In der Debatte um den umstrittenen Biosprit E10 hat der Mineralölriese BP Europa gedroht, die Autofahrer zur Kasse zu bitten. Hintergrund seien Strafen, die den Konzernen womöglich bevorstehen, falls sie ihre vorgeschriebenen Quoten an Biokraftstoffen nicht erreichen, erläuterte der Chef der Aral-Mutter BP Europa, Uwe Franke, den Zeitungen der Essener "WAZ"-Gruppe (Freitag).
"Die Kosten für die Nichterfüllung der Quote dürften vermutlich für die Branche zwischen 300 bis 400 Millionen Euro liegen", sagte Franke. Am Ende werde den Unternehmen nichts anderes übrig bleiben, als die Kosten an die Kunden weiterzugeben.
Der ADAC warnte die Mineralölbranche davor, das E10-Desaster für weitere Preiserhöhungen beim herkömmlichen Super E5 zu nutzen. Angesichts der Preisdifferenz von durchschnittlich drei Cent je Liter zwischen dem günstigeren E10 und E5 seien gesetzlich verordnete Strafzahlungen für verfehlte E10-Quoten bereits eingepreist. "Die Mineralölkonzerne legen seit Beginn des E10-Einführungsprozesses im vergangenen Februar die fälligen Strafzahlungen auf den Benzinpreis um", sagte ADAC-Präsident Peter Meyer in München.
Komplizierte Berechnung
Die Strafzahlungen werden nach einem komplizierten Schlüssel für das gesamte Jahr berechnet. Die Ölbranche muss 6,25 Prozent des verkauften Kraftstoffes – gemessen am Energiegehalt – aus pflanzlicher Produktion gewinnen, sonst drohen hohe Strafen. E10 enthält zu zehn Prozent Ethanol. Bei einer Rückkehr zum alten Super mit fünf Prozent Ethanol würden die dann fälligen Strafzahlungen jeden Liter Benzin etwa zwei Cent verteuern. Aus Sicht des ADAC ist das bereits geschehen.
E10 hätte schon zu Jahresbeginn flächendeckend eingeführt werden sollen. Wegen mangelnder Akzeptanz durch die Autofahrer hatte die Mineralölwirtschaft die Umstellung der Tankstellennetze und Raffinerien jedoch auf halbem Wege gestoppt (wir berichteten). Im Juni griff nur rund jeder siebte Tankstellenkunde nach dem umstrittenen Sprit mit erhöhtem Bioethanolanteil von zehn Prozent. Die größte deutsche Tankstellenkette Aral hatte angekündigt, mit der flächendeckenden Einführung des Biosprits im Westen und Norden Deutschlands zu beginnen.
K. Wempe
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