HU-Prüfer sind einiges gewohnt – blinde Scheinwerfer, durchgerostete Bleche, abgefahrene Bremsen. Manchmal kommen die Sachverständigen aber doch noch ins Staunen und gleichzeitig ins Schaudern. Denn mit welchen abenteuerlichen Kreationen manche Autofahrer auf der Straße unterwegs sind, ist ziemlich gruselig. Die Prüfer der Sachverständigen-Organisation KÜS haben heftige Fälle mit einem Foto-Beweis festgehalten.
Ein Smartfahrer hat zu einer – euphemistisch formuliert – originellen Lösung seines Transportproblems gegriffen (1). Warum viel Geld für Profi-Zubehör ausgeben, wenn man das Mini-Auto doch auch mit Hilfe von ein paar Brettern um etwas Abstellfläche verlängern kann? Damit der darauf platzierte Rollstuhl nicht den schönen Lack zerkratzt, klemmt man einfach noch das Sitzkissen zwischen Metallgestellt und Heckklappe. So wird der Smart geradezu zum Lastesel! Warum wohl nicht mehr umgebaute Transport-Smarts herum fahren?
Manchem sportlichen Autofahrer kann das Fahrwerk gar nicht hart genug sein. Und was macht der geübte Bastler, wenn ihm das Geld für straffere Federn fehlt? Er schweißt zwischen die Federringe Schrauben, die ein zu starkes Einfedern verhindern (2). Ob das der Straßenlage wirklich zuträglich ist, darf bezweifelt werden. "Die Balance des Fahrzeugs wird erheblich gefährdet", warnt KÜS-Experte Hans-Georg Marmit.
Ohnehin scheinen sich Federn zur Optimierung oder Reparatur durch maximal semiprofessionelle Schrauber geradezu anzubieten. Zum Beispiel, wenn sie gebrochen sind. Eigentlich müssten die Federn dann erneuert werden. Legt man nicht so viel Wert auf Verkehrssicherheit, kann man sie auch einfach schweißen - und wieder schweißen und wieder schweißen (3). Denn, ist die Struktur der geschmiedeten Feder einmal zerstört, hilft nur noch der Austausch.
"Mal eben schnell"
Nach dem Motto "mal eben schnell" hat der Bastler eines Fahrzeugs (4) seinen neuen Federwegsbegrenzer montiert. Anstatt den kompletten Stoßdämpfer auszubauen, um das defekte Teil auszutauschen, hat er den Federwegsbegrenzer einfach aufgeschnitten, von der Seite an den Stoßdämpfer gesteckt und mit Kabelbindern (rote Pfeile) fixiert. Dumm nur, dass das Teil nur als ganzer Körper funktioniert – aufgeschlitzt ist der Federwegsbegrenzer genauso kaputt wie das defekte Teil vorher. Und die Kabelbinder dürften die Belastung nicht lange aushalten…
Wohin das originale Trittbrett dieses Käfers (5) verschwand, ist nicht überliefert. Möglicherweise ist es in den vergangenen Jahrzehnten dem Lochfraß zum Opfer gefallen. Die selbstgebaute Neukonstruktion hat allerdings mehr von einer Waffe als von einem Zierteil: "Extrem wackelig und scharfe Kanten, für Fahrer und Fußgänger sehr gefährlich", urteilt KÜS-Experte Marmit.
Durch ein Holzteil ersetzt
Die Zeiten, in denen Holz an anderen Stellen als zur Zierde im Armaturenbrett eingebaut wird, sind längst vorbei – sollte man meinen. Doch beim Blick unter diesen Wagen (6) staunten die KÜS-Sachverständigen nicht schlecht: Hier hatte jemand den vermutlich weggefaulten Längsträger einfach durch ein Holzteil ersetzt. Der Kfz-Experte kann nur den Kopf schütteln: "Holz ist nicht stabil genug, um die Belastungszustände an dieser Stelle auszuhalten. Es wird kaputt gehen, so dass die Achskonstruktion in sich zusammen fällt." Es hatte offensichtlich einen Grund, dass sich Stahl im Automobilbau durchgesetzt hat.
Nicht ganz aktuell, aber immer noch staunend anzuschauen sind die HU-Sünden aus den vergangenen Jahren: So wie diese Kopfstütze (7), die der Fahrzeughalter durch Musikboxen ersetzt hat. Auch wenn Kuschelrock läuft, nichts zum Anlehnen. Hier (8) stockte dem Fachmann ebenfalls der Atem: Weil das Motoröl tropfte, bastelte sich der Halter dieses Autos kurzerhand aus einer Glasflasche einen Tropfenstopp, um lästige Ölflecken zu vermeiden. Freie Sicht für freie Bürger? Das war zumindest für den Halter dieses Fahrzeugs (9) etwas Neues. Neun Halterungen wahlweise für Navi oder Telefon zählten die Prüfer, sieben davon im Bereich der Frontscheibe, also mitten im Blickfeld. (sp-x)
Die jeweiligen Fälle finden Sie in der Bildergalerie!
Ralf
Georg Marmit