Liqui Moly hat im Corona-Jahr 2020 einen starken Gewinnrückgang verbucht. Der Ertrag schrumpfte gegenüber 2019 um 50 Prozent auf 25 Millionen Euro, wie der Schmierstoffproduzent am Sonntag in Ulm mitteilte. Als einen Grund für den Rückgang nannte der Mittelständler Investitionen von fast 45 Millionen Euro in Marketingmaßnahmen. Zusätzlich wurden mehr als 100 neue Mitarbeiter eingestellt. Damit beschäftigte Liqui Moly zum Jahresende weltweit 989 Menschen.
"Durch unsere energischen Maßnahmen wachsen wir weiter und schreiben immer noch schwarze Zahlen", erklärte Geschäftsführer Ernst Prost. "Unser solides Wirtschaften der vergangenen Jahre ohne Bankverbindlichkeiten hilft uns bei der Bewältigung der Folgen der Krise."
Den Umsatz trieb Liqui Moly auf 611 Millionen Euro – ein Plus von 7,1 Prozent und ein neuer Rekordwert. Angesichts der verheerenden Auswirkungen der Pandemie auf die weltweite Konjunktur und dem Rückgang des weltweiten Verbrauchs von Öl und Treibstoff sei dies ein großartiger Erfolg, sagte Prost.
Wachstum durch alle Segmente
Anders als in den Jahren zuvor stieg der Umsatz des Öl- und Additivproduzenten in Deutschland 2020 stärker als im Export. Dennoch habe auch das Auslandsgeschäft stabil zugelegt, unter anderem in den USA und Kanada, hieß es. Im Kerngeschäft mit Motorölen gab es ein Plus von 6,4 Prozent. Dass die Menschen notgedrungen weniger verreisen und mehr Freizeit zuhause verbringen, zeigten die Zuwächse bei Produkten für Motorräder, Fahrräder und Boote.
AUTOHAUS Podcast mit Liqui Moly-Chef Ernst Prost:
Prost bekräftigte, dass das Unternehmen eine weitaus höhere Umsatzsteigerung hätte erreichen können. "Wir spürten in allen Bereichen die Mangelwirtschaft aufgrund von Corona, Lockdown Kurzarbeit und Home-Office bei unseren Vorlieferanten. Uns fehlten Rohstoffe, Verpackungsmaterialien, Etiketten, Verschlüsse und auch die Logistik sowie Frachtkapazitäten gingen spürbar zurück."
Liqui Moly hatte sich 2020 mit einer Investitionsoffensive in Personal, Markteing und Ausstattung gegen die weltweite Corona-Krise gestemmt. Weder gab es Kurzarbeit, noch wurden staatliche Hilfen in Anspruch genommen. Stattdessen wurde eine Beschäftigungsgarantie für die gesamte Belegschaft aus, und die "Mitunternehmerinnen" und "Mitunternehmer" genannten Beschäftigten erhielten eine Corona-Zulage in Höhe von je 1.500 Euro.
"Wir haben auf Angriff gesetzt und uns so von unseren Mitstreitern abgehoben. (…) Dass wir wachsen, ist nur die logische Konsequenz unseres Handelns", betonte Prost. Gerade zum Ende des Jahres habe man "ordentlich" zulegen können.
"Geben auch 2021 Vollgas"
Prost zeigte sich überzeugt, für weiteres Wachstum eine sehr gute Startposition zu haben und so die Rekorderlöse 2021 wieder erreichen oder gar übertreffen zu können. "Wir ernten dieses Jahr die Früchte unserer Werbeoffensive aus dem Jahr 2020 und geben auch 2021 Vollgas", so der Geschäftsführer. Investieren wolle man vor allem in die eigene Logistik. (rp)
Gerhard Lieser