Vor dem radikalen Neustart der Traditionsmarke Jaguar forciert der britische Autobauer JLR auf dem deutschen Markt verschiedene Aktivitäten im Vertrieb und der Handelsorganisation. Seit 11. November 2024 gelten neue Verträge für die hiesigen Jaguar-Handelsbetriebe sowie die Servicepartner von Jaguar und der Schwestermarke Land Rover. Man habe die Verträge gemäß dem Land Rover-Franchisesystem nun auch für Jaguar ausgerollt, teilte die Deutschland-Zentrale am Freitag in Kornberg mit.
"Wir hatten vor einigen Jahren das Agentursystem in Erwägung gezogen, sind jedoch zu dem Schluss gekommen, dass das Franchisesystem mehr Vorteile für uns, unseren Handel und unsere Kunden bietet", erklärte dazu der bisherige Deutschland-Chef von JLR, Jan-Kas van der Stelt, im Interview mit AUTOHAUS. Auch in Zukunft spiele der Handel eine zentrale Rolle für das Kundenerlebnis.
Mit diesem Vorgehen will JLR nach eigenen Angaben eine möglichst deckungsgleiche Anpassung an die Anforderungen der "Reimagine"-Konzernstrategie gewährleisten. Die neuen Modelle und Marken nach dem "House of Brands"-Ansatz (Range Rover, Defender, Discovery und Jaguar) würden konsequent in die Belange des Handels integriert, hieß es.
Jaguar: Fokus auf Metropolregionen
Bundesweit sollen nun 16 Jaguar-Partner in Großstädten und Ballungsräumen den flächendeckenden Vertrieb der Marke sichern. Dies sei eine zum Luxussegment mit kleinerem Volumen passgenaue Netzgröße, erklärte der Importeur. Hinzu kommen 52 weitere Jaguar-Werkstattbetriebe, die gleichzeitig auch Vertriebs- und Servicepartner von Land Rover sind. Alle 16 Jaguar-Betriebe sind wiederum Land Rover-Händler.
Jaguar - Neue Corporate Identity
BildergalerieJaguar steckt in einer großen Transformation: Anders als viele andere Autohersteller erteilen die Briten dem Verbrenner eine klare Absage und wollen so zu einem Tesla-Rivalen werden. Die Zukunft werde rein elektrisch und deshalb auch mit vielen Traditionen brechen, hatte Markenchef Rawdon Glover erst kürzlich betont.
Das erste Modell der neuen Jaguar-Ära wird ein Elektro-GT. Der Viertürer wird im nächsten Frühjahr präsentiert und soll Ende 2025 oder Anfang 2026 auf den Markt kommen. Bis dahin müssen sich die Jaguar-Betriebe mit dem Kundendienst und dem Gebrauchtwagenverkauf aktueller Modelle über Wasser halten. Seit November sind die Diesel-, Benziner- und Plug-in-Hybridmodelle sowie der batterieelektrische I-Pace nur noch als junge Gebrauchte verfügbar.
JLR: Margen- und Bonussystem wird nachjustiert
Anpassungen gibt es auch beim 2023 implementierten Margen- und Bonussystem. Prioritäten bilden laut Unternehmen die Ziele Vereinfachung und Konsistenz, um das System der variablen Marge zu optimieren. Der Fokus liegt dabei auf vier Aspekten: Mitarbeiterqualität, Kundenzufriedenheit, Leadmanagement und "Quality of Business" (unter anderem Lagerhaltung). Die im Austausch mit der Handelsorganisation erarbeitete Nachjustierung greift ab 1. Januar 2025.
Ebenfalls 2023 hatte JLR das Erscheinungsbild der Händlerbetriebe modernisiert. Maßgeblich für die Corporate Identity (CI) ist das Konzept der "House of Brands". Für Attraktivität soll nicht nur eine neue Aufteilung der Showroom-Flächen sorgen, sondern auch sogenannte "Atomic Changes" – darunter versteht der Hersteller etwa einladende Lounges, Blumendekoration und durchdachte Lichtkonzepte.
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Nun folgen weitere CI-Elemente wie etwa die Platzierung der "Approved"-Gebrauchtwagenpalette bei Jaguar und das Neuarrangement der drei Marken Range Rover, Defender und Discovery bei Land Rover. Ab 2026 steht dann eine neue Außen-CI bei den Partnerbetrieben in der Planung. Der Hersteller will sich über einen CI-Bonus im Rahmen der neuen Händlerverträge an den Umbaukosten beteiligen. Insgesamt umfasst das deutsche Netz von Jaguar und Land Rover derzeit 105 Standorte.
Marc Bienemann verantwortet Deutschland-Geschäft
Abgerundet wird der Wandel bei JLR durch eine Neuorganisation der europäischen Vertriebsgesellschaften. Das hat auch personelle Folgen: Marc Bienemann hat zum 1. Dezember 2024 als "Countries Operations Director" die Verantwortung für die Märkte Deutschland, Frankreich und Benelux übernommen. Jan-Kas van der Stelt, der seit 2018 Geschäftsführer der Jaguar Land Rover Deutschland GmbH war, fungiert ab sofort als "Commercial Financial Services Director Europe" bei dem Autobauer.