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EuGH-Klage: Österreich will deutsche Pkw-Maut stoppen

12.10.2017 11:14 Uhr
Die deutsche Pkw-Maut wird ein Fall für den EuGH.

Werden Ausländer durch die deutsche Maut benachteiligt? Österreich will das jetzt vor dem EuGH klären lassen. Auch in Berlin nimmt die Debatte wieder Fahrt auf – kommt die Abgabe doch noch ins Wanken?

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Österreich hat nach jahrelangen Protesten Klage gegen die deutsche Pkw-Maut eingereicht. Kurz vor Sondierungen über eine Jamaika-Koalition in Berlin facht dies den Streit über das CSU-Prestigeprojekt neu an. Die Abgabe sei "eine reine Ausländermaut" und diskriminierend, sagte Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) am Donnerstag in Wien zur Begründung für den Gang vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH). Die Niederlande wollen sich anschließen. Dagegen beharrte das Bundesverkehrsministerium auf der Rechtmäßigkeit der Maut. Grüne und SPD forderten den Stopp weiterer Vorbereitungen.

Die EU-Kommission habe sich davor gedrückt, Deutschland die Stirn zu bieten, sagte Leichtfried. Österreich gehe nun voran. Ein von der Regierung in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten bescheinigt gute Aussichten auf einen Erfolg vor Gericht. Hauptkritikpunkt ist, dass nur Inländer für Maut-Zahlungen durch eine niedrigere Kfz-Steuer voll entlastet werden sollen. Die Ankündigung fällt in das Wahlkampffinale in Österreich, das an diesem Sonntag ein neues Parlament wählt.

Die Klage hat keine aufschiebende Wirkung für die für 2019 geplante Einführung der Maut in Deutschland. Dies müsste eigens beantragt und vor Gericht bewilligt werden. Die Niederlande wollen sich der Klage anschließen, wie eine Sprecherin des Verkehrsministeriums nach einem Bericht der Agentur ANP sagte. Abgewartet werden solle aber noch die rechtliche Begründung aus Wien. Auf Tschechien kann Österreich nicht zählen. "Wir haben entschieden, uns der Klage nicht anzuschließen", sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Prag der dpa.

"Die Maut kommt"

Das Bundesverkehrsministerium betonte, die EU-Kommission habe bereits vor Monaten grünes Licht gegeben und ein Verfahren gegen Deutschland eingestellt. "Die Ausschreibungen für das Mautsystem laufen. Die Maut kommt." Nach dem Prinzip "Wer nutzt, der zahlt – und keiner zahlt doppelt" werde Gerechtigkeit auf deutschen Straßen geschaffen. "Daran ändert auch die Klage der österreichischen Regierung nichts."

Mehrere Parteien forderten, weitere Vorbereitungen auszusetzen. "Die Gefahr ist zu groß, dass ansonsten Millionen Steuergelder verbrannt werden", sagte SPD-Fraktionsvize Sören Bartol. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte, eine Entscheidung des EuGH abzuwarten. "Es ist eine große Gefahr, dass Steuergelder verschwendet werden, wenn man jetzt mit der Maut weitermacht." Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer sagte, der Zeitpunkt der Klage möge dem österreichischen Wahlkaf geschuldet sein. "Aber es ist gut, diesen von Union und SPD in Gesetz gegossenen CSU-Unsinn gerichtlich zu überprüfen."

Auf die Frage, ob die Maut bei den kommenden Koalitionsverhandlungen mit Union und FDP eine "rote Linie" sei, sagte Hofreiter, das Thema werde eine Rolle spielen – als eines von vielen. Der Klimaschutz etwa stehe höher auf der Prioritätenliste. FDP-Präsidiumsmitglied Christian Dürr sagte: "Die Klage Österreichs zeigt, dass die Pkw-Maut hochproblematisch ist." Da Berechnungen und wissenschaftliche Studien belegten, dass Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis stünden, lehne seine Partei die Pkw-Maut weiterhin ab. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich im Wahlkampf klar zur Maut-Einführung bekannt.

Das von Österreich angestrebte Verfahren vor dem EuGH dauert im Schnitt rund eineinhalb Jahre. Schätzungen zufolge wären in dem Nachbarland 1,8 Millionen Pendler von der deutschen Maut betroffen. Viele Österreicher in grenznahen Gebieten nutzen täglich die deutsche Autobahn als schnellste Verbindung zwischen den Großräumen Innsbruck und Salzburg. Eine durchgehende innerösterreichische Autobahnverbindung zwischen Salzburg und Tirol gibt es nicht. (dpa)

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KOMMENTARE


Annotator

12.10.2017 - 12:22 Uhr

Ja, Ja die lieben Ösis. Selber bis zu 44 Cent Maut pro Autobahnkilometer verlagen.(Deutschland bis 21,80 Cent/Km). Und dann haben die etwa 1700KM Autobahnen zu unterhalten (Deutschland etwa 13000KM).Noch Fragen?


