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Dieselgipfel-Ergebnisse: Seehofer setzt Ultimatum für Umsetzung

04.08.2017 15:00 Uhr
Horst Seehofer dringt nach dem Dieselgipfel auf schnelle Ergebnisse für eine sauberere Luft.
© Foto: picture alliance / Nicolas Armer/dpa

Die Skepsis ist groß, ob die mit den Autobauern besiegelten Maßnahmen gegen Diesel-Fahrverbote ausreichen. CSU-Chef Seehofer will rasche Effekte sehen - und schärft für den Wahlkampf schon zusätzliche Instrumente.

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CSU-Chef Horst Seehofer bringt kurz nach dem Dieselgipfel mögliche zusätzliche Kaufanreize des Staates für sauberere Autos ins Spiel. "Ich gebe dem gefundenen Programm maximal drei Monate", sagte der bayerische Ministerpräsident der Deutschen Presse-Agentur in München. Sollten die Gipfel-Beschlüsse bis dahin nicht zu nachweisbaren Verbesserungen der Luft führen, müsse der Bund zusätzliche Maßnahmen ergreifen. Um Fahrverbote in Städten zu vermeiden, bleiben auch weiter Umbauten an Motoren im Gespräch, die über die von der Branche zugesagten Software-Updates hinausgehen.

Das Bundesumweltministerium hält den von Seehofer geforderten schnellen Rückgang der Stickoxid-Belastung in Städten nicht für realistisch. "Eine messbare Verbesserung wird frühestens nach einem Jahr möglich sein", teilte ein Sprecher mit.

Seehofer sagte, entscheidend sei, wie die von der Industrie angebotenen Maßnahmen von den Autobesitzern angenommen würden. Sollte sich keine Wirkung entfalten, steige die Gefahr von Fahrverboten. Dann müsse der Bund eine "Umweltprämie" für alte Diesel anstreben. "Es geht um alle alten Autos, die ihrem damaligen Stand der Technik entsprachen, regelgerecht zugelassen sind, aber in den Städten für Probleme sorgen", betonte er. Denkbar wäre eine Kaufprämie analog zu Elektroautos. Deren Kauf wird derzeit mit bis zu 4.000 Euro bezuschusst - zu je 50 Prozent vom Staat und von den Herstellern. Die Nachfrage nach der E-Auto-Prämie ist bisher eher verhalten.

Hendricks hatte öffentlich finanzierten Kaufprämien bereits nach dem Dieselgipfel eine klare Absage erteilt. "Die von Herrn Seehofer immer wieder geforderten staatlichen Kaufanreize mache ich als Umweltministerin nicht mit", sagte sie nun der dpa. Die SPD habe sich klar dagegen ausgesprochen, dass der Steuerzahler einspringe. "Und ich bin ziemlich sicher, dass Herr Seehofer auch in der Union isoliert ist", sagte sie.

Bei dem Treffen von Bund, Ländern und der Branche hatten die deutschen Hersteller zugesagt, selbst "Umstiegsprämien" für Besitzer alter Diesel zu finanzieren, die sich ein saubereres, neues Auto kaufen. BMW will bis zu 2.000 Euro Prämie zahlen, Daimler je nach Fahrzeug einen "vierstelligen Betrag". Volkswagen bekräftigte am Freitag, eine Prämie für Diesel der Abgasnormen Euro 1 bis Euro 4 anzubieten, nannte aber weiterhin keine Einzelheiten.

Seehofer machte sich unabhängig davon dafür stark, auch über eine Reform der Kfz-Steuer nachzudenken. "Wir können nicht die alten Stinker steuerlich genauso behandeln wie die neuen Diesel", sagte er.

Für weniger Stickoxid-Ausstoß hatten die deutschen Hersteller beim Dieselgipfel Software-Verbesserungen bei rund 5,3 Millionen Dieseln der Schadstoffklassen Euro 5 und 6 zugesagt. Darunter sind allerdings auch 2,5 Millionen Autos von VW, für die nach dem Skandal um manipulierte Abgaswerte amtliche Nachrüstungen angeordnet wurden. Umbauten am Motor, die teurer wären, lehnte die Branche ab.

