf, der die Vorteile moderner Dieseltechnik beschreibt und kostenlos von den Autohäusern und Kfz-Betrieben im Kfz-Meister-Shop des ZDK – Werbemittelshop – verpackungs- und versandkostenfrei bestellt werden kann.“ Der ZDK selbst kämpft noch um seine unmittelbare Teilnahme am Diesel-Gipfel in Berlin.

Neuer Info-Flyer des ZDK

Baden-Württemberg und Bayern sind die einzigen Landesverbände, die bislang in der  Diesel-Thematik sichtbar aktiv wurden. Der Geschäftsführer des Landesverbandes Baden-Württemberg, Carsten Beuß bringt es auf den Punkt. Es sollten die Dieselfahrzeuge ab Euro-4 abwärts mit einer Umrüstprämie in Form einer Nachrüstung versehen werden. Im Klartext, die eigentlichen Stinker müssten verschwinden. Das baden-württembergische Kraftfahrzeuggewerbe fordert die Deutsche Umwelthilfe auf, sofort die Klage vor dem Stuttgarter Verwaltungsgericht zurückzuziehen. Beuß:"Es ist unerträglich, wie sich hier ein 250-Personen-Verein zu Lasten von Millionen Menschen und vielen mittelständischen Kfz- und sonstigen Unternehmen aufspielt."

Der Bayerische Landesverbandspräsident Klaus Dieter Breitschwert wandte sich aktuell an Bundesverkehrsminister Alexander Dorbindt, stellte in seinem Austausch mit dem Minister die Verunsicherung des Dieselkunden dar und forderte dabei die Rechtssicherheit für die Nutzung der Dieselfahrer ein. Breitschwert dankte dem Minister für seine Politik in Sachen Fahrverbot.  Er artikulierte ebenso dem Minister gegenüber die Sinnhaftigkeit für Anreize zur Umrüstung älterer Dieselfahrzeuge. Breitschwert: "Wir brauchen technische Lösungen zu wirtschaftlich vernünftigen Konditionen. Es gilt, den Preisverfall für die Dieselfahrzeuge zu stoppen, der weder den Besitzern von Dieselfahrzeugen noch dem Kfz-Handel nutzt. Man schaue sich die Fortschritte der letzten zehn Jahre an, die insgesamt umweltpolitisch erreicht wurden. Es gilt die Balance zwischen Gesellschaft, Politik, Umwelt und Wirtschaft zu halten!" 

Und was machen die Händler selbst?:

Dieselwerbung Hemmerle München

Fiat Deutschland - der 5. Chef in 5 Jahren!

"Wie der Herr, so's Gescherr!" Wer erinnert sich nicht daran, wie Sergio Marcionne 2004 Fiat aus einer schweren Krise rettete, wie er 2008 Chrysler genial aus dem Konkursverfahren rettete und in Folge zu FCA zusammenführte. FCA, dann mit rechtlichem Sitz in Amsterdam. Steuersitz in London. Weg von Turin. Gewiss, revolutionäre Taten. Saubere Taten? Und doch, was hat der Mann alles versprochen. 2019 soll FCA weltweit sieben Millionen Fahrzeuge verkaufen. Ende 2016 sind es dann 4,7 Mio. Fahrzeuge. Welche Modellankündigungen hat er den Händlern vorgezaubert und was in der Tat gehalten? Als im Januar 2017 erste Zweifel der US-Umweltbehörde an Fiat-Fahrzeugen laut wurden, meinte Marcionne: "Wer sein Unternehmen mit VW vergleiche, habe es Illegales geraucht." Jetzt kommen auf FCAvermutlich US-Strafzahlungen in Höhe von einer Milliarde Dollar zu. Auch der "europäische Dieselkrieg" wird für FCA noch Folgen haben. Wie schäbig ließ Marcionne Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt abblitzen, der einen Rückruf aufgrund der unzulässigen Abschalteinrichtung einforderte. 

Seit über acht Jahren belegen die FCA-Fahrzeuge bei J.D. Power die letzten Platzierungen. Die Produktpalette bei Chrysler, Doge und Jeep reißt einem vor lauter Alter nicht vom Hocker. Der Alfa Stelvio wird nicht alles reparieren. Das Thema Elektroauto oder gar Mobilitätslösung kennt man bislang aus dem Hause FCA nur aus der Ferne. 2019 möchte der heute 64-Jährige Marcionne abtreten.

