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Studie zu Plug-in-Hybriden: Bis zu vier Mal mehr CO2

28.09.2020 16:42 Uhr
Bisher nutzen speziell Dienstwagenfahrer zu selten den E-Modus ihres Plug-in.
© Foto: REMINDFILMS/stock.adobe.com

Plug-in-Hybride fahren einer Studie zufolge zu selten elektrisch. Ihr Öko-Versprechen können sie dadurch nicht halten.

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Plug-in-Hybride sind in der deutschen Zulassungsstatistik aktuell erfolgreicher als reine Elektroautos. Für das Klima ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht, wie nun das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (ISI) und das International Council on Clean Transportation (ICCT) in einer europaweiten Studie ermittelt haben. Denn in der Realität verbrauchen sie deutlich mehr Sprit als auf dem Papier.

Vor allem als Dienstwagen sind die Plug-in-Hybride beliebt. Denn außer vom Umweltbonus profitieren Fahrer auch von einer verminderten Steuerbelastung. Umweltschützer kritisieren die starke Förderung des Antriebs-Mixes aus E-Motor und Verbrenner daher schon seit längerem. Die nun vorgelegten Ergebnisse auf Basis von über 100.000 realen Verbrauchsmessungen im Straßenverkehr belegen die Zweifel an der Umweltfreundlichkeit des Konzepts.

Bei Dienstwagen liegen Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß demnach drei- bis viermal höher als im NEFZ-Prüfzyklus. Auch wenn die strengeren WLTP-Werte zugrunde gelegt werden, ändert sich daran kaum etwas. Zu den Gründen für die hohe Abweichung zählt offenbar die mangelnde Ladedisziplin der Nutzer: Im Europa-Schnitt legten Dienstwagenfahrer nur 20 Prozent ihrer Wege im reinen Elektro-Betrieb zurück, in Deutschland sind es sogar nur 18 Prozent.

Skeptiker der Plug-in-Hybrid-Förderung hatten schon länger befürchtet, dass Dienstwagenfahrer aus Bequemlichkeit auf das Laden verzichten. Neben dem Komfort-Aspekt dürften aus Sicht der Fahrer auch Kostenüberlegungen eine Rolle spielen, denn dank Tankkarte ist das Befüllen des Autos mit Diesel oder Benzin für sie in der Regel umsonst, wohingegen das häusliche Laden oder das Stromzapfen an der Ladesäule häufig mit persönlichen Kosten verbunden ist.

Bei Privatnutzern sieht die Situation aber nicht unbedingt besser aus. Auch deren Fahrzeuge verbrauchen immer noch doppelt so viel wie offiziell angegeben. Der Anteil elektrisch gefahrener Kilometer liegt europaweit bei 37 Prozent, für Deutschland fällt der Wert mit 43 Prozent etwas höher aus.

Studie schlägt technische Maßnahmen vor

Um das bisher nur theoretische Sparpotenzial der Plug-in-Hybride zu realisieren, schlägt die Studie unter anderem technische Maßnahmen vor. Zum einen eine Erhöhung der Elektro-Reichweite von derzeit rund 50 auf 100 Kilometer, zum anderen eine Drosselung des Verbrennungsmotors. Beide Maßnahmen würden den Ergebnissen der Untersuchung zufolge für eine Verringerung des CO2-Ausstoßes bei einem einzelnen Fahrzeug sorgen. Zudem spricht sich das ICCT dafür aus, künftig nur noch solchen Modellen eine Förderung zukommen zu lassen.

Plug-in-Hybride mussten sich zuletzt zunehmende Kritik gefallen lassen. Unter anderem hat kürzlich auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die zu hohen Realverbräuche kritisiert. Für die Autohersteller sind die Teilzeit-Stromer aber ein wichtiges Werkzeug zum Erreichen ihrer CO2-Grenzwerte und somit zur Vermeidung empfindlicher Strafzahlungen. Um die Öko-Bilanz ihrer Modelle zu verbessern, werden aktuell die elektrischen Reichweiten stark erhöht – nicht nur, weil das dem Realverbrauch hilft, sondern auch weil das Vorteile beim Normverbrauch bietet, auf dessen Basis eventuelle Strafzahlungen berechnet werden. Parallel dazu versuchen die Hersteller, ihre Kunden zu mehr Ladedisziplin zu erziehen – etwa mit Hilfe von Bonusprogrammen für regelmäßige Strom-Nutzer. (SP-X)

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KOMMENTARE


MEF

28.09.2020 - 18:31 Uhr

Ein Motorenkonzept, bei dem man alle 40 km laden muss, durch einen zu kleinen Benzintank max. 300 km auf der Autobahn fahren kann (dann Benzin tanken und aufgrund eines zu kleinen Ladegeräts ca. 1 Stunde noch mal an der Ladesäule lädt), viel Gewicht mit sich rumschleppt, die Nachteile des Verbrennerservice (Ölwechsel, etc.) mit sich zieht und vollgepropft mit Bauteilen ist. Alles nur wegen der "Reichweitenangst"?


