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Autogipfel in unsicheren Zeiten: Ziele in Gefahr?

27.11.2023 16:56 Uhr | Lesezeit: 4 min
Ladeinfrastruktur TV
Die meisten E-Autos sind noch viel zu teuer.
© Foto: Adobe Stock/Wellnhofer Designs

Mit Ökostrom fahren statt Benzin oder Diesel zu verbrennen – das soll den CO2-Ausstoß des Verkehrs deutlich senken. Doch ein Ziel der Bundesregierung wackelt. Und die Haushaltskrise sorgt für Unsicherheit.

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Bei einem Autogipfel im Kanzleramt haben Bundesregierung und Industrie einen Schulterschluss beim Ausbau der Elektromobilität gesucht. Um diesen voranzutreiben, müssten die Anschaffungskosten von E-Autos gesenkt werden – darin seien sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig gewesen, teilte der Sprecher der Bundesregierung am Montag mit. Vollelektrische Pkw könnten maßgeblich zur Emissionsminderung und Dekarbonisierung im Verkehrsbereich beitragen.

An dem zweiten Spitzengespräch der "Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft" nahmen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und mehrere Bundesminister teil sowie Vertreter von Herstellern und Zulieferern, Gewerkschaften und Betriebsräten und aus der Energiebranche.

Ziel der Bundesregierung wackelt

Bis 2030 sollen 15 Millionen E-Fahrzeuge auf den Straßen fahren, so lautet das Ziel der Bundesregierung. Der Ausbau der Elektromobilität gilt als wichtiger Beitrag, um Klimaziele zu erreichen – der Verkehrssektor ist ein Sorgenkind. Anfang November lag der Bestand reiner E-Autos nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) bei etwa 1,3 Millionen.

Aus Sicht des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wird das 15 Millionen-Ziel nach aktuellen Prognosen weit verfehlt. Experten gingen von sieben und zehn Millionen E-Autos aus. "Ein Weiter-so ist keine Option", sagte BDEW-Präsidentin Marie-Luise Wolff. VDA-Präsidentin Hildegard Müller nannte das Ziel "sehr ambitioniert". Die Autoindustrie unterstütze jedoch ausdrücklich die E-Mobilität als "zentrale Technologie" auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität.

Die Vorsitzende der Gewerkschaft IG Metall, Christiane Benner, nannte die aktuelle Situation der Elektromobilität "absolut nicht zufriedenstellend". Sie sprach von einem stockenden Hochlauf auf dem deutschen Markt und schlechten Rahmenbedingungen.

Preise für E-Autos sollen sinken

Die Bundesregierung hatte schon vor dem Gipfel deutlich gemacht, dass E-Fahrzeuge konkurrenzfähig sein und den Durchbruch auf dem Markt schaffen sollten. Im Blick stehen dafür auch die Reichweiten und günstigere Preise.

"Die Automobilhersteller müssen sich jetzt ohne Verzögerung daran machen, dass es für die breite Masse erschwingliche Elektroautos aus Deutschland gibt", sagte Benner. "Die individuelle Mobilität der nahen Zukunft muss für alle bezahlbar sein. Das wäre auch ein wesentlicher und notwendiger Schub für die Arbeitsplätze in der deutschen Automobilindustrie."

Viele hielten sich bei E-Autos noch zurück, erläuterte der ADAC. "Unsicherheiten über schwankende Strompreise, kaum bezahlbare Fahrzeuge, lange Lieferzeiten und teils fehlende Lademöglichkeiten tragen dazu bei." In Deutschland bekomme die Kundschaft nur drei Modelle für weniger als 30.000 Euro, kritisierte der Club, der Millionen Autofahrer vertritt. Das stört auch den ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland. Die deutschen Hersteller müssten mehr kleine E-Autos anbieten, verlangte er.

Der Sprecher der Bundesregierung teilte nach dem Gipfel mit, es sollten das Informationsangebot für Käuferinnen und Käufern verbessert und die Modellbreite erhöht werden. So seien elektrische Pkw über den gesamten Lebenszyklus bereits heute günstiger, als vergleichbare Verbrenner-Modelle.

Gipfel in Zeiten der Haushaltkrise

Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts klafft eine große Lücke in den Finanzen des Bundes. Das Gericht hatte eine Umwidmung von Corona-Krediten von 60 Milliarden Euro aus dem Haushalt 2021 in den Klima- und Transformationsfonds für nichtig erklärt. Aus diesem Sondertopf werden viele Programme für den klimagerechten Umbau der Wirtschaft finanziert – auch die Weiterentwicklung der Elektromobilität und der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Möglich sind nun Kürzungen bei Förderprogrammen. Das könnte den Ausbau der E-Mobilität bremsen. Deutlich bemerkbar gemacht hat sich bereits, dass von September an nur noch Privatpersonen eine staatliche Förderung für den Kauf eines Elektroautos beantragen können.

Beim Gipfel betonten die Teilnehmer laut Bundesregierung mit Blick auf den Aufbau von Halbleiter- und Batterie-Produktionskapazitäten, wie wichtig angekündigte Großinvestitionen seien. VDA-Präsidentin Müller sagte, die Autoindustrie brauche Klarheit in Bezug auf bereits erfolgte industriepolitische Zusagen.

Ausbau des Ladenetzes

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) begrüßte das klare Bekenntnis der Automobilindustrie, auch selbst in Ladeinfrastruktur zu investieren – dies sei beim Autogipfel bekräftigt worden. Die Transformation könne nur gemeinsam gelingen. Die Energiewirtschaft habe bisher 80 Prozent der Ladeinfrastruktur in Deutschland gebaut. Deutschland sei beim Ausbau in den vergangenen zwei Jahren sehr gut vorangekommen. "Die Ausbaudynamik muss trotzdem weiter gesteigert werden, insbesondere im Bereich der Kommunen", so Wissing. Die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur in den Städten nehme zu langsam zu. Hier müsse mehr getan werden.

VDA-Präsidentin Müller sagte, das Angebot und die Produktion von Fahrzeugen würden bis zum Jahr 2030 nicht der mögliche Engpass zur Erreichung des 15-Millionen-Ziels sein – sondern es seien ganz wesentlich auch die Ladeinfrastruktur und die Nutzungskosten, vor allem der Strompreis. Opel-Chef Florian Huettl sagte der "Augsburger Allgemeinen": "Um das Ziel der Bundesregierung von einer Million öffentlich zugänglichen Ladepunkten bis 2030 zu erreichen, brauchen wir zehnmal mehr neue Ladepunkte."

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KOMMENTARE


Autohaus Blender GmbH

27.11.2023 - 18:27 Uhr

Ein Autogipfel ohne das Kfz-Gewerbe ist kein Autogipfel. Wenn Hersteller hier beispielsweise Ladinfrastruktur versprechen - meinen Sie - das Drücken wir doch als Standard auf unsere Vertragspartner ab. Wenn man Gewerkschaften am Tisch hat braucht es auch das Kfz-Gewerbe. Also kann man zur Vertrauenskrise in das Kanzleramt auch alle 48000 Beschäftigte im Kfz-Gewerbe gerne mitzählen.


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