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Fahrbericht Ssangyong XLV: Tivoli in lang

29.06.2016 12:08 Uhr
Fahrbericht Ssangyong XLV: Tivoli in lang
Die Frontpartie des Ssangyong XLV ist gelungen. Anders das Heck mit seiner geballten Masse an Blech.
© Foto: Ssangyong

Mit einem neuen Modell will Ssangyong endlich im kompakten SUV-Segment punkten. Der 4,44 Meter lange XLV bietet zu günstigen Preisen jede Menge Platz.

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Von Peter Maahn/SP-X

Ssangyong bedeutet wörtlich übersetzt "zwei Drachen". Nach einer alten koreanischen Legende wartete in grauer Vorzeit ein unzertrennliches Pärchen dieser Spezies eine Ewigkeit, bis es in den Drachenhimmel eingelassen wurde und bewies dabei Charakter und Standhaftigkeit. Eigenschaften, die man durchaus aus der gleichnamigen Autofirma zusprechen könnte. Wartet Ssangyong, die Nummer Vier aus Korea, doch schon seit Jahren auf den großen Erfolg in Europa. Der neue, ab 16.990 Euro erhältlich XLV, eine um gut 24 Zentimeter verlängerte Version des im Vorjahr eingeführten Tivoli, muss es jetzt richten. Nach den Vorstellungen der deutschen Ssangyong-Dependance in Kerpen soll der Fünftürer dazu beitragen, den Verkauf auf 4.000 Fahrzeuge jährlich zu steigern.

Die erste Begegnung mit dem hochbeinigen XLV hinterlässt zunächst zwiespältige Gefühle. Zum einen beeindruckt die gelungene Frontparte mit ihrem schmalen Grill, den doppelten Lufteinlässen und den freundlich dreinblickenden Scheinwerferaugen mit LED-Tagfahrlicht. Zum anderen irritieren die dicken Radhaus-Backen um die Hinterachse und das simpel gestaltete Heck mit Verwechslungsgefahr zu anderen Vertretern seiner Art. Die etwas zierlich geratenen Hinterräder verlieren sich in der geballten Masse an Blech, die der Verlängerung des Schwestermodells Tivoli geschuldet ist. Elegant dagegen das sanft abfallende Dach, das ein wenig an den Range Rover Evoque erinnert.

Gediegen bis wertig

Gediegen und je nach gewählter Ausstattung sogar wertig gibt sich die Gestaltung des Innenraums. Viel Klavierlack-Optik lockert den in dieser Preisklasse üblichen nüchternen Hartplastik-Einsatz auf. Dazu klare Instrumente, recht sparsam verteilte Schalter und ein zentraler Sieben-Zoll-Monitor für das von Tom-Tom beigesteuerte Navigationssystem. Alles sorgt für angemessene Behaglichkeit auch auf langen Touren.

Unter der recht kurzen Haube herrscht Bescheidenheit. In unserem Testwagen flüsterte ein nur 1,6 Liter großer Diesel, der schon nach den ersten Metern durch seine Laufruhe ebenso überrascht wie durch seinen spontanen Vorwärtsdrang beim Gasgeben. Laut Papierform liefert das Turboherz nur 85 kW / 115 PS, protzt aber mit einer Durchzugskraft von 300 Newtonmetern. In der Praxis, ob auf Landstraßen oder der Autobahn, erwies sich die Leistung als völlig ausreichend. Beim Mitschwimmen im Verkehr gab sich der Ssangyong keine Blöße. Nur beim Überholen musste die Sechsgang-Automatik, die von Mercedes stammt, recht früh zurückschalten, um den gut 1,5 Tonnen schweren XLV bei Laune zu halten. Dann hörte man aus dem Motorraum auch die Anstrengung, die das Gaspedal dem Triebwerk abverlangte.

Auch wenn aus bekannten Gründen die Verbrauchsangaben stets skeptisch zu bewerten sind, scheint der Ssangyong hier zu den Musterknaben zu zählen. Der offizielle Schnittverbrauch von 6,3 Litern auf 100 Kilometer wurde bei den Touren rund um Madrid bei gelassener Fahrweise nur um gut einen Liter überschritten. Allerdings: Der Test-XLV hatte einen Allradantrieb, der naturgemäß für etwas höheren Durst sorgt. Als reiner Fronttriebler kommt der Asiate auf einen Wert von unter sechs Litern. Vermutlich werden sich aber mehr Kunden den teureren 4x4-Antrieb entscheiden als bei anderen Marken. Schließlich gilt Ssangyong als Allrad-Spezialist. Die zeitgemäße Technik sorgt dank intelligenter Elektronik immer für die richtige Verteilung der Kraft auf die Achsen.

Pfiffige Ablage – auch mit Steckdose

Sportliche Ambitionen sind künftigen Nutzern vermutlich aber ebenso fremd wie Ausflüge ins Gelände. Sie freuen sich über die hohe Sitzposition, den guten Überblick und vor allem über den üppigen Platz, den der Fünfsitzer auch auf den Rücksitzen bietet. Hinzu kommen zahlreiche pfiffige Ablagen, auch mit einer Steckdose für ein Tablet wie das iPad. Sind alle Plätze besetzt, können 720 Liter an Gepäck im Heck verstaut werden. Im Zwei-Personen-Betrieb sind es fast 1.300 Liter, wenn man auf das Mitschleppen eines vollwertigen Reserverads verzichtet. Das alles sind gute Werte für das an sich recht kurze Korea-Mobil. Die Ausstattung ist recht ordentlich. Wer aber alles bestellt, was die Preisliste hergibt, kann den Grundpreis um gut 5.000 Euro hochschrauben. Der feinste XLV knackt dann die 30.000-Euro-Marke.

Nicht viel zu bieten hat der neue Ssangyong bei den derzeit aktuellen Themen: Internet-Vernetzung mit der digitalen Umwelt ist ebenso wenig zu finden wie Assistenzsysteme. Entwicklungschef Soo-Won Lee erklärt: „Wir sind nun mal eine kleine Firma, die alles nach und nach bewältigen muss“. Er versprach aber Nachbesserungen bei kommenden Modellen wie der Neuauflage des großen Rexton Anfang nächsten Jahres.

Ob sich die Marke, die im Jahr gerademal 150.000 Auto baut, mit dem XLV in die Herzen neuer Kunden fahren kann, wird die Zukunft zeigen. Immerhin hat Ssangyong in Deutschland nunmehr bereits 200 Händler. Und die haben auf ein Modell wie dieses kompakte Raumwunder schon lange gewartet.

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