Ob sein Ausscheiden mit einem Mentalitätswandel einhergehen wird? Bei der FCA Germanyfand dieser Tage nach 16 Monaten schon wieder ganz oben ein Führungswechsel statt. Es lohnt sich nicht mal mehr, den Namen des "Alten" und des "Neuen" zu merken. Fünf Wechsel an der Spitze in Deutschland in fünf Jahren! Darin schlägt FCA in Deutschland einsame Rekorde. Die Vertriebsstrategie des "Alten" (Giorgio Gorelli) sollte man sich ansehen. Zum einen agierte er als Meister der Tageszulassungen. Menge um jeden Preis! Eine andere Methode: Man sucht, vor allem auf weißen Zulassungsgebieten große Händler, die bereits andere Marken mit Menge verkaufen auf. Zum Beispiel Berlin. Dort hat der größte Renault-Händler, das Autohaus König, die Marke Fiat übernommen. Gleich Brandenburg und Erfurt mit. Derartige Händler werden mit satten monetären Mittel ausgestattet und klotzen in die Werbung, dass sich die Balken biegen. Alles über den Preis. Diese Angebote gelangen virtuell in die überregionale Offerte. Zur Freude anderer Händler und drehen die Preisspirale weiter nach unten! Ob die Europa-Zentrale von FCA in Turin dem monetären Aufwandstreiben des Herrn Gorelli ein strategisches Ende setzte, nachdem der Konzern in Wahrheit auf Sparflamme fährt? Marcionne will den Schuldenberg bis zu seinem Ausscheiden auf Null führen. Vier Milliarden Euro sind es noch. Wie auch immer, die gewünschten Stückzahlen werden trotz aller aggressiven Bewegungen auf dem deutschen Markt nie und nimmer erreicht. Mal sehen, mit was der "Neue", der ehemalige Ford-Manager Gaetano Thorel, die gebeutelten Fiat-Händler interimsweise beglücken wird. Freude macht das so alles keine!

Fiat-Werbung des Autohauses König

Amazons Autogeschäft

Amazon wird im automobilen Geschäft antreten. Die Frage ist wann und wie? Im März 2017 startete Opel im Verbund mit Amazon den Vertrieb mit Adam "Germanys Next Topmodel". Leasingrate 99 Euro. Eine ruhige Veranstaltung. Kurz danach kam er, der sich als "automobiler Amazon" Deutschlands sieht, Erich Sixt mit der Hammerofferte im Verbund von 1&1. Peugeot 208, ebenso mit 99 Euro monatlicher Leasingrate. Die Aktion wurde aus welchen Gründen auch immer gestoppt, Stillschweigen darüber vereinbart. Daran erkennt man schon, dass die Sache nicht sauber war oder vor lauter Preisschleuderei zu teuer ausfiel. Vom wirkungsvollen Protest der Peugeot-Händler ganz zu schweigen.

Aktuell tritt Amazon als Vermittler für Renault König in Berlin mit einer Twingo-Offerte von 50 Euro an. Bei Sixt kostet dieselbe Variante 109 Euro. König gibt sich werblich unter Google als preisgünstigstes Autohaus in Berlin, Brandenburg und Thüringen aus.

Amazon im Hause König, mit Google-Auftritt

Was lässt sich grundsätzlich aus diesen Entwicklungen ableiten? Amazon verhandelt über den Automobilvertrieb direkt mit den Herstellern. Selbst wenn mit Renault König ein Händler als Vermittler aktiv ist, steht der Hersteller Renault hinter der Aktion. Wie wären derartige Preise sonst möglich? Die Händlermarge gibt das nicht her. Dasselbe gilt für die ominöse Offerte Sixt/1&1/Peugeot. Damals ermittelten wir 45 Prozent Preisvorteil gegenüber der UPE. Der Hersteller beliefert wie auch immer einen freien Händler wie Sixt-Neuwagen.de. Er wickelt das zwar über ausgesuchte Händler ab, stattet diese aber dafür mit exorbitanten Preisnachlässen aus. Offensichtlich ist aber das Autogeschäft doch viel komplexer als Amazon es wahrhaben möchte. Sonst wäre der Internetriese längst da! Amazon lässt sich nicht in die Karten schauen, sprich, man beantwortet keine Fragen. Und wie informieren die Hersteller/Importeure über ihre Amazon-Aktivitäten ihre Händlerschaft? Das ist ein Beispiel mehr, weshalb Händler in Sachen frühzeitiger Einbindung in Geschäftsplanungen den Herstellern schlechte Zufriedenheitswerte ausstellen.

