HB ohne Filter: Dieselverwirrungen, virtuelle Händler, Umweltarena
Heute: Absurde Dieselverwirrungen, 43.000 virtuelle Händler bei Mobile.de, Restschuldversicherung auf dem Prüfstand, Betriebsrenten erhalten neuen Schub, Die erste Umweltarena der Welt - Spreitenbach/Schweiz.
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23.06.2017Heute: Absurde Dieselverwirrungen, 43.000 virtuelle Händler bei Mobile.de, Restschuldversicherung auf dem Prüfstand, Betriebsrenten erhalten neuen Schub, Die erste Umweltarena der Welt - Spreitenbach/Schweiz.
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Absurde Dieselverwirrungen
Wer die achtseitige Stellungnahme der Deutschen Umwelthilfe zur 3. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für den Regierungsbezirk Stuttgart liest, stellt hier eine dominierende juristische Sicht der Dinge fest. Oder anders: Grüne Juristen toben sich mal wieder aus! Der neue und alte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski redet noch deutlicher: "Wir sehen die DHU als grün angestrichenen Abmahnverein." Nichtigkeiten bei der Kennzeichnungspflicht von Fahrzeugen gemäss der Pkw-Energieverbrauchs-Kennzeichnungsverordnung, etwa bei der Schriftgrösse in Anzeigen, nähme die DUH zum Anlass, Kfz-Betriebe mit Abmahnverfahren zu überziehen und sich damit die Taschen zu füllen. "Das hat mit Umweltschutz genauso viel zu tun wie Schneefall im Juni."
Der Diesel wird zur Stunde gebrandmarkt, als wäre der Benziner eine saubere Veranstaltung. Der Diesel soll gesundheitsschädliche Stickoxide ausstossen. Wer aber das Weltklima retten möchte, muss Kohlendioxid CO2 reduzieren, und da schneidet der Diesel deutlich besser ab. Wird nun der Diesel zurückgedrängt, wird der Benziner in Folge mehr klimaschädliches Kohlendioxid ausstossen. Ein Dilemma das zeigt, dass ein Fahrverbot das eigentliche Thema nicht löst. Dass VW sich da mit massiver Schuld belastet hat, löst das Thema auch nicht.
Man muss mal bei all den Dieselfahrern ins Feld führen, dass diese sich beim subventionierten Dieselerwerb auf die Aussagen der Industrie und der Politik verlassen haben. Sie sollen nun eine Entwertung von gut 100 Milliarden Euro einfach schlucken? Anständig ist das nicht. Thomas Peckruhn, der neue Sprecher das Deutschen Markenhandels, ging heute in einer Fernsehsendung des "Mdr" auf die Marktsituation rund um den Diesel ein. Danach sind vor allem jene Städte betroffen, für die ein Diesel-Fahrverbot droht. Das ist nicht nur Stuttgart und München, sondern geredet wird von 48 weitere Städten. Kommt das erste Dieselfahrverbot in einer Stadt, wird die Dieselmalaise noch weitere Negativdimensionen erfahren.
Die weiteren Abbildungen mögen zur Versachlichung des Themas beitragen. Bei einem Pkw-Fahrzeugbestand von 46 Millionen Einheiten sind 15 Millionen Diesel. Davon sind sechs Millionen der Klasse Euro-5 zuzuordnen. Sie stehen im Zentrum einer möglichen Nachrüstlösung.
Beim CO2-Ausstoss schneidet der Diesel um 14 Prozent günstiger ab als der Benziner. Bei den Stickoxiden (NOx) steht der Benziner allerdings 15 mal besser da. Man sollte auch einmal grundsätzlich positiv zur Kenntnis nehmen, dass der Stickoxidausstoss von 1990 bis heute von 2,8 auf 1,1 Millionen Tonnen reduziert wurde. Ergo: Es tut sich doch was! Neben dem Auto gehört auch die Landwirtschaft, die Hausheizungen sowie die Industrie zu den Stickoxidemittenten. Der Diesel aber mit grösstem Anteil.
Es gibt sinnvollere Lösungen als ein Fahrverbot. Einmal mehr sind grüne Wellen einzufordern, Apps, die über freien Parkraum informieren und den Parksuchverkehr erheblich reduzieren. Wo bleibt der freie Parkraum für E-Autos, für zwei Kleinwagen auf einem Parkplatz, moderne E-Busse, E-Lieferwagen, ein Tempolimit bei Umweltalarm. Wie kann man also den Kraftstoffverbrauch im Stadtverkehr reduzieren? Oder: Wenn es die "Grünen" nicht erst ab 2030 ernst nehmen, so mögen sie sich doch an Tagen mit Schutzmaskenpflicht für kostenlosen Nahverkehr einsetzen! Wenn sich nun 59 Prozent für ein Fahrverbot aussprechen, dann wohnen die Befragten bestimmt alle auf dem Land.
