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Umweltschutz: Regierungsberater für Pkw-Maut und teureres Parken

14.05.2020 08:26 Uhr
Regierungsberater plädieren unter anderem für eine Pkw-Maut, die sich an der Fahrstrecke, Schadstoff-, Lärm- und CO2-Emissionen richtet.
© Foto: Stephen Finn/stock.adobe.com

Führende Berater der Bundesregierung in Umweltfragen stellen der deutschen Klimapolitik ein ziemlich mieses Zeugnis aus. Sie schlagen auch ganz konkrete Schritte vor - unter anderem, das Autofahren weniger attraktiv zu machen.

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Um Rad- und Fußverkehr zu fördern und den Klimaschutz voranzubringen, empfehlen Regierungsberater eine Pkw-Maut und teurere Parkgebühren in Städten. Neben der Stärkung umweltfreundlicher Verkehrsmittel seien "Maßnahmen unerlässlich, die eine individuelle Pkw-Nutzung unattraktiver machen", heißt es in einem Gutachten des Sachverständigenrats für Umweltfragen, das an diesem Donnerstag vorgestellt wurde. Die Möglichkeiten, Parkgebühren zu verlangen, müssten ausgeweitet und die Deckelung der Gebühren für Anwohner aufgehoben werden. Der Rat plädiert zudem für eine Pkw-Maut, die sich an der Fahrstrecke, Schadstoff-, Lärm- und CO2-Emissionen richtet.

"Eine bundesweite Maut erzielt eine deutlich bessere Lenkungswirkung als eine City-Maut und vermeidet einen Flickenteppich aus verschiedenen Regelungen in deutschen Städten", heißt es im Gutachten. Eine City-Maut - also eine Art Gebühr fürs Fahren in Städten - reduziere die Zahl einfahrender Fahrzeuge in ein definiertes Gebiet und wirke somit nur in den Städten. "Diese Reduzierung von Pkw in der Stadt lässt sich mit einer stringenten Parkraumbepreisung ebenso gut erreichen", argumentiert der Rat.

Ein Mitglied des siebenköpfigen Gremiums, Lamia Messari-Becker von der Universität Siegen, trägt das Kapitel des Gutachtens nicht mit. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen berät die Bundesregierung schon seit 1972 in Fragen der Umweltpolitik. Er besteht aus Professorinnen und Professoren verschiedener Disziplinen.  Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte, die Corona-Pandemie habe vor Augen geführt, dass Wissenschaftliche Unterstützung und Beratung unverzichtbar seien für die Politik. Man sei gut beraten, die Expertise "in allen zentralen Politikbereichen bestmöglich zu nutzen".

Miserables Zeugnis für deutsche Klimapolitik

Das Gutachten trägt den Titel "Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa". Der Umweltrat stellt darin der deutschen Klimapolitik ein miserables Zeugnis aus. Die nationalen Ziele seien zu niedrig, zudem seien sie wiederholt nicht erreicht worden. Außerdem sei nicht klar, "welches Gesamtbudget an Treibhausgasen der deutschen Klimapolitik zugrunde liegt", heißt es im Gutachten.

Der Budget-Ansatz geht davon aus, dass jedes Land nur noch eine bestimmte Menge Treibhausgase ausstoßen darf, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst 1,5 Grad, zu begrenzen - wie es das Pariser Klimaschutzabkommen vorsieht. Im Abkommen gibt es aber keine Budgets. Die Bundesregierung lehnt den Budget-Ansatz ab.

Der Umweltrat dagegen empfiehlt der Regierung, ihre Klimapolitik an einem langfristigen CO2-Budget auszurichten. "Ein ausreichendes, faires und angemessenes deutsches CO2-Budget beträgt maximal 6,7 Milliarden Tonnen CO2 ab 2020", erklärte Wolfgang Lucht von der Berliner Humboldt-Universität. "Bei linearer Reduktion muss Deutschland schon 2038 CO2-neutral sein, nicht erst 2050." CO2-neutral bedeutet, dass unterm Strich keine zusätzlichen Treibhausgase mehr ausgestoßen werden. Verbleibende Emissionen müssten dann ausgeglichen werden.

