Die frohe Botschaft für die Autobranche im Regierungsprogramm der nahenden großen Koalition versteckt sich auf Seite 20. Union und SPD wollen über die staatliche Förderbank KfW mit Billigkrediten die Verkäufe umweltfreundlicher Autos ankurbeln und damit "insbesondere auch Elektrofahrzeuge fördern" – Staatsknete also für die nur schleppend anlaufende Elektromobilität. Details wie den Zinssatz oder die maximale Förderhöhe nennt der Koalitionsvertrag jedoch nicht. Und schon werden auch erste Zweifel an den Plänen laut.
Wer sich in der Branche zu der Frage umhört, ob mögliche KfW-Kredite für eine Initialzündung sorgen könnten, landet schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen. "Ob das aber wirklich mehr Verbraucher zum Kauf eines E-Autos motiviert, bleibt abzuwarten, denn der Anschaffungspreis ist und bleibt hoch", sagt Branchenkenner Peter Fuß von der Unternehmensberatung Ernst & Young (E&Y).
Autoexperte Rainer Meckes vom Bonner Beratungsunternehmen Simon-Kucher stimmt ihm zu. "Da kann auch eine kleine Unterstützung beim Kredit die Differenz nicht ausgleichen", sagt er. "Die laufenden Nutzungskosten sind dann zwar kleiner, aber es gibt große Unsicherheiten bei den übrigen Kosten: Das Risiko einer defekten Batterie, sonstige Wartungs- und Betriebskosten, und auch beim Wiederverkaufswert gibt es noch keine echten Erfahrungswerte."
Wunsch und Wirklichkeit
Das bisherige politische Ziel: Bis zum Jahr 2020 sollen auf Deutschlands Straßen eine Million Autos unterwegs sein, die sich entweder komplett oder als Hybridmotor mit einem Stecker aufladen lassen. Die bisherige Bilanz: Laut Kraftfahrt-Bundesamt gab es Anfang 2013 gerade einmal 7.114 reine Elektroautos hierzulande. Bei den Hybriden waren aber immerhin schon rund 65.000 unterwegs.
Preisstratege Meckes stellt die oft große Zustimmung für E-Autos in Umfragen infrage: "Es tatsächlich aber auch zu machen, ist etwas ganz Anderes." Killerkriterien seien für viele potenzielle Käufer "Stromversorgung beziehungsweise Aufladezeit, Reichweite, Preis".
Und selbst Hybridmotoren werden auf Dauer noch mehr kosten. "Elektromobilität wird es nie ohne Aufpreis gegenüber konventionellen Antrieben geben", sagt Daimlers Entwicklungsvorstand Thomas Weber. Und: "Selbst bei einem noch so guten Image ist ein Kunde nur bedingt bereit, einen Aufpreis von 2.000 bis 3.000 Euro für ein Hybridfahrzeug zu zahlen."