Die Anbieter von Bioethanol fordern die Mineralölwirtschaft auf, dem umstrittenen Kraftstoff E10 eine faire Chance zu geben. "Autofahrer müssen besser informiert werden – und zwar direkt dort, wo sie tanken", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe), Dietrich Klein, am Mittwoch auf der Automesse IAA in Frankfurt. Viele Verbraucher stünden E10 nach wie vor skeptisch gegenüber – zu Unrecht und vor allem wegen mangelnder Aufklärung, meinte Dietrich.
Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Verbands ergab im Juli, dass drei Viertel der deutschen Autofahrer mit Benziner-Motoren seit Einführung des Biosprits im Februar noch kein E10 getankt haben. Aus dieser Gruppe nannten fast alle Befragten die Sorge vor Motorschäden als Grund dafür, das Bioethanol nicht auszuprobieren. Dabei vertrügen lediglich sieben Prozent der Autos kein E10, betonte Dietrich.
"Bis E10 eine Standardsorte an den Tankstellen werden kann, dürfte es noch zwei bis drei Jahre dauern", räumte der Verbandschef ein. Die Nachfrage sei aber auch deshalb so verhalten, weil im Sommer erst etwa die Hälfte der knapp 15.000 deutschen Tankstellen E10 angeboten habe. Bei der Nutzung gibt es laut der Umfrage unter 1.000 Autofahrern zudem Unterschiede zwischen Süd- und Ostdeutschland (relative Offenheit) auf der einen sowie dem Norden und Westen der Bundesrepublik (stärkere Skepsis) auf der anderen Seite. Auch besser gebildete Autofahrer zeigten ein stärkeres Interesse an E10.
Während Dietrich den Mineralölwirtschaftsverband für dessen Darstellung von Biokraftstoffen als "Utopie" scharf attackierte, lobte er die Bereitschaft von Aral, die Verbraucher mehr über das Thema E10 zu informieren. Der Chef des Mineralölkonzerns Shell, Peter Voser, will den Biosprit in Deutschland ungeachtet des schleppenden Absatzes nicht aufgeben: "Politik, Unternehmen, Verbände und Autohersteller sollten alles daran setzen, E10 gesellschaftsfähig zu machen." (dpa)