Kluft zwischen Erreichten und Notwendigen wächst

Dem Gutachten voran stellt der Rat wenig optimistische Worte: "Die Appelle der Wissenschaft, die natürlichen Lebensgrundlagen besser zu schützen und zu bewahren, drohen zu einem bedrückenden Ritual zu werden", heißt es da. Es mangele nicht an Erkenntnissen, auch die notwendigen Technologien seien da. "Da sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft den ökologischen Herausforderungen aber viel zu zögerlich stellen, wächst die Kluft zwischen dem Erreichten und dem Notwendigen." Innovationen und Effizienzsteigerungen seien wichtig, reichten aber nicht mehr: "Auch unsere Wirtschafts- und Lebensweisen müssen sich verändern, um ökologische Grenzen einzuhalten." (dpa)

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KOMMENTARE


Quattro

14.05.2020 - 17:33 Uhr

Na ja, die Herren Berater, Gutachter, Professoren mit ihren prall gefüllten Brieftaschen kämpfen nicht - wie viele Arbeitnehmer - gerade in der Coronazeit ums Überleben. Da passt solch eine Beratung „wie die Faust aufs Auge“. Sie müssen ja nicht ums Überleben kämpfen, als können sie fordern, auch wenn es Unsinn ist!


Otto

14.05.2020 - 21:11 Uhr

7 Professoren mit Glasglocke und garantiertem Salär in monatlicher Geschenkpackung beraten also Politiker, wie der Zangengriff hierorts auszusehen hat. Die haben die Bedeutung der deutschen Autoindustrie wohl per Delete-Taste marginalisiert. Auch scheint wenig relevant zu sein, wie das werktätige "Steuervieh" täglich zweckdienlich zur Arbeit erscheint (...)


M.Fe

15.05.2020 - 10:53 Uhr

Noch ein Vorschlag, unsere kaputte Wirtschaft ganz zu ruinieren.


Dirk Habets

15.05.2020 - 16:07 Uhr

Auch dieser Artikel zeigt das grundsätzliche Problem, das wir aktuell in Deutschland haben. Zu viele Besserverdienende, zudem noch mit sicheren Gehältern, weil Steuer finanziert, analysieren die Situation ohne auch nur ansatzweise zu verstehen, dass sie sich selber den Ast absägen, auf dem Sie sitzen. Wer soll denn dieses Land in die wirtschaftliche Zukunft führen? Die ganzen Oberlehrer, die in Talkshows ihren Senf zum besten geben, oder die Leute, die anpacken in diesem Land, denen man aber die Instrumente dafür vernichten will. Es wird Zeit, dass diese ganzen Schwätzer mal was zur Gesellschaft mit ihrer Arbeit beitragen, anstatt nur davon zu partizipieren.


Henry

15.05.2020 - 23:35 Uhr

Tja, Kollegen, um unsere Zukunft ist es eh schlecht bestellt. Komme eben aus einer Wohnung, die ich an eine Studenten-WG vermietet habe. Man kam auf das Thema Auto zu sprechen: Alle waren sich einig, dass Autofahren viel teurer werden muss oder am besten ganz verboten sollte. Verbissen, mit Argumenten Ihrer Erzieher und Lehrer ausgestattet, ließen sie keine andere Meinung gelten. Wie alle Anhänger des (egal ob linkem oder rechtem) Sozialismus fühlen sie sich erst wohl, wenn sie anderen vorschreiben können, was sie zu tun und lassen haben. Bis ins Privateste.


Alter Zausel

16.05.2020 - 07:35 Uhr

DIESE AUTOFEINDLICHE ABZOCKERPOLITIK SOLLTE SCHLEUNIGST EIN ENDE FINDEN! HIER WISSEN WOHL VIELE NICHT, WAS SIE FÜR EIN WIRTSCHAFTLICHES DESASTER ANRICHTEN - ODER ES IHNEN EGAL - DENN SIE SIND JA DIE „GUTEN“!! WER IN DIE STADT ZIEHT SOLLTE, WISSEN, DASS DORT VIELE AUTOS UNTERWEGS SIND - DIE WAREN SCHON VORHER DA!! Alle Bürgermeister werben aktiv um Standortverlegung von Firmen in IHRE Stadt - dann müssen sie auch Pendler akzeptieren die nicht mit dem ÖPNV anreisen können oder wollen! Und viele fahren aus dem Umland zum Einkauf, Veranstaltungs- oder Restaurantbesuch mehrfach im Monat in die Stadt, lassen Geld dort u. verhindern so eine weitere Verödung der Innenstädte oder Leerstand div. Ladenlokale. Immer mit dem eigenen PKW - nie mit dem ÖPNV oder etwa einem „Lastenfahrrad“ bei oft 50 oder mehr km Anreise - u. das aus gutem Grund!! Städter, die sich darüber aufregen sollten, aufs Land ziehen, dann werden sie es bald kapieren u. sich ein Auto kaufen (müssen) - aber hoffentlich kein umweltunfreundliches E-Auto. Stadtbewohner haben es in vielerlei Hinsicht bequemer! Warum dort - trotz der vielen Einkaufsmöglichkeiten vor Ort - so viele Paketwagen unterwegs sind, erschließt sich mir auch nicht.


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