HB ohne Filter: Auto1, GroKo, Preisbewertung
Heute: Online-GW-Marktplatz Auto1 in der Kritik, Tesla mit großen Verlusten, Finaler Hindernislauf "GroKo" und "Preisbewertung" im Branchenfokus
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09.02.2018Heute: Auto1 - der Online-GW-Marktplatz in der Kritik, Tesla mit großen Verlusten, Finaler Hindernislauf "GroKo" in Berlin und "Preisbewertung" im Branchenfokus
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Auto1 - der Online-GW-Marktplatz in der Kritik
Wenn "DER SPIEGEL" wie in seiner aktuellen Ausgabe vom 3. Febraur 2018 einem automobilen Unternehmen zweieinhalb Seiten mit der Headline "Ärger auf Rädern" widmet, muss man hinschauen. In fünf Jahren - Gründung 2012 - wurde die Gruppe um Auto1 (inkl. wirkaufendeinauto.de) zu Europas größtem Gebrauchtwagenhändler. 2017 wurden von 3.000 Mitarbeitern insgesamt 400.000 Fahrzeuge europaweit vermarktet. Nochmals, in fünf Jahren von Nulll auf 3.000 Mitarbeiter. Wie gelingt das? Aktueller Börsenwert von Auto1: 2,9 Milliarden Euro.
Die Autorin des Beitrags, Ann-Kathrin-Nezik, artikuliert ihre Ergebnisse in einem Video und bezeichnet die von Händlern vorgetragenen Mängel jenseits der Toleranzschwelle. Bei den zuständigen Gerichten in Berlin sollen 90 laufende bzw. abgeschlossene erstinstanzliche Verfahren laufen. Offensichtlich gibt es auch an den 100 bundesweiten Bewertungsfilialen qualitative Bewertungsunterschiede. Von Menschen gemacht! Es ist zwangsläufig eine Gigantenaufgabe, ein derart rasantes Wachstum auch qualitativ parallel zu stemmen. Das gilt auch für das Reklamationsmanagement.
Entwicklung von Auto1
Tesla mit großen Verlusten
Heute machte Teslagründer Elon Musk ein weiteres verrücktes Ding wahr. Im Rahmen seines Space-X-Programmes war am Start der Rakete "Falcon Heavy" ein Tesla Roadster an Bord. Probeballast! Experten gehen davon aus, dass dieser durch die starke Strahlung im All zerbröseln könnte. Musk ist dennoch guter Dinge!
2017 wurden weltweit mehr als 100.000 Tesla verkauft. In Deutschland 3.332 Exemplare. Das waren 1.427 Exemplare mehr als 2016. Tesla vermarktet über Eigenvertrieb. In Deutschland gibt es inzwischen 27 Tesla-Stores. Das macht dann pro "Laden" durchschnittlich 127 Einheiten aus. Gewinnträchtig ist das nicht. Der Gesamtverlust 2017 liegt bei Tesla über zwei Milliarden Dollar. Musk hat seit der Gründung von Tesla im Jahre 2003 bis heute noch nie einen Jahresgewinn eingefahren. Wie geht das? Wer bezahlt das? Das Model 3 soll 2018 zum Superpreis von 35.000 Dollar in Masse eingeführt werden. Seit Monaten gibt es in der Produktion offensichtlich enorme Anlaufschwierigkeiten, obwohl über 400.000 Vorbestellungen auf dem Tisch liegen. 2018 wird für Tesla zum entscheidenden Jahr!
Finaler Hindernislauf "GroKo" in Berlin
Union und SPD haben sich geeinigt. Es soll im Endlauf auf der Zielgerade auch laut geworden sein. Wie tröstlich, jetzt geht es nach vier Monaten politisch autonomem Fahrens endlich "gesittet" weiter! In Sachen Mobilität soll es zügig 100.000 E-Ladestationen geben. Derzeit stehen wir in Deutschland bei 17.000. Dem "ewigen Stau" will man zu Leibe rücken. Der ADAC meldete für 2017 sage und schreibe 723.000 Stauereignisse. München ist mit 51 Stunden Stau pro Jahr Deutschlands Stau-Hauptstadt. Die Kosten für die Staus: 80 Milliarden Euro! Es sollen mehr Gütertransporte auf die Schiene verlagert werden. Derzeit werden ganze 16 Prozent des Güteraufkommens über die Schiene transportiert.
