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Toyota C-HR: Einer wie keiner

28.06.2016 10:33 Uhr
Mit dem eigenwillig gestylten C-HR will Toyota in der Klasse der sogenannten Crossover ein Zeichen setzen.
© Foto: Toyota

Hätte Mr. Spock, der im Jahr 2230 geborene Vulkanier vom Raumschiff Enterprise, einen Dienstwagen gesucht, der neue Toyota C-HR wäre wohl erste Wahl gewesen. So futuristisch sah bislang noch kein Serienauto aus.

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Von Peter Maahn/SP-X

Mit dem eigenwillig gestylten C-HR will Toyota in der Klasse der sogenannten Crossover ein Zeichen setzen. Der 4,36 Meter lange Fünftürer mit seiner coupéhaften Form und den Fahreigenschaften einer Kompaktlimousine verfügt zugleich über die Vorteile eines SUV. Er teilt sich die Basis mit dem bekannten Hybrid-Modell Prius, übernimmt auch dessen Antriebstechnik mit einer Kombination aus 1,8-Liter-Benziner (72 kW / 98 PS) und 53kW / 72 PS starkem E-Motor. Der Allradantrieb ist der Version mit 1,2-Liter-Benzinmotor (85 kW / 116 PS) vorbehalten. Die Preise des ab September erhältlichen C-HR stehen noch nicht fest, werden aber bei rund 20.000 Euro beginnen.

Schon auf den Genfer Salon im Frühjahr sorgte die Premiere des C-HR für Aufsehen. Diese Frontpartie zum Beispiel: Riesiger Lufteinlass in Trapezform unter einer hochgezogenen Nase. Darüber ein schmallippiger Kühlergrill mit zwei Scheinwerfergehäusen, die hinten bis in die halbkreisförmigen, ausgestellten Radhäuser ragen, die ihrerseits wiederum über eigene vordere vertikale Kühlöffnungen verfügen. Die Dachlinie steigt bis zur B-Säule rasant an, um ab dann sanft gen Heck abzufallen und in einem steilen Heckfenster unter dem Dachspoiler zu enden. Blickfang von achtern gesehen sind die aufgesetzten Rückleuchten, die die Heckklappe begrenzen.

Schön oder nicht schön, das wird wohl die Frage, die sich Viele bei der ersten Begegnung mit dem Neuling stellen. Wim Iterbeke, der Produktchef für europäische Toyota-Modelle, hat dafür nur ein Lächeln übrig. "Wir wollen provozieren", gibt er freimütig zu, "der C-HR ist auch für Menschen gedacht, die gerne auffallen und sich ein Auto wünschen, was einfach anders aussieht als der Einheitsbrei auf unseren Straßen".  Das Vorhaben scheint gelungen, auch wenn Zweifel bleiben, ob die gewöhnlich recht konservative Kundschaft schon reif ist für so einen Toyota.

Dabei kann Toyota auf Erfahrungen des Rivalen Nissan bauen. Dessen Juke, bei seinem Erscheinen ähnlich skeptisch bis ablehnend bewertet, gehört inzwischen zum normalen Straßenbild. Keiner dreht sich mehr nach ihm um. Da die Japaner jährlich gut 100.000 C-HR in Europa verkaufen wollen, könnte diese Normalität auch den Toyota treffen. Ein direkter Rivale des Juke ist der Neuling allerdings nicht. Er tritt etwa eine Klasse oberhalb an, hat eher den braven Nissan Qashqai im Visier.

In der Klasse einen Trend setzen

Sitzprobe in einem Fotostudio in Mailand. Designer Mehmet-Fatih Kale erklärt seine Formensprache, die geschwungene Seitenlinie mit den vielen Karosseriefalzen, den hochragenden Seitenschweller in mattem Grau, die direkt unter dem Dach angebrachten Griffe für die hinteren Türen. "Wir werden in dieser Klasse einen Trend setzen und einen Ausblick auf die emotionale Ausstrahlung des künftigen Interieurs von Toyota geben", so Kale.