Der Bund der Selbständigen - Gewerbeverband Bayern plant am 29. Juni 2017 in München eine Diesel-Protestfahrt vom Norden der Stadt in die Innenstadt, mit Fachdiskussion vor Ort. Interessenten wenden sich an Jakob Schlag, den Pressesprecher des Verbandes unter jakob.schalg@bds-bayern, www.bds-bayern.de
43.000 virtuelle Händler bei Mobile.de
Daniel Breves, Commercial Director bei Mobile.de, nannte diese Woche eine hochinteressante Zahl: Mit 43.000 "Händler-Accounts", darunter zunehmend "Cross-Boarder-Trades", also internationale Händler, erreicht Mobile.de einen Höchstwert an virtuellen Händlern. Wir halten fest, die Zahl der stationären markengebundenen Händler schrumpf, die Zahl der digitalen Händler wächst! Es gibt als faktisch nicht weniger Automobilhändler. Es verlagern sich nur die Gewichte.
Es wäre daher nur zu begrüssen, Mobile.de würde dieses "virtuelle Händlermeer" einmal aufdröseln. Wie viele der 43.000 virtuellen Händler betreiben auch stationären Handel, wie viele sind ausschließlich als Vermittler unterwegs? Wie setzen sich die internationalen Händler zusammen? Wer vermittelt wie viele Fahrzeuge? Wie viele Neuwagen, wie viele Gebrauchtwagen? Im Branchenbewusstsein kleben viele an den Top 100 stationären Händlern, derweil spielt sich gleichzeitig ein wachsender Teil im virtuellen Handel ab. Nicht nur bei www.sixt-neuwagen.de.
Mobile.de wird sich dann zukünftig gegen Amazon behaupten müssen. Meinte dieser Tage ein renommierter Händler: "Lass Amazon kommen. Das wird nichts. Sie unterschätzen die Komplexität des Geschäftes, vor allem dann, wenn sie selber das Risiko des Fahrzeuggeschäftes tragen sollten. Es ist ja ein Unterschied, ob du nur neue Bücher verkaufst oder ob du gebrauchte zurücknehmen musst. Es ist ein Unterschied, ob etwas immer bar bezahlt oder wie bei uns 70 Prozent finanziert wird. Das qualitative Risiko eines Buches ist überschaubar. Bei uns stehen da mehrjährige Garantieansprüche dahinter. Google musste sich auch vom eigenen Auto verabschieden, das seit 2010 für 2017 angekündigt war. Offensichtlich lassen sich 120 Jahre Produktionserfahrung nicht so einfach nachholen."
Wie auch immer, es bleibt farbig!
Restschuldversicherung auf dem Prüfstand
Wenn das "Handelsblatt" wie der "Spiegel" der Restschuldversicherung (RSV) ganze Seiten widmen, sollte man genauer hinsehen. Die RSV soll Kredite gegen Schicksalsschläge wie Tod oder Arbeitslosigkeit absichern. Den Mut zur Absicherung der Ehescheidung hat noch keine Bank gefunden, obwohl dies vermutlich der häufigste Fall wäre. Der Ernstfall der bestehenden RSVs tritt laut Statistik in 0,3 Prozent der Fälle ein. Der Staatssekretär im Verbraucherministerium, Ulrich Kelber (SPD), meint: "Die wachsende Kritik am Verkauf von Restschuldversicherungen nehmen wir ernst. Es gibt zunehmend Fälle, in denen Banken Verbrauchern teure Policen verkaufen, obwohl der Versicherungsschutz nicht in dem Umfang oder gar nicht benötigt wird." Die Finanzaufsicht Bafin stellte in einer Untersuchung fest, dass 24 von 31 Instituten bi der RSV 50 oder mehr Prozent an Provisionen kassieren. Die Lösung: Es soll künftig die RSV vom Kredit entkoppelt werden. Brexit-UK steht Pate. Dort darf eine RSV erst sieben Tage nach dem Abschluss eines Kreditvertrages angeboten werden. Ergo: Sauber bleiben!