Fahrverbote nicht vom Tisch

Für die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sind solche Hardware-Umrüstungen trotzdem noch nicht vom Tisch. "Da ist für mich das letzte Wort noch nicht gesprochen», sagte sie. Es werde durchaus diskutiert, ob reine Software-Umstellungen ausreichten. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) schließt Umbauten zumindest als kurzfristige Lösung weiter aus. Diese müssten entwickelt werden, dann gäbe es eine längere Umrüstphase. "Das heißt, wir würden da über Jahre reden. Wir brauchen aber jetzt sofort Verbesserungen", sagte er am Donnerstagabend in Würzburg.

"Wir sehen die Gefahr der Fahrverbote durchaus", sagte auch Stefan Gerwens, Verkehrsexperte des Autoclubs ADAC, der "Berliner Zeitung" (Freitag). Mit den Software-Updates allein sei es nicht zu schaffen, Fahrverbote zu vermeiden. ADAC-Technikchef Reinhard Kolke sagte der "Hamburger Morgenpost" (Freitag), es reiche nicht, nur den Besitzern von Euro-5- und Euro-6-Dieselfahrzeugen Software-Updates anzubieten.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) schließt Umbauten an Dieselmotoren zumindest als kurzfristige Lösung weiter aus. "Hardware-Umrüstungen, soweit sie überhaupt bei Fahrzeugen gehen, müssten entwickelt werden und dann haben wir eine längere Umrüstphase. Das heißt, wir würden da über Jahre reden. Wir brauchen aber jetzt sofort Verbesserungen", sagte Dobrindt am Donnerstagabend bei einer Wahlkampfveranstaltung in Würzburg. Er gehe davon aus, dass die beschlossenen Maßnahmen zu einer erheblichen Verbesserung  der Luft in den Städten führen werden. Damit würden sich dann möglicherweise die anderen Diskussionen nicht stellen. "Aber wir lassen das offen."

Die Grünen forderten die anderen Fraktionen im Bundestag auf, neue Klagerechte noch vor der Bundestagswahl einzuführen. Sie sollen Autobesitzern in der Diesel-Affäre gemeinsame Klagen gegen Konzerne ohne große Risiken und Kosten ermöglichen. "Wir haben bei der Ehe für Alle gesehen, wie schnell Politik reagieren kann, wenn die Einigkeit groß ist", sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt der dpa. Aus Unionskreisen hieß es, vor der Wahl am 24. September sei kein sorgfältiges Gesetzgebungsverfahren mehr möglich. Justizminister Heiko Maas (SPD) hatte im vergangenen Jahr einen Entwurf vorgelegt.

Handwerk: Fahrverbote für Diesel vermeiden

Das deutsche Handwerk hat die Autoindustrie aufgefordert, Dieselmotoren schnell umweltfreundlicher zu machen. "Nur wenn alle schnell und koordiniert handeln, lassen sich die Grenzwerte erreichen und Fahrverbote vermeiden", sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, am Freitag in Berlin. Ein Fahrverbot wäre für viele Handwerksbetrieb existenzbedrohend.

Er nahm damit Stellung zu den Ergebnissen des Dieselgipfels am Mittwoch. Dort hatten die Autobauer eine kostenlose Nachrüstung von rund 5,3 Millionen Dieselfahrzeugen der Schadstoffklassen Euro 5 und Euro 6 durch Aktualisierung der Motor-Software angekündigt.

Wollseifer sagte, Software-Updates seien "ein erster Schritt und müssen jetzt sehr schnell umgesetzt werden". Das Handwerk könne seinen Fuhrpark nur dann schnell modernisieren, wenn es Rechts- und Planungssicherheit bekomme. Aus Mangel an Alternativen seien die meisten Betriebe bisher mit Dieselfahrzeugen unterwegs. Nötig seien jetzt "wirklich saubere Diesel".

Die Branche sei auch für neue Techniken offen. "Bisher ist das Angebot für leichte Nutzfahrzeuge mit Elektro-, Gas- oder Wasserstoffantrieb noch unzureichend, auch wenn es sich bereits bessert und so auch für die Betriebe interessant wird", beschrieb der Handwerkspräsident die Lage. (dpa)

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KOMMENTARE


Rudi S.

04.08.2017 - 10:11 Uhr

Gut dass in 3 Monaten die Wahl vorbei ist, dann ist es auch völlig egal, ob noch etwas umgesetzt wird. Hätte Hr. Seehofer wirklich vor etwas zu unternehmen, müsste er es schon heute tun, da hinlänglich bekannt ist, dass die Softwareveränderungen nahezu nichts bewirken.