Denn im Innenraum setzt sich das Besondere fort. Ein riesiger Touchscreen-Monitor, der zur Beifahrerseite hin abgeflacht ist, beherrscht das Zentrum der Armaturentafel. Alles ist eingebunden in ein auf Wunsch farbiges Band, das sich von einer Armlehne zur anderen zieht und optisch für Breite sorgt. Zu entdecken sind sehr hochwertig wirkende Materialien wie Piano-Lack, Schalter in Rautenform, gesteppte Nähte an den Sitzen und beleuchtete Dekorelemente. "Wohlfühlklima in einem edlen Innenraum ist nicht mehr der Luxusklasse vorbehalten", sagt Kale mit sichtbarem Stolz auf das Ergebnis seiner Arbeit.

Obwohl nur 4,36 Meter lang, bietet der C-HR überraschend viel Beinfreiheit für die Rücksitzpassagiere. Wollen sich die Hinterbänkler allerdings die Zeit mit Lesen vertreiben, muss eine Lampe zum Einsatz kommen. Wegen der kleinen hinteren Scheiben und der leicht getönten Gläser ist es recht dunkel im Toyota-Fond. Also Augen schließen und der Soundanlage mit neun Lautsprechern inklusive Subwoofer und einer Verstärker-Leistung von 676 Watt lauschen.

Weitgehend vom Prius übernommen

Technisch ist der neue C-HR schnell erklärt. Der Antrieb wurde weitgehend vom Hybrid-Modell Prius übernommen. Wie in der mittlerweile zur Ikone gereiften Limousine sorgt ein 1,8 Liter Benziner mit hohem Wirkungsgrad in Zusammenarbeit mit einem Elektromotor für den Antrieb. Die Gesamtleistung beider Triebwerke summiert sich auf 90 kW / 122 PS. Als Normverbrauch nennt Toyota 3,7 Liter auf 100 Kilometern. Der CO2-Ausstoß soll bei 85 Gramm pro Kilometer liegen. Die Alternative zum Hybrid ist ein aus dem Auris stammender 1,2 Liter Turbobenziner, der 85 kW / 116 PS leistet und 5,7 Liter auf 100 Kilometern verbraucht. Er ist auf Wunsch auch mit Allradantrieb lieferbar. Einen Dieselmotor hat Toyota für sein Lifestyle-Mobil nicht im Angebot.


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KOMMENTARE


Steffen R.

30.06.2016 - 09:18 Uhr

Man muss wohl nicht allzu prophetisch begabt sein, um sagen zu können, dass dieses extrem überfrachtete, polarisierende Design weder in Mitteleuropa noch in Deutschland zu Begeisterungsstürmungen der Toyota-Autohäuser führen wird.Genau wie bei der Toyota-Tochter Lexus führt dieser zweifellos mutige Schritt hierzulande ins Abseits: Extremes Design kommt nicht an, zumal es nicht überwiegend als "schön" empfunden wird. Nach kurzer Zeit hat man sich daran satt gesehen, was bei konservativerem, ruhigerem Design nicht der Fall ist. Das beste Beispiel dafür ist der VW Golf, der seit Jahrzehnten mit unauffälligem, aber dennoch markantem Design und Qualität die Verkaufszahlen anführt. Mag man langweilig finden, aber auch ein Golf 5 sieht heute noch nicht "alt" aus. Drögen Einheitsbrei nennen es die Verfechter des "radikalen Andersdenkens",das Gegenteil davon muss aber nicht zwangsläufig von den meisten als "hässlich" benannt werden. Der C-HR wird genauso ein Nischenauto bleiben wie der Lexus NX, und ganz ehrlich: Das ist auch gut so. Manga-Optik lieben Japaner, Europäer aber nur in kleinen Dosen, nicht derart dick aufgetragen.


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