Die Koalitionspartner erwägen die Nachrüstung von Diesel-Autos. Man will noch rechtliche Fragen, Kosten sowie Gerichtsentscheidungen abwägen. Da lobe ich mir Österreichs Kanzler, Sebastian Kurz (31). Er schreibt an den österreichischen "ZDK": "Um eine sozialverträgliche Erneuerung des österreichischen Pkw-Bestandes zu ermöglichen und unverschuldeten Wertverlust zu vermeiden, sprechen wir uns gegen ein etwaiges Verbot für die Besitzer typengenehmigter und zugelassener Fahrzeuge mit Otto- bzw. Dieselmotoren in absehbarer Zukunft aus." Der Handelssprecher des Österreichischen Bundesgremiums KR Ing. Josef Schirak hat vor der Nationalratswahl in Österreich in dieser Sache sämtliche Abgeordnete persönlich angeschrieben und zahlreiche Gespräche geführt. Bitte, mit sichtbarem Erfolg!
Was dennoch demokratisch nachdenklich stimmen sollte ist die Tatsache, dass Angela Merkel, Horst Seehofer und Martin Schulz für ihre Parteien im September 2017 das schlechteste Wahlergebnis seit Kriegsende einfuhren. Die größten Verlierer, sie kleben und kleben an ihren Ämtern. Können derartige Verlierer wirkungsvolle Protagonisten für Zukunftsgestaltung sein? Gut ist das fürs Ganze nicht!
"Preisbewertung" im Branchenfokus
Seit Mobile.de als Marktführer die Funktion "Preisbewertung" für GW mit in die Darstellung aufgenommen hat, erfährt das Thema Branchendimension. Ohne Frage, Kunden wollen eine Einschätzung zum jeweiligen Fahrzeugpreis. Umgekehrt fordern die Händler, die ja die Hauptkunden und Zahler der Börsen sind, dass sie für ihr Geld eine ansprechende Leistung erhalten. Wenn beispielsweise Mobile.de die Rubrik "Sortieren nach" als erstes Kriterium "Beste Ergebnisse" aufruft aber überhaupt nicht erläutert wird, was denn "Beste Ergebnisse" meint, dann ist da Erklärungsbedarf. Schlägt man einzelne Fahrzeuge auf, dann steht beim einen Fahrzeug"„ohne Bewertung", beim anderen wiederum nichts dabei und beim dritten "Angemessener Preis" oder "Sehr guter Preis". Das soll einer auf Anhieb verstehen?
Autoscout24 geht sogar im Auftritt sofort in die Preisoffensive und klassifiziert von "Top Angebot" bis zu "Teuer". Cargurus geht noch weiter. Dort werden aktive Verhandlungsempfehlungen gegeben. Also, wie lange steht dieser GW schon bei Cargurus im Netz? Welche Preisänderung hat das Fahrzeug bislang erfahren? Wie viele Preisänderungen wurden bislang vorgenommen? Bis hin zur preispolitischen Bandbreite.
Der Börse Pkw.de geht es im Gesamtauftritt um die schnelle Preistransparenz. Klartext: "Egal ob auf Pkw.de, mobile.de, AutoScout24 oder anderen Autobörsen: Mit dem Pkw.de Preis-Checker findest du automatisch das beste Angebot für dein Traumauto!" Also Preis, Preis und nochmals Preis. Das wird aber dem "Zustand" des jeweiligen Fahrzeugs nicht gerecht. Welche Art von Gutachten liegt vor? Wie ist der HU-Status? Stimmen überhaupt die Ausstattungsmerkmale? Werden diese auch richtig ausgewiesen? Wird regelmäßiger Fahrzeug-Service nachweislich aufgezeigt, Garantiepakete, bis zu regionalen Unterschieden. Manche der oben aufgezeigten Preisklassifizierungen widersprechen nachweislich jeglicher Logik. Wir sprechen bei Gebrauchtwagen aus gutem Grund von Unikaten und da ist eben der Preis nicht die alleinige Größe.
Der Handel hat als Hauptanbieter und Zahlmeister einen Anspruch darauf, faire Wettbewerbsbedingungen nicht nur zu fordern, sondern dafür offenes Gehör zu finden. Mobile.de kann hier als marktbeherrschendes Unternehmen glaubwürdige Zeichen setzen. Das Gespräch mit dem ZDK und dem BVfK sind dazu positiv zu würdigen. Es gehören aber auch Gespräche mit aktiven Anwendern dazu! Da sind nun mal in der fairen Darstellung einige Korrekturen notwendig.
Preisbewertung – Praxisbeispiele
Spruch der Woche:
"Die Politiker haben Angst, dass die Wähler nüchtern werden, wenn sie ihnen reinen Wein einschenken." (N. Stoffel)
Mit humorigen Fastnachtsgrüßen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
Rolf Karrenbauer
Stefan Jentzsch
Bernd Schürmann
Ansgar Klein