Peter Trümper

04.08.2017 - 13:33 Uhr

Also in 3 Monaten soll bessere Luft sein. Wie soll das funktionieren?Die Updates sind noch nicht fertig, sagen wir mal das wird in 4 Wochen soweit sein, dann die Kunden anschreiben, Termine in Werkstätten machen, alles durchführen, geht nicht in 3 Monaten. Ich denke mal, bis 90% der Fahrzeuge das Update haben, vergeht mindestens 1 Jahr.


Diesel Fan

04.08.2017 - 14:18 Uhr

Es ist wie immer. Bei jedem Thema gibt sich Herr Seehofer als Anwalt der gerade in der Öffentlichkeit dargestellten Opfer aus. Ich erinnere nur mal an die Energiewende. Zuerst wollte er 2011/12 immer mehr Windkraftanlagen (1500 aus dem Stand). Als die Bevölkerung dann die Verspargelung Bayerns fürchtete wurde Kurzerhand umgesattelt und die Abstände zwischen Anlage und Bebauung auf ein Maß erhöht, die Neuansiedlungen von Windkraftanlagen quasi kaum mehr möglich machen. Beim Diesel wurde, natürlich vorab, ein medienwirksamer Krisengipfel nur für Bayern einberufen. Ohne echte Ergebnisse. Nun hat das Ministerium (das von seiner Partei geführt wird) auf Bundesebene erneut einen Krisengipfel einberufen. Wieder ein Ergebnis, dass die Problematik auch nicht allein lösen kann. Heute wird diesen Teilnehmern wieder medienwirksam eine Frist gesetzt, obwohl auch er als ausgewiesener Autolaie wissen müsste, dass in 3 Monaten keine signifikante Verbesserung der Luftqualität erzielbar seien wird. Allein die Softwareupdates werden Monate, wenn nicht Jahre brauchen um auf alle Fahrzeuge aufgespielt zu werden. Austausch von alten Dieseln wird auch mit der von ihm geforderten stattlichen Umweltprämie viele Monate bis Jahre benötigen und nicht schon im Oktober zur Luftverbesserung führen. Sein CSU Mitglied und Minister in Berlin Alexander Dobrindt hatte in seiner Amtszeit genügend Möglichkeiten, das Thema frühzeitig anzugehen. Erst durch Dritte und die Medien wurde man auf Missstände aufmerksam (oder konnte sie nicht mehr leugnen). Und selbst dann hat man eher lasch reagiert. Nun gibt es keine sofortige und schnell greifende Patentlösung und steht vor dem Scherbenhaufen seiner Politik. Es wäre schön, wenn Herr Seehofer einmal konstruktiv an der Problemlösung mitarbeiten würde und nicht immer nur mit markanten Forderungen werbewirksam seine Person ins Rampenlicht stellen würde. Um aus der jetzigen Situation heraus zu kommen, müssen alle zusammen mit vielen abgestimmten Maßnahmen die Karre aus dem Dreck ziehen. Hersteller, Handel und Service, aber auch die Verbraucher und die Politik. Soweit ich informiert bin, ist der König in Bayern tot. Wer sagt das endlich einer dem Horst?


UE

04.08.2017 - 14:28 Uhr

@Rudi: Sie behaupten, es sei "hinlänglich bekannt", dass die Softwareveränderungen "nahezu nichts bewirken". Das Problem ist: Sie haben vergessen zu erwähnen, dass es AN STAMMTISCHEN und vielleicht in der BILD hinlänglich bekannt ist. Leute, die sich damit auskennen, erzählen solchen Unsinn nicht. Aber in Ihrem Universum ist eh alles irgendwie schlecht... Wandern Sie doch nach Amerika aus! Da gibt gaaaanz viele sehr sparsame und umweltfreundliche Autos! Überhaupt sind die Amerikaner ein sehr umweltfreundliches Volk! Deshalb sind sie ja auch aus dem Klimabkommen ausgestiegen! Ehrlich! Das haben die nur gemacht, weil sie sich in ihren Möglichkeiten eingeengt gesehen haben. Jetzt, wo sie ausgestiegen sind, können sie so richtig umweltfreundlich sein! Also genau IHR Land!