Seit mindestens zehn Jahren versucht Amazon, den Lebensmittelhandel zu revolutionieren. Und siehe da. Letzten Monat übernahm Amazon die Handelskette "Whole Foods Market", die größte Bio-Marktkette der Welt. Dahinter steht ein Vertriebsnetz mit 460 Läden.Und was sagt das? Die Zwei-Welten-Theorie, hier der Onlinehandel, dort der Offlinehandel, ist nicht. Amazon macht deutlich, dass je nach Branche offline und offline zusammengehören. So ist das auch im Automobilhandel. Tesla macht es gleichermaßen vor. Die zentrale Frage hat sich darauf zu richten, für wen Amazon künftig als überregionaler Vermittler auftritt? Wer sind die jeweiligen Lieferanten? Mit welcher Preisstrategie? Zu Lasten von wem? Überregional bis international, sprich Europaweit.

"Caroobi" - Die neue Online-Meisterwerkstatt

Seit 2015 sind Nico Weiler (27) und Mark Michl (25) mit Caroobi als digitales Start-up in Sachen Werkstattmarkt unterwegs. Nachdem sich aktuell "BMW i Ventures" am neuen Werkstattportal beteiligt, erhält das Ganze öffentlichen Schub. Der BMW-Verantwortliche Manager Christian Noske meint: "Produkt und Team hätten das Potenzial, um den unabhängigen Aftersales-Markt zu verändern. Caroobi verändert grundlegend, wie Autobesitzer mit unabhängigen Werkstätten kommunizieren." Wenn dann noch die Gründer äußern, es ginge ihnen strategisch nicht vordringlich um den Preis, sondern sie wollen die Autoreparaturen bequemer und transparenter machen, so ist das pure Kosmetik. Sie sagen ja auch gleich öffentlich, dass sie über die wahren Details des Konzeptes gar nicht sprechen wollen. Also, hat man einiges bewusst zu verbergen, was es unter anderem über die Presse zu heben gilt! 

Wer den Internetauftritt von "Caroobi" genauer analysiert, liest dort gleich den Slogan mit "Bester Festpreis" oder gar "Bester Autoservice". Man lässt sich dafür die Preiswürdigkeit vom TÜV Saarland mit Signet bestätigen, obwohl man in Berlin zu Hause ist. Oder man schaue sich die Tabelle mit den Preisvergleichen ohne Quellenangabe an, dann wird die Preisstrategie offensichtlich. Man gibt dort - einmalig für die Branche - sogar die Preise für den "Schwarzen Markt" an. Andere umschreiben diese Gattung mit "Do it yourself". Man hat sich deutschlandweit inzwischen 400 Kfz-Betriebe ausgesucht. Jeder interessierte Kfz-Betrieb kann sich über das Netz bewerben. Wie die 30 Beurteilungskriterien für die selektierten Werkstätten  aussehen, darüber schweigt man sich im Auftritt aus. 

Preisvergleich von Caroobi

Wie kommen die Festpreise, die laut Angabe bis zu 30 Prozent günstiger sind, zustande? Über die Auswahl Freier Werkstätten, die von vornherein im Stundenverrechnungssatz nicht im Branchenschnitt von 85 Euro liegen, sondern bei 65 Euro. Im Teilesektor vermittelt man nicht Originalteile, sondern dominant und gezielt Identteile. Und die BMW-Beteiligung - wen wundert's - ist doch darauf angelegt, über die freien Werkstätten die eigenen Originalteile unters Volk zu kriegen. Das haben die sich doch sicher über ihre vertragliche Beteiligung abgesichert! Wer weiß mit welchen speziellen Nachlässen! Was Caroobi als Vermittlungsprämie von seinen Partnern abgreift, müssen wir noch recherchieren! Auch für die Übernahme der Rechnungschreibung oder des Werkstattmarketings und sonstiger Dienstleistungen. Caroobi behauptet zumindest, dass einige Werkstätten die Werkstattrechnung noch von Hand schreiben. Das soll es auch noch geben. Nun ja!