Beobachter

28.09.2020 - 19:00 Uhr

E-Förderung kassieren, schön die 0,5% Dienstwagenversteuerung mitnehmen, ein „reines Öko-Gewissen“ haben, auf E-Ladeplätzen umsonst parken (ohne zu laden, denn Ladenot gibt‘s ja nicht), dafür die Ladeplätze für echte E-Autos mit Ladenot blockieren, aber dafür etliche Kilo unbenutztes „Altmetall“ mit dem Verbrennerantrieb und mehr CO2-Ausstoß spazierenfahren. Na, das Konzept ist ja voll aufgegangen. Schön eingeseift von der Lobby, lieber Verkehrsminister, oh Verzeihung: lieber Erfüllungsgehilfe.War ja auch gar nicht vorauszusehen!


Jogewi

29.09.2020 - 07:10 Uhr

Nun wird gegen die PhEvs gehetzt und wenn man dann liest, wird klar, dass der Mann/Frau am Steuer das Problem ist. Es ist klar, dass die Plug-ins für Viel- und Langstreckenfahrer nicht die Lösung sind. Hier liegt es auch in der Verantwortung der Unternehmen und des Vertriebs, richtig zu steuern und sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden. Mein Outlander fährt im Alltag fast immer mit Strom, nur wenn es auf längere Strecken oder in den Urlaub geht, ist das anders. Nicht das Konzept ist das Problem. Jetzt pauschal eine Rückführung der Förderung zu fordern, ist denjenigen, die bewusst das Konzept nutzen, eine Unverschämtheit.


Haldimann

29.09.2020 - 08:24 Uhr

Sind wir einmal ganz ehrlich, wer lädt sein Fahrzeug, um ca. 30 bis 40 km elektrisch zu fahren? Entweder man geht auf einen Vollhybrid oder auf ein reines Elektrofahrzeug mit einer gewissen Reichweite.


Martin Gäde

29.09.2020 - 08:24 Uhr

Ich fahre einen Hybrid. Da ich in einer Mietwohnung lebe, kommt das häusliche Laden schon mal nicht in Frage. Im Umkreis von 500 Metern gibt es zwei Ladestellen. Dort darf ich bis zu zwei Stunden laden. Um die Batterie voll zu laden, benötigt mein Hybrid 5 bis 6 Stunden. Ich müsste also alle 2 Stunden los und mir eine neue Ladestelle suchen ... Findet den Fehler. Natürlich war mir das beim Kauf des Wagens bewusst. Aber die Anreize waren sehr stark! Der nächste Knüller: Wenn ich in der Stadt fahre, rein Verbrenner, wird die Batterie schneller geladen als wenn ich auf der Autobahn, rein mit Verbrenner, fahre! Kein Hybrid mehr.


bonaquamichel

29.09.2020 - 09:03 Uhr

Für diese Erkenntnis hätte es keine Studie gebraucht. Hier werden mal wieder die deutschen Automobilhersteller gestützt, während andere leer ausgehen. Oder warum wird ein Vollhybrid (wie ihn z. B. Toyota seit Jahren baut), welcher nicht an der Dose aufgeladen werden muss und trotzdem Spirt und Schadstoffe einspart, nicht gefördert? Die staatliche Förderung von diversen angeblich umweltfreundlichen Antriebssystemen ist eh ein Witz und gehört abgeschafft (das ist natürlich nur meine Meinung).


Annotator

29.09.2020 - 10:15 Uhr

Langsam kommt die Wahrheit ans Licht oder das Licht wird andern wahrgenommen.


Karl

29.09.2020 - 11:03 Uhr

Ich hatte ein Jahr lang einen großen Kombi als Hybrid. Der Durchschnittsverbrauch lag bei 40.000 km p.a. bei ca. 10 l Super, obwohl ich jeden Tag 2x geladen habe. Jetzt fahre ich wieder einen neuen Diesel, mit ca. 7 l Durchschnittsverbrauch. Die Studie kann ich nach diesen Erfahrungen nur bestätigen.


Timo

29.09.2020 - 12:50 Uhr

Schon mal dran gedacht, dass durch einen größeren Akku die elektrische Reichweite zwar steigt, das Fahrzeug aber teurer und somit für einen großen Teil der Kunden uninteressant wird? Somit hätten wir weniger Plug-in-Hybride, wieder mehr Verbrenner und somit eine höhere CO2-Belastung.


MV

29.09.2020 - 12:55 Uhr

Plug-in-Hybrid - Fahrstrecke 42 km City und Land bei vorausschauender Fahrweise = 1/4 Tank Benzin im Monat. Wer seinem Außendienst mit Fahrleistungen 50.000 km p.a und höher einen Plug-in hinstellt, ist doof. Fahrzeugeinsatz und Fahrstrecke sind hier entscheidend, nicht die 0,5% und auch keine staatliche Förderung. Ich fahre ja auch keinen Diesel mit einer Fahrleistung von 5.000 km p.a. Ein gewerblicher Kunde von mir fährt: Außendienst mehr als 60.000 km p.a Diesel-Hybrid ohne Förderung, Service innerorts Radius ca. 50 km Plug-in Hybrid. Und der Chef fährt rein elektrisch. Alle Fahrzeuge können im Betrieb geladen werden und das kostenlos. Alle Nutzer haben eine limitierte Tankkarte, die 1 oder 0,5 % Dienstwagenbesteuerung übernimmt der Arbeitgeber. So kann es auch funktionieren. Der Treibstoffverbrauch dieser Firma hat sich übrigens um 45% im ersten Jahr reduziert.


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