Die neue Mängeleinstufung macht die Hauptuntersuchung nach Ansicht der GTÜ für den Autofahrer transparenter. Wie die Sachverständigenorganisation am Freitag mitteilte, werden einzelne Mängel aus sicherheitstechnischen Gründen nun stärker bewertet. Während beispielsweise jetzt ein zu niedrig eingestellter Scheinwerfer als erheblicher Mangel gelte, sei ein Sprung im Blinker oder Schlusslicht nun kein Mangel mehr, hieß es. Die Neuregelung gebe zudem eindeutige Vorgaben für erforderliche Reparaturen.
Insgesamt stieg laut GTÜ die Zahl der erheblichen Mängel an Autos im Jahr 2012 weiter an. Nach der Einführung eines neuen Mangelbaums Mitte 2012 stelle sich der technische Zustand einiger Fahrzeuge noch kritischer dar. So stellten die Prüfer bei der HU an jedem fünften Pkw schwerwiegende Sicherheitsmängel fest. Besonders häufig wurden die Beleuchtungs-, Brems- und Auspuffanlage sowie der Zustand der Reifen beanstandet. Der Anteil der durchgefallenen Fahrzeuge kletterte im Vergleich zum Vorjahr um zwei Punkte auf 21,5 Prozent.
Neun Millionen Pkw mangelhaft
"Auf den Gesamtfahrzeugbestand von 43,4 Millionen Pkw hochgerechnet bedeutet dies, dass mehr als neun Millionen Autos nicht dem geforderten sicherheitstechnischen Standard im Straßenverkehr entsprechen", betonte Rainer Süßbier, Technischer Leiter der GTÜ. Auch die erstmals geprüften Fahrzeuge aus dem Abwrackprämien-Jahr 2009 konnten den Trend nicht stoppen. Bei den relativ neuen Pkw, die bei der HU bis zu drei Jahre alt sind, stieg die Mängelquote sogar noch deutlich von vier auf 5,2 Prozent. Die Zahl der Pkw, die die HU ohne Beanstandung absolvieren, liegt aktuell bei 53,8 Prozent.
Bei den von der GTÜ geprüften rund vier Millionen Pkw im Jahr 2012 stellten die Prüfingenieure an 46,2 Prozent der Autos Mängel fest. Spitzenreiter über alle Altersklassen hinweg ist mit 22,8 Prozent die Gruppe "Beleuchtung und Elektrik". Auf Platz zwei folgen "Umweltbelastungen" wie Motorabgase, Ölverlust, Lärmentwicklung usw. mit 18,7 Prozent. Den dritten Platz belegen die Bremsprobleme mit 13,7 Prozent.
Das Durchschnittsalter der Pkw kletterte laut Süßbier auf 8,7 Jahre. In der Altersgruppe über neun Jahre sind rund 64 Prozent der Fahrzeuge mit Mängeln unterwegs. Knapp ein Drittel der Autos dieser Altersklasse weisen erhebliche Fehler auf oder sind gar verkehrsunsicher.
Oldtimer besser in Schuss
Oldtimer allerdings seien besser als ihr Ruf, hieß es. So erhielten 85 Prozent der Fahrzeuge mit H-Kennzeichen im Alter von 30 bis 40 Jahren die neue Prüfplakette bereits im ersten Anlauf. Zum Vergleich: Bei Fahrzeugen im Alter von 20 bis 30 Jahren – den so genannten Youngtimern – bekommt jedes Dritte keine neue Prüfplakette. (se)
Michael Kühn