Der Internet-Werbeauftritt von Caroobi ist hochprofessionell gemacht. Übersichtlich, grafisch sehr ansprechend, locker, dem Prinzip Einfachheit verhaftet. Das neue System wird online auch über Video erklärt. Die teure Markenwerkstatt wird dabei selbstredend mit überteuerten Preisen vorgeführt. Man setzt auf Festpreise, auf den Kfz-Meisterbetrieb, auf das zugehörige Innungsschild, Meisterbetrieb der Kfz-Innung, damit man im Anschein gleich jeglicher Vorbehalte aus der Branche sich unangreifbar macht. Man weist sich dann als offizieller Partner der Allianz aus, ohne bislang zu sagen, für was? Reparaturversicherung? Gewährleistung für zwei Jahre? Hol- und Bringservice wird kostenlos angeboten. Auffällig setzt man in der Offerte bewusst ganz stark auf Reparaturen. Damit wird am meisten verdient. Wartungsarbeiten gibt es dann auch. Werblich werden diese aber unter "ferner liefen" dargestellt. Reparaturen ja, Wartungsarbeiten, wenn es sein muss. Ganz unten rechts in der Offerte wird auch noch die Oldtimer-Restauration dargestellt. Wie das mit Festpreis geht, ist noch auszuarbeiten? Auch Auto-Folierung wird angeboten. Und bitte, alles was bislang an Leistungen aufgeführt wurde, wird für alle Marken angeboten. Ein großes Unterfangen!

Der Carobi-Internetauftritt

Für den Service der Markenhändler sind die Freien Werkstätten bislang die größten Wettbewerber. Caroobi wird nicht nur zum Preiswettbewerber innerhalb der Freien Werkstätten und Werkstattketten (ATU & Co.), sondern auch für den markengebundenen Servicebetrieb. Schwäbisch formuliert: Sie haben sich als ihre Leistungsträger die preislich billigsten Werkstätten ausgesucht, die ohnehin schon mit untersten Stundenverrechnungssätzen am Markt agieren. Die Scout-Gruppe hat vor zehn Jahren mit ihrem Werkstattportal für Furore gesorgt. Offensichtlich hat es - aus welchen Gründen auch immer - heute dort keine Priorität mehr. Möglicherweise ist das der Grund, weshalb Martin Enderle, der CEO der Scout-Gruppe zu Caroobi wechselte. Fazit: Ein neues, preisgünstiges, digitales Servicelevel wäre geboren. Eine neue Werkstattmarke? Vielleicht eine "neue Heimat" für alle markengebundenen Servicebetriebe, die gezielt aussondiert werden - entweder 3.000 Werkstattstunden pro Jahr oder weg - und endlich frei sind von allen überzogenen Fliesenvorgaben, fragwürdigen ISO-Zertifizierungen, Spezialwerkzeugauflagen, allen permanenten Druckmethoden der Außendienste, die Monat für Monat unter permanentem Erfolgsdruck von oben durchs Leben hetzen, Abnahmeverpflichtungen herbeiführen müssen, gehobenes Teilepreisniveau  auf die Strecke bringen müssen, Zubehörabnahmen aufoktroyieren müssen usw. Mensch, mach dich endlich frei!

"Meuterei" im Bayerischen Kfz-Innungswesen

Diese Woche geht ein Schreiben der bayerischen Kfz-Innungsgeschäftsführer und der Landesverbandsgeschäftsführer - Ausnahme Oberbayern - durch einschlägige Reihen, das man ob seiner inhaltlichen Diktion gleich zweimal lesen muss. Wir berichteten gestern auf AUTOHAUS.de im faktischen Detail darüber. Das "angestellte Hauptamt", sprich die Kfz-Innungsgeschäftsführer, führen den langjährigen Obermeister Deutschlands größter Kfz-Innung Oberbayern und amtierenden stellv. Landesinnungsmeister Hans Medele darin vor, weil er sich am 26. Mai 2017 offen in AUTOHAUS zur verbandspolitischen Situation in Bayern mit seiner persönlichen Sicht der Dinge geäußert hat. Das gipfelt dann in einer Aufforderung, derartige Stellungnahmen zu unterlassen. Bildhaft ausgedrückt: Die Gesellen verschwören sich und sagen auf fragwürdige Art ihrem Chef, was er zu unterlassen hat. Im Klartext: Die einschlägigen Herren mit Dame wollen mit ihrer Aktion Hans Medele einen Maulkorb verpassen. Um das juristisch exakt auf's Papier zu bringen, standen oder saßen offensichtlich die eine Dame, fünf Innungsgeschäftsführer und zwei Landesverbandsgeschäftsführer sieben Wochen im regen Austausch oder im "konspirativen Hinterzimmer" zusammen. Dieses ominöse Schreiben ist ein weiterer Beleg dafür, dass Juristen dazu neigen mehr Probleme zu schaffen als Lösungen herbeizuführen. Bedenkenträgertum!