Betriebsrenten erhalten neuen Schub
Zum 1. Juni 2017 hat der Bundestag das Betriebsrentenstärkungsgesetz verabschiedet. Damit sollen die sinkenden gesetzlichen Altersbezüge ausgeglichen werden, nachdem das mit dem Riester-Modell nicht gelungen ist. Wir haben in Deutschland insgesamt 25,5 Millionen Rentner. Sie machen 23 Prozent der Bevölkerung aus und haben noch gut 20 Lebensjahre vor sich.
Die monatliche Durchschnittsrente liegt in den alten Bundesländern bei 1.250 Euro, in den neuen BL bei 1.220 Euro. Es leuchtet jedem ein, dass die gesetzliche Rente für die Altersvorsorge nicht ausreichend ist. 57 Prozent sorgen gegenwärtig bereits anderweitig vor. Und 30 Prozent der Rentner erhalten bereits eine Betriebsrente. Vor allem in Klein- und Mittelbetrieben ist die Betriebsrente nicht verbreitet. Der Hauptgrund liegt darin, dass der Unternehmer bislang für die Betriebsrente haften musste, wenn der Versorgungsträger ausfällt. Und das entfällt nun im neuen Gesetz. Gewiss, ein mutiger Schritt.
Man muss sich aber darüber klar werden, wenn der neue Weg floppt, müssten die gesetzlichen Rentenbeiträge erhöht werden. Und das würde für die Arbeitgeber teurer. Der Gesetzgeber übergibt ab 2018 branchenweite Betriebsrentenmodelle an die Tarifparteien ab. Damit kommen größere Kollektive zusammen, die Provisionskosten sinken. An diesem Kollektiv können auch nicht tarifgebundene Unternehmen teilnehmen. Die Arbeitgeber müssen außerdem 15 Prozentpunkte der eingesparten Sozialabgaben zur Betriebsrenten zuschießen. Ohne Frage macht der Wegfall der Haftung das Mitarbeiterengagement für eine Betriebsrente mit der neuen Regelung viel leichter!
Die erste Umweltarena der Welt - Spreitenbach/Schweiz
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Heute nahm ich an einer Mobilitätstagung von A&W in der Schweiz und dort in Spreitenbach in der "Umwelt Arena" teil. Ich gebe zu, ich kannte dieses Klasse-Denkmal für die Umwelt bislang nicht, obwohl es seit 2012 steht und lebt. Schon bei der Anfahrt kommt dir die Gebäudlichkeit wie ein Edelstein entgegen. Innen und Aussen wurden für 45 Millionen Euro Ökologie und Ökonomie auf vier Geschossen zuzüglich großer Parkgarage vereint.
Der Macher des Ganzen ist der Schweizer Umweltpionier Walter Schmid. Seine Intention: "Wir wollen lustvoll Wissen vermitteln, Lösungen zeigen und zum Handeln anregen." Das in allen Bereichen: Natur, Lebensmittel, Energie und Mobilität, Bauen und Modernisieren, Erneuerbare Energien. Auf einem 300 Meter langen In-/Outdoor Parcours sind Testfahrten mit E-Mobilen, Segways sowie Tretkarts und Trottinetts für Kids möglich. Wer sich also umfassend und sehr konzentriert über das Gesamtspektrum Umwelt informieren möchte - mit Familie -, dem sei diese Einmaligkeit in der Nähe von Zürich gelegen mehr als empfohlen. Fantastisch, was hier eine einzelne Person, Walter Schmid, für die Umwelt geschaffen hat. Das Patronat wird vom Kanton Aargau wahrgenommen. Ferner wirken vier Hauptsponsoren mit.
Ein Blick auf die "Umwelt Arena"
Renault, Toyota, Hyundai und in grossem Rahmen Volkswagen sind mit E- und Hybridautos vertreten.
Was ist für wen der richtige Antrieb?
Was sagen die Energieangaben für das jeweilige Produkt aus? Da gibt es je nach Produktart grosse Unterschiede.
Spruch der Woche:
"Macht es Sinn, als Spezialwerkzeug bei Jaguar einen Türheber für eine gepanzerte Türe vorzuhalten, wenn kein einziges Fahrzeug in dieser Kategorie in der Region fährt? Die Erfahrung lehrt, dass 70 Prozent an Spezialwerkzeugen gar nicht gebraucht wird."
Mit meinen besten Grüßen von der AUTOHAUS Santander Classic-Rallye 2017 in Telfs
Ihr
Prof. Hannes Brachat