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Merkel zum Maut-Urteil: Deutschland fehlen bis zu 500 Millionen Euro

20.06.2019 09:09 Uhr
Bundeskanzlerin Angela Merkel
© Foto: picture alliance / Christoph Schmidt/dpa

Während Kanzlerin Merkel nach dem Aus für die Pkw-Maut fehlende Einnahmen beklagt, schießen sich die Grünen auf Verkehrsminister Scheuer ein. CDU-Vize Strobl bringt eine Abgabe für alle Autofahrer ins Spiel.

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Die Absage des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) an die geplante Pkw-Maut kommt Deutschland nach Einschätzung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teuer zu stehen. Pro Jahr fehlten nach der Entscheidung jetzt zwischen 350 und 500 Millionen Euro an ursprünglich geplanten Maut-Einnahmen, sagte Merkel am Mittwoch bei einem Besuch im niedersächsischen Goslar.

Das Geld hätte in die Verkehrsinfrastruktur gesteckt werden sollen, erklärte die Kanzlerin während einer Diskussion mit Schülern zu verschiedenen politischen Themen in der historischen Kaiserpfalz. Sie verteidigte die vorab in das Projekt investierten Mittel in Millionenhöhe. Bis zuletzt sei die Bundesregierung davon ausgegangen, dass die Pkw-Maut rechtmäßig sei.

Der EuGH hatte die Pkw-Maut am Dienstag für rechtswidrig erklärt. Das Modell war in der vorigen großen Koalition unter der Führung Merkels auf Druck der CSU beschlossen worden.

Grüne: Scheuer soll vor Haushaltsausschuss

Die Grünen kündigten an, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer im Haushaltsausschuss des Bundestags befragen zu wollen. Zudem fordern sie Einsicht in die Verträge mit Betreibern. "Andreas Scheuer muss jetzt aufhören mit der Geheimniskrämerei und dem Bundestag sofort den Vertrag mit Kapsch und Eventim zuleiten", sagte der Grünen-Haushaltsexperte Sven-Christian Kindler der Deutschen Presse-Agentur. Der CSU-Politiker müsse den Finanzpolitikern kommenden Mittwoch erklären, was jetzt auf den Bundeshaushalt an Kosten und Risiken zukomme.

Scheuer hatte bereits am Mittwoch angekündigt, sich im Verkehrsausschuss den Fragen der Abgeordneten zu stellen. Die Grünen kritisieren, dass das Verkehrsministerium schon im vergangenen Jahr dem Mautsystem-Anbieter Kapsch und dem Ticketverkäufer CTS Eventim die Zuschläge für den eigentlich vorgesehenen Betrieb erteilt hatte – vor der abschließenden Klärung juristischer Fragen. Nachdem die Pkw-Maut nun vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) gekippt wurde, könnten Entschädigungen fällig werden.

"Ein Scheitern mit Ansage", sagte Kindler. "Die Hauptverantwortung für dieses Desaster trägt der Verkehrsminister von der CSU, das war seine Entscheidung." Das Ministerium argumentiert, es sei in der Pflicht gewesen, die Pkw-Maut schnell umzusetzen, um die erwarteten Einnahmen für Investitionen in den Verkehr zu sichern. Für Mittwoch kommender Woche haben die Grünen darum gebeten, das Thema im Haushaltsausschuss auf die Tagesordnung zu setzen, und Scheuers Anwesenheit erbeten.

CDU-Vize: "Keine Denkverbote"

Unterdessen sprach sich CDU-Vize Thomas Strobl nach dem Stopp der Pkw-Maut dafür aus, eine zusätzliche Abgabe für Autofahrer nicht zum Tabu zu erklären. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs sei "kein Grund für eine Schockstarre", sagte der Innenminister von Baden-Württemberg der "Bild"-Zeitung (Donnerstag). "Wir sollten das als Chance dafür nutzen, die Finanzierung der Infrastruktur mit klugen klima- und umweltpolitischen Elementen zu verbinden." Auf die Frage nach einer möglichen Einführung einer Pkw-Maut für alle Autofahrer sagte er: "Da darf es aus meiner Sicht keine Denkverbote geben." (dpa)

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KOMMENTARE


Josef Schwab

20.06.2019 - 12:04 Uhr

Mit der Maut sollten doch deutsche Autofahrer nicht weiter belastet werden. Es sollte lediglich ausländische Autofahrer treffen.Diese unausgegorene Idee ist nun gescheitert.Jetzt sollen wohl doch deutsche Autofahrer zusätzlich belastet werden.Dies war ja zu befürchten. Deutsche Autohalter können sich hierfür jetzt bei der CSU bedanken.


Rudi S.

20.06.2019 - 16:56 Uhr

Da hilft nichts. Dieses Projekt wurde von Hr. Scheuer persönlich mit Bravour verbockt. ....und der ist, glaube ich, Mitarbeiter von Frau Merkel. Bin mal gespannt, ob jemand die Konsequenzen zieht oder ziehen muss. Wahrscheinlich nicht. Waren auch nur ein paar lächerliche 100 Mio. € Steuergelder.


A. Justus

20.06.2019 - 19:03 Uhr

Neben der jahreslangen Verschwendung von Millionen Steuergeldern für die Durchsetzung der PKW Maut-Pläne der CSU, außer Acht gelassen wieviel Zeit und nutzlose Energie dies alles kostete, kommen nunmehr noch Regressforderungen der Unternehmen TrafficCom und CTS Eventim vermutlich hinzu, die Ihrerseits auf die bereits abgeschlossenen Verträge verweisen.Nach nur 24 Std. seit dem EuGH Urteil wird schon laut nachgedacht, wie man denAusfall der bereits in die zukünftigen Haushalte einstellen 350 - 500 Millionen Euroeintreibt. Klima-und umweltpolitische Gründe sprechen natürlich jetzt für eine PKW Maut für alle, zusätzlich zur Kfz.-Steuer, welche "leider" nunmehr nicht gegengezeichnet werden kann. Dumm gelaufen, aber alternativlos. Denkverbote, wie uns Steuerzahlern das Geld aus der Tasche gezogen wird, darf es da einfach nicht geben. Welcher Autofahrer kann etwas dagegen einwenden in Zeiten des in der Tat nicht mehr zu leugnenden Klimawandels.Die Verantwortlichen für dieses Millionen teure Maut Desaster auf Steuerzahler Kosten lassen sich weiter mit Dienstwagen chauffieren, maut und steuerfrei für sie persönlich.


Thom

20.06.2019 - 21:43 Uhr

Deutschland schafft sich ab ...die komplette Regierung besteht aus Lobbyisten und/oder Nieten merkt das keiner?Wenn wirkliche eine Maut kommen sollte, warum keine Vignetten?Halb Europa kann das.


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