Von Autoflotte-Chefredakteur Michael Blumenstein
Das CLA Coupé ist unbezweifelt der Schönling der Mercedes-Benz A-Baureihe. Den Anfang der vierten Generation machte letztes Jahr das klassische Kurzheck. Die A-Klasse Limousine folgte, jetzt ist mit dem CLA Coupé die zweite Limousine dran und danach kommt noch der Shooting Brake (kombiähnlich).
Warum das Ganze? Weil in den relevanten Märkten wie China und den USA das Stufenheck lebt. Und auch hierzulande wird es wieder beliebter. Es versprüht Luxus und manchmal Eleganz, wie vor allem das Heck des CLA beweist – die Schoki-Seite des Coupés.
Technik vs. Materialgüte
Die Kehrseite der hübschen Medaille: Die Hinterbänkler müssen die Köpfe einziehen. Aber kauft jemand dieses Automobil, um vier Personen zu befördern? So ist vor allem vorn das Platzangebot gut, die Verarbeitung ebenso. Bei der Materialauswahl merken empfindliche Gemüter, dass trotz der Außenlänge von fast 4,70 Metern dieses Coupé nicht der Mittelklasse angehört. Das will Daimler mit Technik wettmachen. Mbux nennt sich die Sprachbedienung, die ziemlich gut funktioniert. Temperatur, Musik, Navigation, Innenbeleuchtung sind nur einige Beispiele, die via Sprache erledigt werden können. Dass vieles mit einer Knopfbedienung schneller erledigt werden kann? Schwamm drüber – will angeblich niemand mehr. Digital ist das neue Allheilmittel. So auch beim imposanten Tacho und Bildschirm nebendran, der jedoch – wie auch Mbux in Gänze – extra bezahlt werden will, aber nicht muss.
Mercedes-Benz CLA (2020)
BildergalerieEbenso kein Muss ist das adaptive Fahrwerk. Vor allem beim kleinen CLA 180d, der mit 115 PS das untere Ende markiert, harmoniert das nicht. Generell ist die Abstimmung in Comfort komfortabel. Das mündet jedoch darin, dass der Aufbau bei längeren Bodenwellen nachschwingt, was bei einigen Mitfahrern Unbehaglichkeit generieren kann. Im Straffmodus ist dann nicht mehr viel mit Komfort – verständlicherweise. Da die Testwagen mit 19-Zoll-Alus bestückt waren, purzelten die großen Räder über kleine Anregungen.
Der Diesel ist perfekt für Sparfreaks. Unter vier Liter sind sicherlich realisierbar. Schnelles Fahren passt sowieso nicht zu ihm. Dann ist er stets bemüht, das Doppelkupplungsgetriebe lässt den Motor höher drehen, als es der Fahrer möchte und er kommt dennoch nicht flink vom Fleck. Besser einen der neu entwickelten Zwei-Liter-Diesel nehmen. Schneller, souveräner, verbrauchsähnlich und sogar bereits Euro 6d-sauber. Die kommen jedoch ein paar Wochen später.
Der Benziner macht das Rennen
Unser Favorit ist der CLA 200 Benziner. Was sich nach zwei Liter Hubraum anfühlt, besitzt etwas mehr als 1,3 Liter und stammt in Grundzügen von Renault, mit denen Daimler seit langem eine Kooperation pflegt. Der Vierzylinder ist bis kurz vor die hohen Drehzahlen sehr laufruhig und die Dämmung hervorragend. Meistens hört man nichts. Mit 163 PS ist meist ausreichend Dampf vorhanden, sodass nach Anlauf 229 km/h machbar sein sollen. Mitverantwortlich fürs Schnelllaufen ist die Aerodynamik. 0,23 lautet der Minimalwert. Damit ist er nicht nur schnell, sondern auch verbrauchsarm. 5,9 Liter angeblich, etwas mehr als sechs sind locker machbar. Hilfe kommt im Teillastbereich von den Zylindern. Röhre drei und vier stehen oft still – selbst wenn der Motor dreht. Insassen merken davon nichts. Eine harmonische Ergänzung stellt das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe dar. 1.760 Euro netto / 2.095 Euro brutto sind sinnvoll ausgegeben.
750.000 CLA und CLA Shooting Brake hat Mercedes von den letzten Modellen verkauft. Dass in der neuen Generation weniger Fahrzeuge das Werk im ungarischen Kecskemét verlassen, darf bezweifelt werden. Vor allem das CLA Coupé gehört wohl zu den schönsten Fahrzeugen, nicht nur in seinem Segment. Keine Ecken, keine Tornadolinie oder sonstige Elemente, die vielleicht nie en vogue waren, selbst wenn es uns immer wieder weiß gemacht wurde. Dass dafür mindestens 28.225 Euro netto / 33.588 Euro brutto (CLA 200) angelegt werden sollten, für die es andernorts eine schöne Mittelklasse gibt, steht auf einem anderen Blatt.