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Pkw-Maut: Betreiber-Verträge werden Fall fürs Gericht

15.07.2019 07:18 Uhr
Wird die Pkw-Maut zum Millionen-Grab?
© Foto: picture alliance/dpa

Nach dem Aus für die Pkw-Maut ist die große Frage, was das die Steuerzahler kostet - und wer schuld ist. Ein Grüner zieht dafür sogar vor Gericht. Derweil kommt ein neuer Vorschlag für eine Öko-Maut auf den Tisch. Was hält das Umweltministerium davon?

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Die Verträge zur gescheiterten Pkw-Maut werden zum Fall für die Justiz. Der Grünen-Politiker Stephan Kühn will vor Gericht erzwingen, dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die Verträge mit den eigentlich vorgesehenen Betreibern offenlegen muss. Scheuer weigere sich seit sechs Monaten, die Verträge mit den Unternehmen Kapsch und Eventim offen zu legen, sagte der Bundestagsabgeordnete der 'Rheinischen Post'. Er habe Klage eingereicht, "damit diese Hinhalte-Taktik ein Ende findet". Einem Vorstoß für eine neue Umwelt-Maut erteilte der Bund am Montag eine klare Absage.

Scheuer steht unter Druck, weil er die Maut-Verträge schon Ende 2018 abgeschlossen hat, als noch keine Rechtssicherheit bestand. Im Juni kippte der Europäische Gerichtshof (EuGH) die Pkw-Maut in ihrer geplanten Form, Scheuer kündigte umgehend die Verträge. Sollten die Betreiber Schadenersatz für bereits erbrachte Investitionen und Leitungen fordern, könnte es ein Schiedsverfahren geben.

Kühn hatte bereits im Januar nach dem Informationsfreiheitsgesetz beantragt, dass Scheuer die Verträge herausgibt. Darüber habe das Ministerium bis heute nicht entschieden, erklärte sein Büro am Montag. Nun habe Kühn am Verwaltungsgericht Berlin darauf geklagt, dass eine Entscheidung her müsse - und will erneut klagen, falls das Ministerium seiner Forderung nicht nachkommt.

Vertragsoffenlegung abgelehnt

Die Verträge mit Kapsch und CTS Eventim hat Scheuer den Abgeordneten zum vertraulichen Lesen in der Geheimschutzstelle des Bundestags zur Verfügung gestellt. Sie dürfen aber nicht öffentlich darüber sprechen. Das Ministerium stehe für "Transparenz und Klarheit", sagte eine Sprecherin. Gutachten zur Maut seien an den Verkehrs- und den Haushaltsausschuss gegangen. Eine Offenlegung der Verträge auf der Homepage des Ministeriums hätten die Maut-Betreiber abgelehnt.

Der Verkehrsausschuss des Bundestags soll am 24. Juli zu einer Sondersitzung zusammenkommen, in der es vor allem um das Scheitern der Pkw-Maut und die Folgen geht. Der EuGH hatte die Maut unter anderem gekippt, weil sie Autofahrer aus dem Ausland benachteilige. Denn Inländer sollten für Mautzahlungen voll über eine geringere Kfz-Steuer entlastet werden.

Der Präsident des Bundesrechnungshofs, Kay Scheller, äußerte nun Sympathie für eine Maut ohne Ausgleich für deutsche Autofahrer: "Die Bundesregierung muss jetzt entscheiden, ob sie die Pkw-Maut auch ohne Kompensation einführen will", sagte Kay Scheller der 'Süddeutschen Zeitung' (Montag). Es gebe dafür "viele gute Gründe", den Verkehr klimafreundlicher zu machen.

Das sieht das Bundesumweltministerium allerdings anders. Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth verwies auf die laufende Debatte darüber, den Ausstoß von Treibhausgasen im Verkehr und beim Heizen über einen CO2-Preis teurer zu machen. Er glaube, dass es da ein Ergebnis geben werde. "Dann braucht man keine Öko-Maut." (dpa)

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KOMMENTARE


Frank Fehling

15.07.2019 - 12:40 Uhr

Lieber Herr Verkehrsminister Andreas Scheuer Sie, Ihre Experten und Juristen haben den Supergau des Jahres abgeschossen. Sie sollten bitte alle Karten offenlegen, ansonsten drohen Ihnen sehr unangenehme Konsequenzen und eventuell auch Ihren Job. In der freien Wirtschaft wären Sie Ihren Posten schon los. Sie haben unwissentlich den Steuerzahler arglistig getäuscht mit dem Vorhaben der PKW-Maut.