Walter Schiel

12.10.2017 - 18:09 Uhr

Das ganze Mautprojekt war von Anfang an eine bayrische Schnapsidee. Nur weil sich einige grenznahe Bayern über kleine grenznahe österreichische Autobahnabschnitte ärgern, soll ganz Deutschland Millionen von Steuergeldern verbrennen. Nordrhein-Westfalen mit 17 Millionen Einwohnern z.B. hat einen sehr intensiven Austausch mit Holland (ebenfalls 17 Mio). Das ganze Rheinland fährt an die holländische See in Urlaub und die Holländer fahren nach Deutschland einkaufen, Skifahren, Weihnachtsmarkt besuchen und ebenfalls in Urlaub. Sollen diese vielen Millionen nun alle eine völlig überflüssige Maut bezahlen, also auch die Deutschen in Holland? Nur weil Herrn Seehofer ein kleiner Grenzverkehr in Bayern stört? Das darf nicht wahr sein!


HGS

12.10.2017 - 18:17 Uhr

Gut so,denn diese unsägliche Seehofer-Dobrindt Maut braucht kein Mensch und in der GROKO ist doch die Kanzlerin und die SPD bei der Abstimmungsfrage eingeknickt!Nun zu den Österreichern:1. Klasse, das sie die Klage erheben und hier die Stirn zeigen bzgl. Ungleichheiten,2. deren Bevölkerung ist nur knapp 11 % der deutschen Bevölkerung, daher gibt es auch viel weniger österreichische Kraftfahrer die im eigenen Land KFZ Steuer (höher als bei uns!!) UND Maut bezahlen müssen,3. schauen wir uns einfach die Topographie in Österreich zur der in Deutschland an, wird jeder feststellen das dort jeder Autobahnkilometer um Einiges aufwendiger herzustellen ist als bei uns.Noch Fragen?


Carajan

12.10.2017 - 19:53 Uhr

Ich kann die Diskussion um die Maut gar nicht verstehen! Warum zahlen nicht in Zukunft alle Nutzer einen angemessenen Beitrag (Maut). Schließlich wollen wir doch alle bessere Verkehrswege. Ein Betrag von 50 € im Jahr wird doch keinen umbringen, selbst wenn die Kfz Steuer nicht wegfällt.


Lutz

13.10.2017 - 08:09 Uhr

Wie sagte doch schon Helmut Kohl: " Lass die Hunde bellen, die Karavane zieht weiter"!


d.damrich

13.10.2017 - 09:04 Uhr

Ich möchte auch keine Maut!Aber wenn schon eine Maut sein muss, dann eine einfache Autobahn-Maut, für all diejenigen, welche auf den Autobahnen fahren.Der deutsche Versuch, mit der sog "Infrastrukturabgabe" alle deutsche Autofahrer zu "erfassen", um sie dann gleichzeizig wieder um diesen Betrag von der Kfz-Steuer zu entlasten, ist nicht Europa-konform, denn es ist eine Auslander-Maut!So wie jetzt geplant bzw. beschlossen, ist sie super kompliziert und somit in der Umsetzung sehr teuer. Binnen Kurzem wird das jetzige Modell dennoch zu einer zusätzlichen Belastung auch der deutsche Autofahrer führen!Somit hoffe ich sehr, dass die Östreicher Erfolg haben, dieses jetzige Kostrukt zu stürzen!


Michael Martin

13.10.2017 - 13:09 Uhr

@AnnotatorSind Sie etwa auch einer von denen, die nicht wissen, dass auch die Österreichischen Staatsbürger eine Vignette kaufen müssen, wenn sie die österreichische Autobahn benutzen wollen? Und um einer eventuellen Frage vorzubeugen: Nein, die Österreicher bekommen diese Vignette auch nicht günstiger.


Annotator

13.10.2017 - 15:44 Uhr

Mein lieber Martin, wo steht denn in meinem Kommentar dass die Österreicher keine Maut bezahlen oder Sie verbilligt bekommen? Erst denken dann schreiben.


Gue

16.10.2017 - 20:08 Uhr

Hallo Annotator, typischer Fall von keiner Ahnung - wer sagt dir den das in Österreich 44 Cent pro KM zu bezahlen sind? Nur zur Info - in Österreich gibt es nur bei LKW eine KM-abhängige Maut (ist übrigens auch in DE so-komisch nicht war) , für PKW nur zeitliche Benutzungsentgelte. Übrigens auch Österreicher zahlen exakt so viel wie eine Deutscher, Italiener, Niederländer usw. - also nix mit billiger.Und nur nebenbei mal erwähnt - vermutlich zahlt keiner gern eine Maut, aber die von Seehofers beschlossene Maut (Dorbrind kann man in diesem Falle vergessen - dieser mach ja sowieso nur was sein Herrchen sagt) ist ja sowieso nur ist rein populistisch zu betrachten. Was er davon hat wird er ja beim nächsten Parteitag mitbekommen. Bedauerlicherweise kommt er nun aus diesem Debakel nicht mehr so einfach raus. Aber egal, aufgrund der populistischen Ausländermaut eines zukünftigen Rentners wird das Thema einer Europaweiten PKW Maut Fahrt aufnehmen und sicherlich zu unser aller "Wohl" schlussendlich auch eingeführt werden - dies selbstverständlich nur um uns Bürger und Wähler (sorry - Melkkühe habe ich vergessen) die Mautabrechnung zu vereinfachen - Danke Horst. PS: hätte ich fast vergessen: was ist den eigentlich der Stand des Schiedsgerichtes zwischen Daimler,Telekom und Dobrinds Verkehrsministerium bezüglich der paar Milliarden Euro Toll - Collect LKW Maut? Da wird doch erst seit 11 oder 12 Jahren hinter verschlossenen Türen diskudiert, oder hat es schon ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk gegeben?


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