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Uber-Chef: "Kompletter Neuanfang in Deutschland"

22.01.2018 18:12 Uhr
Uber will es in Deutschland nochmal wissen.

Uber-Chef Dara Khosrowshahi muss nicht nur gegen die Konkurrenz, sondern auch gegen den schlechten Ruf des Fahrdienst-Vermittlers ankämpfen. Er kam nach München mit einer Botschaft der Demut – und wurde ausgepfiffen.

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Der neue Uber-Chef Dara Khosrowshahi hat bei seinem ersten Auftritt in Europa einen klaren Neuanfang beim umstrittenen Fahrdienst-Vermittler versprochen. In der Zukunft werde Uber nur noch für verantwortungsvolles Wachstum stehen, sagte Khosrowshahi am Montag auf der Innovationskonferenz DLD in München. Die Erfolge von Uber hätten in der Vergangenheit schlechtes Verhalten der Firma akzeptieren lassen. "Das ist nicht, wie wir bei Uber als Unternehmen weitermachen werden."

Khosrowshahis Vorgänger – Uber-Mitgründer Travis Kalanick – fuhr eine aggressive globale Expansion oft unter Missachtung geltender Regeln und hatte sich mit Taxiunternehmen und Behörden angelegt. Kalanick hatte bei seinem eigenen DLD-Auftritt vor drei Jahren versucht, mit einem Partnerschaftsangebot eine Brücke zu großen europäischen Städten zu schlagen. Sein Appell traf jedoch auf taube Ohren. Die erste Bewährungsprobe für Khosrowshahi war im September nach wenigen Tagen im Job die Entscheidung Londons, Uber von den Straßen der britischen Hauptstadt zu verbannen. Er konnte trotz einer Reise nach London die Behörden nicht überzeugen, Uber die Lizenz zurückzugeben.

Auf der DLD wurde Khosrowshahi von einem Pfeif- und Hupkonzert Münchner Taxifahrer empfangen. "Unsere Deutschland-Strategie ist ein kompletter Neuanfang", betonte er. Uber habe sich beim Markteintritt in Deutschland "unangemessen und falsch" verhalten. Es sei aber ein wichtiger, vielversprechender Markt. Zugleich kritisierte er Regeln wie die sogenannte Rückkehrpflicht, laut der Mietwagen zu ihrer Garage zurückfahren sollen, bevor sie den nächsten Auftrag annehmen.

In diesem Jahr wolle Uber in weiteren Städten in Deutschland starten, sagte Khosrowshahi, ohne Namen zu nennen. Zugleich nutzte er die Frage von "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch, welche deutsche Stadt Uber als nächstes erobern wolle, für eine Demonstration der neuen Demut. "Zuallererst würde ich nicht das Wort 'erobern' benutzen", betonte er. Uber ist in Deutschland aktuell in Berlin und München aktiv, der Betrieb in Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf "pausiert".

Mehr Leistungen für Fahrer

Khosrowshahi deutete an, dass Uber mehr Leistungen für Fahrer erwäge. Vor allem gehe es um diejenigen, die ihren Lebensunterhalt komplett mit Uber bestreiten. "Wir müssen schauen, was unsere Verantwortung ist." Das könne zum Beispiel Unterstützung bei der Ausbildung oder Altersvorsorge sein. Zugleich deutete Khosrowshahi an, dass am Status der Fahrer als eigenständige Unternehmer nicht gerüttelt werde. Das ist ein ständiger Streitpunkt auch im Heimatmarkt USA.

"In jedem Start-up steckt ein rebellischer Geist. Ich denke nur, dass Uber es zu weit damit getrieben hat", bis hin zu "Piraten-Mentalität", sagte Khosrowshahi. Für Wandel sei es zwar richtig, Druck auf den Status Quo zu machen. "Aber die Grenzen auszuloten bedeutet nicht, sie zu überschreiten."

"Wir machen das Richtige und Schluss", gehöre zu den neuen Werten bei Uber. "Es ist ein Kulturwandel – aber ich denke, dass die Krise 2017 so groß war, dass ich niemanden überzeugen musste, dass ein Wandel notwendig ist." Sein erster Gedanke beim Jobangebot von Uber sei gewesen: "Nein, danke." Dann habe er sich aber mit der Herausforderung anfreunden können – auch nachdem der Chef des Musikdienstes Spotify, Daniel Ek, ihm dazu geraten habe.

Tief in der Verlustzone

Er glaube inzwischen, dass Uber wichtig für die Welt sein werde und sie zu einem besseren Ort machen könne, sagte Khosrowshahi. Die Wachstumsmaschine Uber funktioniere trotz der Image-Krise. "Nur bei der Profitabilität läuft es nicht so gut." Uber verlor im vergangenen Jahr laut Medienberichten rund vier Milliarden Dollar. Khosrowshahi strebt schwarze Zahlen zum für 2019 angepeilten Börsengang an.

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