Ein Auto so ganz im Stil der neuen Zeit. Eine aalglatte Seitenpartie mit versenkten Türgriffen, eine leicht abfallende Motorhaube, die zusammen mit dem nach vorn gewölbten Blech oberhalb des Kühlergrills wie aus einem Guss erscheint. Vier schlanke verglaste LED-Leisten ergänzen den ebenso modernen wie nüchternen Gesamteindruck. Logisch, so sehen nur Elektroautos aus und können als solche auch sofort erkannt werden.
Wobei das mit dem Erkennen nicht so einfach ist. Denn der GV60 stammt von Genesis, einer Marke, die es erst seit zwei Jahren auch bei uns gibt, die deshalb noch kaum einer kennt. Dabei steckt ein vertrauter Riese hinter alledem, gehört der Newcomer doch zum Hyundai-Konzern aus Korea. Der versteht seine Neugründung als Hersteller von hochwertigen Autos, die auch etwas teurer sein dürfen und deshalb etwas Besonderes sein müssen.
Dies gilt auch für ein kompaktes SUV im gefragten Crossover-Look. Der GV60 ist gerade mal 4,52 Meter lang, setzt aber mit einem Preis von 63.200 Euro ein dickes Ausrufezeichen. Hier fährt er in der gleichen Liga wie die etwa gleichgroßen Mercedes EQA, BMW iX1 oder Audi Q4-e-tron. Mit Vollausstattung kann der GV60 sogar gut 85.000 Euro kosten.
Genesis GV60
BildergalerieTechnik, Design und Fahreigenschaften des Fünftürers haben sich nicht verändert. Zwei Motoren, einer je Achse. Im Basis-Modell des GV60 leisten sie vorn 74 kW / 100 PS, hinten 160 kW / 218 kW, was einer Systemleistung von 234 kW / 318 PS entspricht. Die Top-Version Sport Plus (ab 73.100 Euro ohne Extras) bietet die gleiche Leistung wie der GV70 (360 kW / 490 PS), ist aber um 5.800 Euro teurer als der um gut 20 Zentimeter längere Bruder. Eine Hierarchie, die nicht leicht zu verstehen ist.
Wie bisher hat der aktuelle GV60 ein 800-Volt-Bordnetz, eine Batterie mit 77,4 kWh und eine Reichweite von rund 465 Kilometern. Je nach dem Füllstand des eigenen Bankkontos können zahlreiche feine und pfiffige Extras bestellt werden. Diese Ideen machen jetzt das Update des Korea-Stromers noch interessanter. Als laut Genesis einziges Auto weltweit beherrscht der GV60 jetzt die Gesichtserkennung nach Smartphone-Art. Eine kleine Kamera, geschickt versteckt in der B-Säule, spielt die Rolle des Sesam-öffne-dich. Vorher entsprechend programmiert, identifiziert sie den Besitzer und entriegelt die Fahrertür. Im Sitz angekommen, dient der ausgestreckte Zeigefinger als letzte Hürde vor dem Systemstart des E-Motors. Der Zündschlüssel kann daheim in der Schublade bleiben. Diese elektronische "Zugangsberechtigung" kann auch auf andere Familienmitglieder ausgeweitet werden. Statt der Kamera kommt dann eine App zum Einsatz, deren QR-Code ähnlich wie beim Bezahlen mit dem Smartphone vom Auto erkannt wird.
Head-up-Display: Grafische Darstellung in Scheibe
Ein weiteres Detail versteckt sich im Head-up-Display, mit dem Daten und Informationen im Blickfeld des Fahrers in die Windschutzscheibe gespiegelt werden. Das haben schon viele moderne Autos, neu im Genesis ist aber eine weitere Funktion neben Navi-Infos, Anzeige des Tempolimits oder Tacho. Dabei wird das eigene Auto grafisch in der Scheibe dargestellt. Taucht jetzt ein Hintermann im Toten Winkel auf, wird der Fahrer deutlich im Head-up-Display je nach bedrohter Seite gewarnt. Das funktioniert wirksamer als eine blinkende oder flackernde Leuchte im Rückspiegel.
Apropos Rückspiegel. Ebenfalls gegen einen happigen Aufpreis bietet der GV60 zwei kleine Kameras an Stelle der beiden Außenspiegel. Im Gegensatz zum zuerst von Audi eingeführten elektronischen Rückspiegel sind die OLED-Monitore im Genesis leicht schräg im Knick zwischen Seiten- und Frontscheibe montiert. Muss beim Audi der Kopf um fast 60 Grad gedreht werden, reicht jetzt ein leichtes „Schielen“ der Augen, um den Verkehr im Blick zu haben. Droht ein Überholer wird der zusätzlich per Video ins Armaturenbrett "gesendet". Fraglos eine Technik für mehr Sicherheit im Alltag. Fraglich bleibt, ob sie bei den Deutschen ankommt. Die lieben nun mal ihre großen Rückspiegel-Augen.