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Fahrbericht Peugeot e-208: Klimaschutz chic verpackt

04.10.2019 06:00 Uhr
Der Peugeot 208 mit 50 kW/h-Batterie unterscheidet sich optisch nicht von seinen klassisch angetriebenen Pendants.
© Foto: Peugeot

Anfang nächsten Jahres startet die elektrische Version des neuen Peugeot 208. Das Schwestermodell des ebenfalls Opel Corsa e soll mit 340 Kilometern Reichweite alltagstauglich sein.

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Von Peter Maahn/SP-X

Jetzt befeuert auch der Peugeot-Konzern den endlich beginnenden Elektroauto-Boom. Wenn nun auch Kleinwagen wie der Peugeot 208 mit vernünftiger elektrischer Reichweite zu bezahlbaren Preisen ab 30.450 Euro kommen, gehen den Skeptikern der neuen Zeit die Argumente aus. Wobei die erste Testfahrt im französischen Stromer durchaus noch Fragen offen lässt.

Der Peugeot 208 mit 50 kW/h-Batterie unterscheidet sich optisch nicht von seinen klassisch angetriebenen Pendants. Die neue Konzern-Plattform erlaubt den Einbau beider Systeme. Verbrenner oder Elektro – die Franzosen können das Modell vom Band laufen lassen, was gerade bestellt wird, also schnell auf wechselnde Nachfrage reagieren. Das gilt auch für das technisch nahezu identische Schwestermodell Opel Corsa.

Insofern erfordert der direkte Umstieg von 208 mit Benzinmotor auf den auspufflosen Stromer keine Umgewöhnung. Gleiches Cockpit, gleicher kurzer Wählhebel in der Mittelkonsole, gleiche Anordnung der Instrumente. Vor dem Start zur ersten Tour im Umland von Lissabon beruhigt ein Blick auf linke untere Ecke des Peugeot-eigenen digitale E-Cockpit. Reichweite 300 Kilometer bei nicht randvoll geladener Batterie. Was für ein Fortschritt im Vergleich zu den jetzt aufs Altenteil geschickten diversen E-Auto der ersten Generation.

Schon die Daten machen den Unterschied. Rund 17 kW/h verbraucht der 208 pro 100 Kilometer. Da in der Batterie bis zu 50 kW/h vorhanden sind, entfällt bei der geplanten Strecke von 100 Kilometern die Fahndung per App nach der nächsten Ladesäule. Vorfreude pur auf das üppige Drehmoment von 260 Newtonmetern, das bekanntlich bei Elektromotoren kein Warten auf hohe Drehzahlen erfordert. Beim Einbiegen auf die schmale Landstraße also ein kräftiger Tritt aufs rechte Pedal. Lautlos schießt der 208 los, schnell wird das Singen der Reifen auf dem rauen Asphalt zur beherrschenden Geräuschquelle.


Peugeot e-208 (2020) Fahrbericht

Peugeot e-208 (2020) Bildergalerie

Flüssiges Fortkommen ist angesagt

Das schwere Batteriepack ist gleichsam im Kellergeschoß des Peugeot versteckt. Dadurch liegt der 4,06 Meter lange 208 dank des tieferen Schwerpunkts deutlich satter auf der Straße als seine Benzin- oder Diesel-Geschwister, ermöglicht dank präziser Lenkung stabiles Wedeln um die zahlreichen Kurven. Nicht Rumtoben ist angesagt, sondern flüssiges Fortkommen bei etwa 70 km/h. Da es leicht bergauf geht, muss der Franzose Leistung zeigen, kann sich nicht wie in der Ebene ins gelegentliche Rollen flüchten und seine Ressourcen schonen.

Bei der ersten Abbiegung nach gut fünf Kilometern schockt die vorher so beruhigende Reichweitenanzeige. Nur noch 280 Kilometer werden vermeldet. Bedeutet: 20 Kilometer an Distanz verbraucht und nur fünf gefahren. Die alte Leier bei der Information an den Fahrer: Da das System immer davon ausgeht, dass man in dieser Form auch weiterhin unterwegs sein wird, rechnet es die momentane Fahrweise auf die Gesamtstrecke hoch. Spätestens auf einer langen, flachen Strecke oder auf Abfahrten reguliert sich das Zahlenspiel dann wieder. Aber dieses Hin und Her trägt nicht gerade zum Vertrauen der naturgemäß stets von Reichweitenangst geplagten E-Fahrer bei.

Peugeot räumt ein, dass die Software des E-Mobils noch nicht auf dem für die Serie nötigen Stand ist, schließlich lässt der Ernstfall-Einsatz beim Kunden ja noch Zeit für die Elektronik-Tüftler übrig. Kurz gesagt: Am Ende nach gut 100 Kilometern Fahrt, meist außerhalb von Langsam-Strecken wie in Ortschaften, stehen 190 Kilometer im Display. Alles wieder gut also. Berechnet man den künftigen Alltags-Einsatz des Kleinwagens im üblichen Stadtverkehr mit ein, wird die versprochene Reichweite wohl stimmen.

Tempolimit im Kopf

Der kleine Klimaschoner schickt 100 kW / 136 PS an die Vorderräder, bietet all das, was so ein E-Auto an Fahrspaß bereithält. Zum Spaß gehört aber auch die Bereitschaft zum Umlernen. Beispiel Überholen: Wer den 70 km/h schnellen kleinen Lkw unbedingt vor dem nächsten Ortsschild hinter sich lassen will, gewinnt sicher zwei Minuten an Zeit. Er bezahlt den 300-Meter-Spurt aber mit gut fünf Kilometern weniger Reichweite. Ähnliches gilt für Autobahn-Ausflüge. 150 km/h könnte der 208, bei Tempo 120 aber fühlt er sich mit Blick auf die Batterie wohler. Zu akzeptieren, dass die jahrzehntelang gewohnte Fahrweise in einem Elektroauto unsinnig ist, fällt den Umsteigern vom Benziner sicher am Anfang schwer. Ein Tempolimit im Kopf statt auf Hinweisschildern wird wohl die Elektromobilität prägen.

Beim neuen 208 ist der Fahrer übrigens von der Denkarbeit entlastet, dafür aber weiterhin mit der Bremsarbeit gefordert. Im Gegensatz zu anderen Autos seiner Zunft ist der Grad der sogenannten Rekuperation (Energierückgewinnung) nicht veränderbar. Bei vielen E-Modellen kann nämlich die Verzögerung beim Gaswegnehmen so heftig eingestellt werden, dass das Bremspedal weitgehend unbenutzt bleiben kann. Peugeot hat sich entschieden, seinen Fahrern diese Funktion zu ersparen. Alles soll halt so vertraut bleiben wie bisher.

Gelernt werden will auch das Aufladen, wobei der Vorgang selbst simpel ist. Bei der Zeitplanung muss aber auch die Art der Ladesäule ins Kalkül einfließen. Der 208 kann an den noch seltenen Stromzapfstellen bis 100 kW laden und sich dann nach 30 Minuten mit zu 80 Prozent gefüllter Batterie wieder abkoppeln. An Säulen mit elf kW muss der Besitzer fünf Stunden Geduld haben, daheim an der Haushaltssteckdose ist der 208 einen ganzen Tag lang stillgelegt. Gut, dass immer mehr starke Säulen übers Land verteilt werden sollen.

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