Detlef Rüdel

04.08.2017 - 15:55 Uhr

@UE in einer Demokratie, heißt es auch, die Meinung von anderen zu akzeptieren, ohne selbige unflätig zu belegen. Wenn Sie sich mit dem Thema Software Update richtig beschäftigt hätten, dann würden sie wissen, dass gerade einmal zwischen 4-6% von einer maximalen Reduzierung der nox werte auszugehen ist. Insofern, ist die Behauptung per se nicht grundsätzlich falsch. Daher sehe ich Ihre Äußerung massiv als übertrieben an. Sie werden sehen, dass das Software Update nicht den gewünschten erfolgt bringen wird....dass wird mit Sicherheit Herrn Resch von der deutschen Umwelthilfe weiter auf den Plan rufen. Und das ist völlig richtig. Darüber hinaus spricht niemand von den ca: 5,3 Mio Fahrzeugen welche mit Euro 4 unterwegs sind...welche da heißen: Opel, Ford, Kia, Peugeot, Renault, usw. usw...


Annotator

04.08.2017 - 16:23 Uhr

Bravo Herr Seehofer, Im Wahljahr sich nochmal so in Szene zu setzen ist Genial.Auf die Idee kommen die Wenigsten.


Werner Hamert

04.08.2017 - 16:24 Uhr

@ Diesel Fan, besser kann man es nicht formulieren. Leider wird das Stimmvieh der CSU und seinem Oberdampfplauderer wieder zur absoluten Mehrheit verhelfen. Die bayerischen Wähler sind genauso schlau wie die amerikanischen Wähler, denen kann man vor der Wahl einfach alles versprechen.


Manfred Wiehe

04.08.2017 - 17:39 Uhr

Seehofer ist ein unglaubwürdiger Schwätzer. Was hat der schon alles gefordert und an Ultimaten ausgesprochen und immer kläglich versagt. Der soll sich nach seinem Ableben mal lieber nicht in die Nähe von FJS wagen. Das die Bayern den noch tolerieren ist nicht zu fassen.


Karl-Heinz Scherer

05.08.2017 - 09:40 Uhr

Eine Flut von völlig differierenden Informationen aus allen Ecken: das Thema wird mit jedem Tag unübersichtlicher und unverständlicher. Nach wie vor mangelt es von Seiten der Verursacher und der aufgeforderten Verbesserer an einer tatsächlichen, kompakten, plausiblen und gewollt machbaren Erklärung zur Umsetzung. Soll die überhaupt stattfinden?Ich verzichte auf die Kenntnisnahme weiterer Statements von Automobil-herstellerseite, Politik, Verbänden, Institutionen, etc. so lange, bis endlich Definitives vorliegt. Und zwar für eine wirklich nachhaltige und vernünftige Lösung des Problems. Technischer Fortschritt, Umwelt, Bereitschaft zur Optimierung, u.s.w. spielen wohl bisher keine Rolle. Eher werden Autofahrer, Bürger, zahlende Kunden - und die Hauptsache Luftreinhaltung ignoriert; Dafür sind die bekannten Interessengruppen die 'Nutznießer'.


Erwin Tischler

06.08.2017 - 23:16 Uhr

Sehr geehrter Herr Seehofer, Sie sind ein Populist durch und durch, aberwenn einer Ihrer Finger auf die anderen zeigt, dann zeigen 4 Finger auf Sie selbst. Was ist denn mit der grünen Welle in den Städten? Was ist den mit den Tempo 30 Zonen, wo man in den 2. Gang muß, bremsen, beschleunigen, Feinstaub? Was ist denn mit den Taxen? Warum fahren die nicht mit Gas, Strom, oder Biodiesel? Weil Frau Merkel den Biodiesel durch "Beimischung" abgeschafft hat, damit der Staat auch für diese Menge Mineralölsteuer kassieren kann! Tun sie doch nicht so scheinheilig und schieben die ganze Verantwortung den Autobauern zu! Sie, die Politik sind doch diejenigen, die diese unsinnigen Prüfverfahren erfunden haben, die jedoch völlig unrealistisch sind und mit der Praxis nichts zu tun haben. Hören Sie doch auf, jede Woche neue Forderungen zu stellen. Denken Sie doch liebe mal über das GMG nach, welches Sie mit Ulla Schmidt "verbrochen" haben!


egon samu

07.08.2017 - 07:30 Uhr

Wenn rückgratlose Populisten und Schoßhündchen Merkels endlich den Mund halten würden, wäre im Sinne einer suberen Umwelt wenigstens die Verschmutzung durh Politparolen vermieden. Ehemals als bayrischer Löwe gestartet endet Seehofer als Bettvorleger der diktatorischen Kanzlerin.Wer wählt denn sowas?


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