Es ist durchaus zu begrüßen, dass sich die Innungs- und der Landesverbandsgeschäftsführer rege austauschen und aktiv für ihre zahlenden Mitglieder tätig sind. Sei es über den besten Internetauftritt der jeweiligen Innung, sei es in Ausbildungsfragen oder in der Nachwuchsförderung, beispielsweise über die aktive Teilnahme bayerischer Mitglieder am "Blauen Kalligraphen" in Sachen bester Azubi-Aktionen. Aktuell sind die Kfz-Innungsgeschäftsführer sicher alle in ihren Städten, von München, Augsburg, Nürnberg, Regensburg unterwegs, um bei den jeweiligen Umweltdezernenten der Stadt ein Dieselfahrverbot abzuwenden, oder die Händlerschaft vor Ort in Sachen Diesel zu mobilisieren, Diesel-Folders für die Kunden zu verbreiten usw. Die Konsolidierung in der Branche, einschließlich der Mitarbeiterfreisetzung in der Automobilindustrie, wird auch in Folge die Innungen in der Mitgliederzahl treffen. Bayern hat strukturell mit insgesamt sieben Kfz-Innungen das bereits seit Jahren geschaffen, was viele der kleineren Innungen – von insgesamt 240 in Deutschland -  dringlich entwickeln sollten, nämlich zu größeren Verbünden zusammen zu wachsen. Es wäre ferner auch an der Zeit auf Innungsebene darüber zu reden, ob man wie z.B. beim Kfz-Mechatroniker überhaupt noch von einem "Handwerk" sprechen kann? Wenn morgen das " autonome Auto" kommt, wäre es wirklich auch an der Zeit sich vom "Kfz" zu verabschieden. Das Auto wird dann wirklich zum Automobil! Es redet heute schon keiner mehr vom Kraftfahrzeug.

In Bayern steht aber nun im Verbandswesen ein Ämterwechsel auf oberster Ebene an. Der langjährige und hochverdiente Landesverbandspräsident Klaus Dieter Breitschwert, MdL a.D., tritt im September 2017 ab, nachdem er sich für diese Ankündigung möglicherweise zu lange Zeit ließ. Und es ist nun genau die besagte "Hinterzimmerfraktion", die massiv vorgibt und bereits strategisch festgelegt hat, wer da welches Amt übernimmt. Jetzt wird in dieser seit September 2016 versucht, nicht die beste Nachfolgelösung zu arrangieren, sondern die, die den "Status quo" zementiert. Die Hinterzimmerfraktion setzt also als Landesverbandspräsident markant auf den Oberpfälzer Albert Vetterl (65), der seit Jahren artig als Vizepräsident Handel im Landesverband dabei ist und auch schon bei der Handwerkskammer in Regensburg nach höheren Ämtern strebte. Er wurde ja zu seiner Zeit als früherer Obermeister der Kfz-Innung Oberpfalz (Regensburg) zum Vorstandsvorsitzenden seiner Innung ausgerufen. Man könnte ansonsten den Obermeister der Kfz-Innung mit einem Ober-Meister aus dem BMW-Werk in Regensburg verwechseln. Sein Nachfolger im Amt, Kfz-Weltmeister und Vorstandsvorsitzender Rudolf Angerer, wurde jüngst auf der ZDK-Mitgliederversammlung in Montabaur nicht in den ZDK-Vorstand gewählt. Das ist sehr zu bedauern und zeigt, dass oftmals nicht die Besten in wichtige Ämter berufen werden. Und Angerer wäre da ohne Frage mit seiner technischen Fachkompetenz wie als Praktiker von der Front ein großer und notwendiger Verbandsgewinn gewesen.