Dagobert

16.07.2019 - 11:06 Uhr

Bei manchen Kommentaren fragt man sich wirklich....Herr Fehling, das entscheidende Gutachten hat doch wohl die Zulässigkeit der Mautplanungen bestätigt und der EuGH folgt den Empfehlungen normalerweise. Es konnte also wirklich nicht von einer Ablehnung ausgegangen werden. Somit ist eine politische Entscheidung getroffen worden, die im Gegensatz zu den vorher von der EU-Kommission an Deutschland adressierten Aussagen steht.Und nun stelle ich mir mal vor, es wäre positiv entschieden worden - und es hätten dann keine Verträge vorgelegen. Dann wäre bestimmt das Geschrei riesengroß. "Sie haben unwissentlich den Steuerzahler arglistig getäuscht mit dem Vorhaben der PKW-Maut." - dann hat er den Steuerzahler wissentlich nicht getäuscht und alles gut, oder ;-) Im Übrigen sollte man die Schuld nicht immer so leichtfertig an bestimmten Personen festmachen, so bequem das auch ist. Am Fakt, dass die Maut keine Ausländer benachteiligt, gibt es doch nichts zu deuteln. Warum wird das also von der EU abgelehnt. Schaufensterposten wie für Frau v.d. Leyen werden den Deutschen überlassen, die sich selbst dabei noch der Lächerlichkeit preisgeben und die wirklich entscheidenden Positionen in der EU wie z.B. die EZB gehen an Vertreter, die sich nicht deutsche Interessen vertreten. Und die Österreicher provozieren mit einer diebischen Freude fröhlich weiter. Aber es ist natürlich einfacher, auf Scheuer einzuprügeln. Das verstehe, wer will.


Günter

16.07.2019 - 21:26 Uhr

Hallo Dagobert, Ihre Aussage ist nicht ganz korrekt. Dobrindt hat auf Anweisung des baldigen Rentners Seehofer schon "umhergedocktert" um irgendwie so halbwegs den Anschein zu erwecken, dass diese idiotische Idee bei einem EU Verfahren eventuell durchgehen könnte. Scheuer hat diese "Schnappsidee" weiter betrieben (das muss man sich mal Vorstellen - 2 Verkehrsminister vergeuden ihre Amtszeiten für eine Bierzelt Idee!), und hat, obwohl ein EU Verfahren gelaufen ist, VOR Urteilsverkündung Verträge unterschrieben!Die Urteile fällt immer noch ein Gericht und nicht ein Sachverständiger. Und das zuständige Gericht hat entschieden, das diese Maut nicht dem EU Grundgedanken entspricht und somit nach EU Recht NICHT zulässig ist!Oder sind Gerichtsurteile nur dann gültig wenn Sie ihnen gefallen? Aber macht doch eh nichts. Wird einfach so wie bei der LKW Maut gemacht - man ruft ein Schiedsgericht an und nach 10 bis 15 Jahren, in denen es nie zu einem Verfahren kommen wird, wird vom dann vom zuständigen Verkehrsminister halt wieder ein Weihnachtsgeschenk auf Kosten der Steuerzahler gemacht --> siehe TollCollect (kleiner Hinweis wenn Sie nicht wissen was das ist - einfach mal googl'n). Oder wird es diesmal anders laufen? Natürlich wird Hr. Scheuer versuchen die Verträge mit CTS und Kapsch versuchen anzufechten - vermutlich wegen nicht erbrachten Leistungen. Wird zu hoher Wahrscheinlichkeit jedoch nicht funktionieren. Ist aber auch egal, dauert nur lange aber dann ist Hr. Scheuer ja nicht mehr zuständig . Sein Nachfolger - sorry - der Steuerzahler wird's schon richten.Ach ja, und wenn Sie immer noch der Meinung sind, dass das Gerichtsurteil fehlerhaft ist, überlegen Sie sich mal die Konsequenzen. Alle Länder um Deutschland herum hätten dann ein Gerichtsurteil mit Begründung gehabt, Ihre Maut ebenfalls Ausländertauglich auszulegen - somit wäre das der Startschuss für alle gewesen.


Dagobert

17.07.2019 - 11:46 Uhr

@Günter: Ich habe schon eine Vorstellung, was "Toll Collect" ist, muss ich nicht googeln. Soweit ich in den letzten Wochen vor Urteilsverkündung die Nachrichten interpretieren konnte, stand einem positiven Urteil zugunsten einer Maut auch auf deutschen Strassen nichts im Wege. Dass das Urteil anders ausfiel, war nicht zu erwarten. Zu Ihrem Hinweis "Ach ja, und wenn Sie immer noch der Meinung sind, dass das Gerichtsurteil fehlerhaft ist, überlegen Sie sich mal die Konsequenzen. Alle Länder um Deutschland herum hätten dann ein Gerichtsurteil mit Begründung gehabt, Ihre Maut ebenfalls Ausländer tauglich auszulegen - somit wäre das der Startschuss für alle gewesen." In Österreich und Belgien wird der einheimische Autofahrer steuerlich entlastet. Und in folgenden Ländern zahlt der deutsche Autofahrer ebenfalls: Frankreich, Spanien, Italien, Portugal, Irland, Griechenland, Kroatien, Polen, Tschechien, Slowenien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Und so lange sich das mit dem "europäischen Gedanken" verträgt, ist ein deutsche Maut nicht nur verständlich, sondern sogar dringen notwendig. Mit Verlaub, irgendwo muss auch der gesunde Menschenverstand anstatt politisch korrekter Sprechblasen mal greifen.


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