Am 26. Oktober gab GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmusen zusammen mit dem GDV-Ausschuss-Vorsitzenden und LVM-Kompositvorstand Heinz Gressel sowie Dr. Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik (AZT) die im Rahmen einer Studie eruierten Ergebnisse bekannt. Konkret ging es um die Instandsetzungskosten von Elektroautos, welche in der Schadenpraxis "um bis zu 35 Prozent höher ausfallen als für vergleichbare Verbrenner".
"Komplexität stark reduziert"
Stellvertretend für den BVdP reagierte Vorstand Peter Vogel vor kurzem auf die zahlreichen Publikationen zu diesem Thema in den Medien und kritisierte seinerseits, dass "die Komplexität des Themas stark reduziert und in der Gesamtschau leider einen irreführenden Eindruck" hinterlassen habe.
Eingangs seiner Ausführungen betrachtet Vogel zunächst die allgemeine Schadenhäufigkeit: Als "sehr positiv" wertet er dabei, "dass der Wandel zur E-Mobilität zu einer deutlich sichereren Gesamtsituation auf deutschen Straßen und damit auch zu weniger Personenschäden und Todesfällen führt". Der Rückgang sowohl bei Haftpflichtschaden (5-10 %), als auch "im Teil-/Kaskofall um bis zu 20 %" sei "allein bereits absolut erfreulich" und man könne davon ausgehen, "dass dies mittelfristig auch den ,Kollateralnutzen‘ entsprechender Kostenerleichterung im Bereich Ersatzleistungen für Personenschäden zur Folge haben werde.
"Am Anfang steht die Lernkurve, erst später fallende Kosten"
Der GDV verwies in seiner Reparaturkosten-Vergleichsstudie u.a. auch auf den Punkt "Falsches Reparaturhandling". Hierzu wurde Vogel deutlicher: "Wie AZT-Geschäftsführer Christoph Lauterwasser bei der Vorstellung der Studie richtig anmerkt, handelt es sich um eine neue Technologie, die nun in den Werkstätten repariert werden muss (»Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrungen mit Verbrennern, aber nur rund zehn Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen«). Deshalb verwundert es unseres Erachtens auch nicht, dass sich einige Betriebe noch in einer Lernphase befinden und sich die Lerneffekte teilweise erst einstellen müssen, zumal das Thema E-Mobilität oftmals nicht faktenbasiert, sondern gesellschaftlich hoch emotional diskutiert wird. Auch das kann Werkstätten verunsichern. Wir beobachten gerade einen temporären Effekt, denn wenn die Lernkurve nach oben geht, gehen die Kosten runter."
"BVdP-Betriebe marktführend bei neuen Antriebstechniken"
Vogel untermauert seine Feststellung damit, dass sowohl die Betriebe selbst, als auch die beiden Branchenverbände ZKF und BVdP "bereits im vergangenen Jahr in einer konzertierten Aktion das Gütesiegel ,E-Mobilität-Fachbetrieb' ins Leben gerufen" haben, das reparierenden Werkstätten ebenso wie gewerblichen und privaten Kunden "Handlungs- und Qualitätssicherheit" gebe. Ein Großteil der Reparaturfachbetriebe, die im BVdP organisiert sind, dürfen seinen Worten zufolge "ruhigen Gewissens als marktführend bei der Reparatur neuer Antriebstechniken gelten".
"Investitionen müssen über SVS gedeckt sein"
Dass in der Studie außerdem lange Standzeiten und hohe Stundenverrechnungssätze in den Werkstätten für Arbeiten an E-Autos bemängelt wurden, veranlaßt BVdP-Vorstand Vogel zu der Feststellung: "Wer elektrisch betriebene Fahrzeuge fachgerecht reparieren will, muss erst einmal kräftig investieren: Und zwar in Qualifikation, Equipment, Fläche sowie in neue Prozesse und Skills. Das schlägt sich natürlich auf die Stundenverrechnungssätze nieder und kann nicht Gegenstand von Kritik sein, sondern das ist eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit."
Viel "spannender" sei aus Sicht seines Verbandes, "inwieweit sich aus den vom GDV erhobenen Daten Unterschiede hinsichtlich der Stundenverrechnungssätze zwischen freien K&L-Betrieben, Betrieben aus der Schadensteuerung und herstellergebundenen Betrieben erkennen lassen". Wäre dies möglich, dann ist Vogel überzeugt davon, dass "die Kostentreiber schnell identifiziert sein" dürften.
Bezüglich einer "Lösung" seitens der Versicherer mit Blick darauf, dass Reparaturkosten und auch die Beiträge für die Kfz-Versicherung "in einem vernünftigen Rahmen" blieben, empfiehlt Peter Vogel, "die Schäden dort einzusteuern, wo Expertise, Qualifikation und Prozesse passen, also viele der vom GDV beschriebenen Ursachen für gestiegene Kosten bereits eliminiert sind". Im Klartext bedeute das, "auf die hochqualifizierten Partnerbetriebe aus der Schadensteuerung zurückzugreifen".
"Effizienz statt AW- und Rechnungskürzung!"
Und im Übrigen könne auch die Versicherungswirtschaft selbst für größere Rentabilität sorgen, wenn sie "ihre Hausaufgaben erledigen" und das konsequent umsetzen würde, was sie seit Jahren von den Partnerbetrieben im K&L Geschäft verlange: "Effizienz, digitale Prozesse und schnelle Reaktionszeiten anstelle von Kostenvoranschlägen und Rechnungskürzungen für Kleinteile sowie AW-Kürzungen für Fehlerspeicher auslesen usw., ausgelöst durch Prüfdienstleister." Auch auf diesem Gebiet haben laut Vogel die Partnerbetriebe die gestellten Forderungen "bereits umgesetzt".
In seinem Schlussplädoyer hält Vogel fest: "Wir vom BVdP stehen für das kooperative Schadenmanagement auf Augenhöhe mit klar definierten Parametern und effizienten Prozessen mit geringstmöglichem administrativem Aufwand. Denn nur so können wir gemeinsam den anstehenden Mobilitätswandel als Win-Win-Situation gestalten, ohne dabei die Realität und Entwicklungen unserer Branche zu vernachlässigen." (fi/wkp)