Und wie ist Albert Vetterl zu deuten? Der hat ohne Frage ein echtes, köstlich bayerisches Gemüt, einen urigen Humor, wohnt in Teublitz weit weg von der Zentrale in München und kann, wenn überhaupt, die nunmehr entgleisende Hinterzimmerfraktion nur an der langen Leine "führen". Also,absolute Freiheit im Freistaat! Für den Landesverband Bayern gäbe es für die Zukunft schon einige grundsätzliche Weichenstellungen zu treffen. Beispiel: Weshalb braucht man bei elf Beschäftigten zwei hochbestallte Geschäftsführer? Im Zukunftsinteresse der bayerischen Verbandsmitglieder läge, den Landesverband aufzulösen und in die Hauptstadt-Innung München/Oberbayern als größte Organisation zu integrieren. Von dort aus ließen sich die paar wenigen landesspezifischen Aufgaben bei der bayerischen Staatsregierung gut bewältigen. Eine offene Diskussion darüber wird von wem auch immer bewusst vermieden.

Man wird dann im Vorfeld zur entscheidenden September-Wahl 2017 die Delegierten desBayerischen Verbandsparlaments so "impfen", dass diese dem Gefälligkeitsansinnen aus dem "Hinterzimmer" zustimmen. Weitere mögliche Kandidaten, also mehrere Alternativen für die frei werdenden Ämter, wurden gleich gar nicht erwogen. Wenn andere offizielle Presseorgane zu diesen Vorgängen schweigen, so liegt dies an der monetären Verflechtung über Wirtschaftsgesellschaften u.a. mit den betroffenen Innungen.

Gerade die einschlägigen Fälle aus zwei der bayerischen Kfz-Innungen sollten eigentlich die amtierenden Obermeister bzw. der Vorstandsvorsitzende stets hellhörig halten, im Verbund mit ihrem Vorstand die Führungs- und Kontrollfunktion ihrer Innungen und deren Geschäftsführer verantwortlich wahrzunehmen. Macht braucht Kontrolle! Und das mit wirkungsvollem Geschäftsführungsplan und entsprechenden Verträgen. In jedem normalen Autohaus würde ein derartig illoyales Verhalten wie das besagte Schreiben der besagten Innungs-Mannschaft abgemahnt. Mal sehen, was die Kfz-Innung München/Oberbayern als größte deutsche Handwerksinnung, die das abgestimmte Treiben der anderen Innungen aus einer anderen Warte sieht, als Lösungsbeitrag für die Wahlen im September auf die Schiene legt?Oder steht gar deren Austritt aus dem Bayerischen Landesverband an? Die größte deutsche Innung tritt aus dem Landesverband und damit aus dem ZDK aus! Der Skandal wäre perfekt! Dank der Hinterzimmergeister!

Nach 34 Jahren Branchenbeobachtungen darf ich sagen: Nach zwei Amtsperioden sollte im Amt des Landesverbandspräsidenten wie des Obermeisters bzw. Vorstandsvorsitzenden jeweils ein Wechsel stattfinden. Sie kleben und kleben… und das bringt zwangsläufig unliebsame Folgen und Machenschaften mit sich. Es wäre gleichermaßen kein Fehler, wenn es auch bei den Kfz-Innungsgeschäftsführern immer wieder einen ganz natürlichen Wechsel geben könnte. Fazit: Denkbar wäre aktuell für Bayern - auch im Interesse des Ganzen -, über einen Schlichter nachzudenken, der den neuen Kurs für eine gemeinsame und erfolgreiche Zukunft des Kfz-Innungswesens in Bayern gemeinsam herbeiführt. Der amtierende Landesverbandspräsident Klaus Dieter Breitschwert fordert aus gutem Grunde den guten Willen zum Konsens ein! Möglicherweise wird das Ganze nicht ohne personelle Konsequenzen abgehen, wie das bei seinem Amtsantritt vor zwölf Jahren mit der unseligen Ära des Dr. Hubert Fexer war!

Spruch der Woche:

Konflikte werden zu Machtfragen; Wer die Macht in den Händen hat, geht dann in seinem Sinne vor.“ (Otto von Bismarck)

Auf ein konfliktfreies Wochenende

Prof. Hannes Brachat'
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de

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