Seit Opel zum Stellantis-Konzern gehört, ist der deutsche Traditionshersteller für manche Überraschung gut. So haben die Designer ab 2021 das Erscheinungsbild der Modellpalette komplett auf den Kopf gestellt. Weg vom braven Auftritt, hin zu einem futuristisch-kantigen Stil. In diesem Design fährt auch der neue Grandland vor. Der größte SUV der Marke bietet auch technisch Unerwartetes. Denn ein Plug-in-Hybrid markiert unter den Antriebs-Optionen die Speerspitze.
Opel Grandland Plug-in-Hybrid (Fahrbericht)

E-Reichweite für viele Alltagsstrecken
Mit einer Batterie, die 17,9 Kilowattstunden fasst, kann der Grandland Plug-in-Hybrid nach dem Standard-Zyklus WLTP bis zu 87 Kilometer elektrisch fahren. Im Stadtverkehr sind sogar bis zu 101 Kilometer möglich. Das reicht für viele Alltagsstrecken. Und die lassen sich recht flott zurücklegen: Der Elektromotor hat immerhin 92 kW / 125 PS, ist für 140 km/h Spitze gut. Ist der Akku leer oder eine flottere Gangart gefragt, schaltet sich ein 110 kW / 150 PS starker Benziner dazu.
Dann schöpft der SUV mit einer Systemleistung von 143 kW / 195 PS und einem kombinierten Drehmoment von 350 Newtonmetern aus dem Vollen. Für den Standard-Sprint von null auf Tempo 100 vergehen 7,8 Sekunden; bei maximal 220 km/h endet der Vortrieb. Damit bietet der mindestens 40.150 Euro teure Plug-in-Hybrid die besten Fahrleistungen aller Antriebsoptionen. Alternativ gibt es den Grandland als 48-Volt-Hybrid mit 100 kW / 136 PS ab 36.400 Euro oder als reinen Stromer mit 157 kW / 213 PS ab 46.750 Euro.
Dynamisch unterwegs
Bei einer ersten Gelegenheit, den Grandland Plug-in-Hybrid auf Mallorca zu fahren, reichen bereits die Fahrleistungen im elektrischen Betrieb aus, um flott im Verkehr mitzuschwimmen – inklusive Autobahnanteil. Mit fast leerer Batterie werden die Stärken des Hybrid-Konzepts auf einer Küstenstraße deutlich, die sich durch die Berge im Süden der Insel schlängelt. Langsame Lieferwagen oder Radfahrer lassen sich dank der Kraft der zwei Herzen auch auf kurzen Geraden zügig und sicher überholen. Bei durchgetretenem Fahrpedal ist der Vierzylinder dabei akustisch präsent. Im normalen Fahrbetrieb hält er sich dezent zurück.
Bei einer Bergabfahrt gelingt es, die Batterie allein durch Rekuperation für rund acht Kilometer elektrisches Fahren zu laden. Wer vorausschauend unterwegs ist und vor Kurven früh vom Fahrpedal geht, muss kaum selbst bremsen. Der dann als Generator arbeitende elektrische Antrieb verzögert den SUV spürbar. Soll der Ladestand der Batterie gehalten werden – um beispielsweise später in städtischem Gebiet elektrisch fahren zu können – ist ein "Einfrieren" jederzeit per Knopfdruck möglich. Das Hybridmanagement hält dann das Ladelevel.
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Sind sowohl der 55-Liter-Tank als auch die Batterie voll, verfügt der Grandland nach WLTP über eine Reichweite von bis zu 900 Kilometern. Opel hat nach eigenen Angaben bereits eine Effizienzfahrt über 1.115 Kilometer im öffentlichen Straßenverkehr absolviert. Eine Auswertung ergab, dass davon rund 370 Kilometer elektrisch zurückgelegt wurden. Ohne, dass die bei Fahrtantritt volle Batterie noch einmal extern nachgeladen wurde.
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Benziner verbrennt besonders effizient
Zur hohen Reichweite trägt nicht nur die elektrische Energierückgewinnung bei. Auch der in Rüsselsheim neu entwickelte Benziner leistet einen wesentlichen Anteil. Mit komplett entladener Batterie kommt er auf einen Zyklusverbrauch zwischen 6,8 und sieben Litern. Die Ingenieure setzen auf ein effizientes Brennverfahren, den Miller-Zyklus. Toyota nutzt diesen bereits seit 1997 im Prius. Opel kombiniert ihn mit einer Hochdruck-Benzindirekteinspritzung mit 350 bar und einem Turbolader mit variabler Turbinengeometrie. Dieses Aufladekonzept war lange Zeit nur Diesel- oder Hochleistungs-Benzinmotoren vorbehalten. Wegen ihrer hohen Abgastemperaturen galten Aufwand und Kosten bei Benzinern in der Großserienproduktion als undenkbar.
Was Komfort und Ergonomie angeht, kann der Grandland punkten. Seine von der "Aktion Gesunder Rücken" zertifizierten Sitze verfügen vorne serienmäßig über eine patentierte, mittig in der Sitzfläche verlaufende Vertiefung, die den Druck auf das Steißbein verringert. Die gesamte Mittelkonsole inklusive des je nach Variante zehn oder 16 Zoll großen zentralen Displays ist dem Fahrersitz zugeneigt. Optional zum Instrumenten-Display hinter dem Lenkrad ist ein Head-up-Display erhältlich, das die wichtigsten Daten ins Sichtfeld des Fahrers projiziert. Aufpreispflichtig ist ebenso die Sprachteuerung mit der künstlichen Intelligenz ChatGPT, die Dialoge natürlicher macht.
Im Fond kann es eng werden, wenn ausschließlich Erwachsene Platz nehmen. Das ist wenig erstaunlich: Mit einer Länge von nun 4,65 Metern mag der Grandland zwar das größte SUV von Opel sein. Dennoch ist er damit aber so gerade der Kompaktklasse entwachsen. Mit 550 Liter Ladevolumen – bei umgeklappten Rücksitzen sind es bis zu 1.645 Liter – ist bei allen Antriebsvarianten für Gepäck ausreichend Platz.
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